415 die sie uns so überaus werthvoll macht. Offenbar ist sie bedingt durch die Fähigkeit der reinen Thonerde, des sog. Aluminoxydhydrats sowohl, wie durch die des Kieselsäurehydrats, jene Aggregatform anzunehmen, die wir gallertig nennen. Es ist der Zustand einer unendlich feinen Ver- theilung bei vollständiger Amorphic, wodurch diese Verbindungen die Fähigkeit erhalten, ausserordentlich grosse Mengen von Wasser zwischen sich einzuschliessen, so dass ein gewisses Aufgequollensein dadurch ent- steht, welches ganz charakteristisch für dieselben ist. Entfernt man dieses Wasser durch Trocknen, so schrumpft die früher kleisterartige Masse auf eine ganz geringe Menge eines pulverigen oder erdigen oder gummi- artigen Restes ein. Einmal ganz ausgetrocknet nimmt das Thonerdehydrat oder die auf nassem Wege bereitete Kieselsäure, jedes für sich, die Gallertform nicht wieder an, wenn man Wasser hinzubringt; sind aber beide zu kiesel- saurer Thonerde verbunden, so verbleibt der trockenen Masse die Fähig- keit, eine grosse Menge Wasser aufzusaugen und durch dasselbe, wenn auch nicht gallertig, so doch zähe und plastisch zu werden. Ihr Volumen vergrössert sich dadurch beträchtlich, und ebenso ver- kleinert es sich wieder, wenn die feuchte Masse austrocknet, oder wie man sich in diesem Falle ausdrückt, sie schwindet. Sie schwindet um so mehr, je fetter sie war, und war sie geformt, so verzieht sie sich dabei und bekommt wohl auch Risse und Klüttungen. Fette Thone sind darum sehr schwierig und unsicher zu verar- beiten; viel leichter aber die magem, oder die, durch indiffereate Zu- thaten, wie fein gemahlenen Quarz, Sand, Feldspath u. dgl. mager ge- machten. Die Magerkeit darf natürlich nicht so weit gehen, dass die Bildbarkeit darunter leidet; dann aber trocknen sie schnell, schwinden nur wenig und behalten ihre Form, ohne zu reissen oder Sprünge zu bekommen. Jedermann. kennt das Aussehen und die Eigenschaften bis zu diesem Punkt gearbeiteter Massen. Sie sind ausserordentlich porös, saugen sich an die Zunge an, sind höchst gebrechlich und zerfallen mit Wasser wie- der, wenn auch nicht gerade zu einem Thonbrei, der sie früher waren, doch zu zerbröckelten Stücken. An einem ungebraunten Ziegel lassen sich diese Verhältnisse alle aufzeigen. Es ist auch allgemein bekannt und gehört zu den ältesten Erfah- rungen, dass diese nur getrockneten und darum sehr losen zerbrechlichen Thonmassen wesentlich an Dichtigkeit und Härte gewinnen, wenn man sie bis zum Glühen erhitzt, oder wie man sagt "brennt". Ich erinnere noch einmal an den gebrannten Ziegel und seine Eigen- schaften gegenüber denen des nur getrockneten, ungebrannten. Er ist nunmehr fest, hart, klingend geworden, und wenn er auch noch porös