418 Es venüth sich in dem Verhalten des Thons in höherer Temperatur auch ganz deutlich seine Abstammung vom Feldspath. Auch dieser ver- liert wesentlich an spec. Gewicht, wenn man ihn schmilzt, sowie auch das spec. Gewicht des Thons beim Brennen abnimmt. „Der Thon, welcher durch nasse Zersetzung des Feldspaths ent- standen ist, enthalt die Kieselsäure in derselben Cohäsion wie der Feld- spath und daher seine Üulöslichkeit in natürlichem Zustande; durch Glühen geht die Kieselsäure theilweise in die amorphe, weiche Modifi- cation über, daher die Zersetzbarkeit des schwach geglühten Thone durch starke Säuren. Durch heftiges Glühen geht die Thonerde in die dichte, unlösliche Form über, und daher die Eigenschaften der Töpferwaareu." (Mohfs Geologie.) Der reine Tbon erfordert zum eigentlichen Schmelzen eine Tempe- ratur, die weit über der durch unsere Oefen erzeugbaren liegt. Unsere Ofentemperaturen reichen eben nur hin, ihn zum Sintern zu bringen. In dem Masse aber, als die Thone Beimengungen enthalten, die leichter schmelzbar sind als er selbst, also z. B. unzersetzten Feldspath, Gyps, phosphorsauren Kalk, Alkalium enthaltende Mineralien, ferner freie Kiesel- säure und zugleich Oxyde, wie Eisenoxyd z. B., die mit ihr leichter schmelzbare Silicate geben, in dem Masse werden die Thone nicht nur leichter sintern, compacter, dichter und härter werden können, sondern sogar ein halbgeschmolzeues Aeussere und einen entsprechenden Bruch zeigen. Sie errathen, dass mit der Zunahme solcher schmelzbarer Verbin- dungen sich die gebrannten Massen immer mehr dem Glase nähern, welches in seiner reinen Form gewissermussen der Gegensatz zu den Thouwaaren ist. Das Glas ist ein Doppelsilicat von kieselsaurem Kalk und kieselsauren Alkalien mit nur Spuren kieselsaurer Thonerde, Eisen- oxyd, Mangan u. dgl. Der Thon dagegen ist seiner Hauptmasse nach kieselsaure Thon- erde, und das, was die Schmelzbarkeit des Glases bedingt, ist in ihm entweder nur spurenweise oder doch nur in solchen Mengen vorhanden, dass nicht ein völliges Schmelzen, sondern nur ein Weichwerden und Sintern beim Erhitzen eintreten kann. Der echte eisenfreie Kaolin kann nur durch einen Zusatz von na- türlichem Feldspath (der für sich glasartig schmilzt) jenen Grad von Schmelzbarkeit bekommen, welcher dem Porcellan das Durchscheinende, das "Fleisch" gibt, während die reine, unschmelzbare Porcellanerde als das "Gebein" erscheint. Indem nun dieser natürliche Feldspath mit der, in ihm enthaltenen, verdichteten Kieselsäure zu immer höheren Graden erhitzt wird, muss sein spec. Gewicht abnehmen, und dadurch erklärt sich die eigenthüm- liche, zuerst von Brogniart, dem berühmten Chemiker der Porcellanfabrik