61 wachsen. Allein diesen ist ein Zug von Grösse und eine Eigenthiimlichkeit der Charak- teristik eigen, welche zu erreichen Bildhauer und Maler nur selten die Mittel finden. Der Einduss geschichtlicher Voraussetzungen. durch welche die christliche Kunst sich von der ihrem ganzen Wesen nach idealen antiken Kunst unterschied, wurde noch gesteigert durch die spätere Periode des Christenthums mit ihren Kämpfen und Ereignissen. in denen nuch das Wunderbare direct oder indirect in die wirkliche Welt eingreift. Erst viel später tra- ten neben die historischen die idealen Gestalten des alten und neuen Testaments: Jehova, Chernbiru und Seraphim - die Himmelskönigin, die allegorischen Gestalten der christ- lichen Tugenden, des Bild der Kirche u. a. m. Schwer wiegt es ferner für die bildende Kunst, dass das Christenthum eine Weltreligion ist im Gegensstze zu den Volksreligiens-n. welche entweder mit den Völkern untergegangen oder doch auf gewisse Stämme beschränkt geblieben sind, wie Muhamedanisn-ius und Mnsnismus. Die völkerverbindenden Ideen des Christeuthurns bereiteten der modernen Civilisation den Boden. Die Kunst spricht nun eine iibernll innerhalb der christlichen Welt verständliche Sprache, die christliche Sitten- lehre viel mehr als die Glnnbenslehre driickt allen Kunshlchöpfvmgen ihren unverkennbaren Stempel auf. auch denen, welche antike Steife behandeln und nntike Vorbilder gehabt haben. Denn das Christenthum gipfelt nicht wie das Griechenthnm in der Kunst, sondern in der ethischen Lebensbasis. Darum haben in der christlichen Kunst sich auch vorzüg- lich jene Kunstgattungen entwickelt, welche Seelenstimmung. Empfindung. Gemiithstiefe zum Ausdruck bringen, Architektur-und Malerei, während die Plastik wohl zu verschie- denen Zeiten. wie im fünfzehnten und sechszehnten und zu Ende des achtzehnten Jahr- hunderts, durch die Opposition gegen das einseitige Dorniniren der Ferbe empor-gehoben wurde, aber immer bald wieder gegen die Farbe zurücktreten musste, die schon als phy- sikalisch wirkende Macht fähig ist Gefühle anzuregen, um so mehr, wo sie der Kunst als Medium dient. Die Schlusswerte dieses Vortrages bildeten bereits einen Uebergsng zu dem vierten, welcher das Ringen der Künstler und Knnstgelehrten mit der Baubureaukrnl-ie in Oester- reich in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts , den Anbruch eines neuen Tages mit dem Bau der Altlerchenfelder Kirche. die Thlitigkeit Ernst's, Ferstr-Ps und Friedrich Schmidfs rbesprsch und die Bedingungen, unter welchen eine fernere gedeihliehe Entwickelung der Kunst in der Kirche zu hoGen sei: ein ernsteres Verhältuiss zum Christenthurn in Oester- reich überhaupt, Andnuer der jetzigen auf Erziehung zur Kunst gerichteten Bestrebungen im Schousse der Kirche, Wahrung der Kunst vor dogmatischen nder philosuphischen Ten- denzen, rechte Würdigung der anderen Künste seitens der Architekturß Kleinere Mittheilungen. (Geschenke an das Museum.) Aus der Sammlung des Herrn G. Ritter v. Schwarz, gewesenen amerikanischen Consuls, wurden von dessen Witwe Frau Anna v. Schwarz vier werthvolle Marmcrreliefs zum Geschenke gemacht. Darunter befinden sieh die beiden Köpfe in Relief. wahrscheinlich Florentiner Arbeit des 15. Jahrhunderts, die hier gefunden in dem Besitz des Baron Cl. v. Hügel gewesen sind, bevor sie von Herrn Ritter v. Schwarz erworben wurden. Ausserdem wurden dem Museum von Seite der Direction des South-Kensington-Museums die beiden in der Bücher-Revue angezeigten Praebtwerke, von Herrn Baron Sehwarz-Senborn in Paris eine Sammlung Drucksehriften der Trelalfschen Jiicole d'architecture", der ..Uninn centrale" und die "Revue internatinnale de Part et de 1a curiosite" zum Geschenke gemacht. (Preisaussc-hreibung.) Der n. Gewerheverein hat in seiner Sitzung vom 23. November beschlossen. für die Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums zwei Preise von 50 H. auszuschreiben, welche zu Ende des Schuljahres 1869f7O in den Fachschulen fTir Baukunst und für Blu- menrnalerei verliehen werden können. Und zwar sollen die Zöglinge be- theilt werden, welche nach einer Aufgabe den besten Entwurf eigener Erfindung liefern, da es der Zweck dieses Preisansschreibens ist, das er-