Palastes." Aehnliches kömmt mehrfach in den heiligen Büchern vor. „Ein tugendhafter Kaiser nimmt den Charakter der Menschen als das Feld seines Anbaues und die vier Thiere zu seinen Vertrauten" etc. (Li-ki. Cap. VIII.) Zwar nicht zu dieser aristokratischen Familie der Mythengeschöpfe gehörig, aber trotzdem eine der häufigsten Erscheinungen und allerwegen zu finden, so gut vor den Thoren der Tempel in riesiger Grösse wie als knopiihnliche Handhabe auf den Deckeln der Vasen, ist das sicher allen meinen Lesern wohlbekannte Unthier mit löwenartigem Kopfe und Mähne, breitem, grinsenden, mit gewaltigen Zähnen bewaffneten: Rachen, mächtigen Tatzen und einem meist in einem stylisirten Haar- büschel endigenden Schweife: der sogenannte „Hund des F0". Er wird gewöhnlich in Europa der chinesische Löwe genannt; der Löwe aber ist ein in China nur wenig gekanntes Thier, und es ist zweifelhaft, ob ursprünglich der Typus des Löwen dem Fohunde zu Grunde gelegen hat. Hingegen erscheint er überall als Wächter und Hüter der unter seinen Schutz gestellten Gegenstände, eine Bedeutung, die namentlich sein japanesischer Name Koma-iuu, d. h. Wachhund, völlig klar werden lässt. Zuweilen ist er auch in kleinen Sculpturwerken u. dgl. von einem oder einigen seiner Jungen begleitet, mit denen er nach Hundeart spielt; überhaupt scheint er trotz seines grimmigen Aussehens gemüthlich humo- ristischen Anwandlungen nicht unzugänglich zu sein. Sonst lässt sich über ihn nicht viel sagen, als dass er als Reitthier einer Göttin von etwas dunkler Berufssphäre (Ti-tsaü-waü?) fungirt, auch einen runden oder ballenartigen Gegenstand unter seiner rechten Tatze hält, den ich aber zu erklären ausser Stande bin. S0 phantastisch, unwahrscheinlich und unorganisch die Gestalten ihrer Fabelwesen sind, mit ebensoviel Wahrheit, feiner Naturbeobachtung und Naivetät der Auffassung wissen die chinesischen und namentlich auch japanesischen Zeichner die Formen und charakteristischen Bewegungen wirklich lebender Thiere und Menschen oft mit wenigen geistreiehen Strichen wiederzugeben. Besonders Vögel, wie Hühner, Rebhühner, Fa- sanen und Pfauen, sind häufig mit einer überraschenden und reizenden Lebendigkeit hingewoxfen, und in Tusche oder Holzschnitt ausgeführt er- innern solche Blätter mit ihren festen, empfundenen Strichen an die Handzeichnungen niederländischer Meister des siebzehnten Jahrhunderts. Selbst in so widerstrebenden Materialien, wie im Zellen-Email, wo das genaue Biegen der Metallfälden so viel Schwierigkeiten verursacht, sobald an die Schönheit der Centour irgend höhere Anforderungen gestellt wer- den, gelingt ihnen immer noch eine Klarheit, Bestimmtheit und Eleganz des Umrisses, die erstaunlich ist. Freilich müsste man diesen Naturalis- mus gerade hier wiederum nicht völlig an seinem Platze finden, wenn man sich berufen fühlte, vom Standpunkte nach Gesetzen der Logik ent-