""31- MITTHEILUN GEN WEI- Fünfter Jahrgang. 15. Decbr. 1869. k. k. österr. Museums für Kunst 81 Industrie. (hlonatschrift. für Kunst S: Kunstgewerbe.) (Am 15. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr 3 d. ö.W. Baedacteur Bruno Busher. Expedition von C. Ger0]d's Sohn. Man abonnirt irn Museum, bei Gerold ä Camp" durch die Pnstnnstalten, sowie durch alle Buch- und Kunsthandlungen.) lslulz: Usber 115ml und Gemein. - Bncher- Revue. - Vorlesungen im Museum. - Kleinere Mitthci- luugen. - Priuumentienl-Elnlsdung. (Hierzu eine Beillsge in u" Stärke eines halben Druskhogeul.) Ueber Mörtel und Cement. Zwei Vorlesungen von H, Hlasiwetz, gehalten im Oesterr. Museum für Kunst und Industrie am 25. November und 2. Decemher 1869. I. Die Erfindung des Mörtels fällt in jene ferne Zeit altegyptischer Cultur, über welche wir statt zuverlässiger Geschichtscbreibung nur sagenhafte Ueber- lieferungen haben. Der Mörtel ist mit einer der besten Zeugen, dass diese Cultur eine höchst bedeutende, weit vorgeschrittene war. Alle späteren Zeiten, unsere jetzige mit inbegriifen, haben an der vön dorther überlieferten Bereitung des Mörtels nichts zu ändern vermacht, und wir benützen heute noch dieselbe Mischung von gelösch- rem Kalk und Sand, unsere Bauten zusammen zu kitten, wie die Egypter während und vor der Herrsehaft der Pharaonen. Der Erfindung des Mörtels aber musstvn gewisse Erfahrungen über das Verhalten des kohleusauren Kalkes in der Hitze und über die Veränderung des gebrannten oder ätzenden Kalkes an der Luft, für sich und in Mischungen mit andern Substanzen vorausgehen, die nur ein sehr entwickeltes Beobachtungstalent machen konnte, und alles wohliibcrlegt, ist der Erfinder des Mörtels als einer der grössten Förderer aller menschlichen Cultur überhaupt zu preisen. Egypvar und Phönizier waren es auch, die nicht nur den Stein durch Mörtel zu kitten verstanden, sondern die sich auch für den natürlichen Stein ein künstliches Surrogst in den Bscksteineu oder Ziegeln schufen. Die Anwendung des Mörtels, der unter allen Umständen ein Kuustproduct ist, scheint übrigens erst auf die des Erdpechs oder Asphalts gefolgt zu scin, welches, wie man aus der Unter- suchung der Reste von Babylon und Niniveh weiss, wahrscheinlich zu allererst zu gleichem Zwecke benützt wurde. Die Pyramide des Cheops ferner ist mit einem Gemisch von Nilschlamm und gebranntem Gyps gemauert, und auch das Verhalten des Gypscs vor und nach dem Brennen war also bei den Egyptern schon eine bekaute, wohlausgeniitzte Thatsachc. Von den Römern, die so sehr von egyptischer Cnltur zehrten, und die Vermittler derselben nach allen Richtungen hin wurden, besitzen wir die ältesten historildsen Documenta über die Herstellung des Mörtels in den Werken eines gewissen. Msreus Portius Oato, die man auf 200 Jahrc vor Christa dstirt, und