255 sichtbar, wenn man nach Einstellen derselben mittelst der Verzahnung und dem Trieb, das fremde störende Licht durch ein um den Kopf geschlagenes Tuch abhält. Bei der Aufnahme des Bildes setzt man nun, nachdem es auf seine schärfsten Contouren eingestellt ist, an die Stelle dieser Glasplatte die lichtem- pfindlich gemachte Aufnahmsplatte, die, in einer dachen Cassette vor dem Licht verwahrt, durch einen entsprechenden Falz oder Spalt eingeschoben wird. Der Deckel dieser Cassette lässt sich durch eine einfache Vorrichtung in der Camern selbst abziehen, oder aufklappen, so dass die empfindliche Platte eben so schnell dem Licht exponirt, als dieses wieder von ihr abgehalten werden kann. S0 ist der Apparat in seiner einfachsten Form beschalfen. Für die Auf- nahme der kleinen Visitkarten-Porträts hat man ihn auch wohl mit zwei, sogar mit vier Objectiven versehen, um auf einmal mehrere Bilder zu erhalten, zwischen denen man dann wählen kann. Auch mittelst eines einzigen Objectivs lassen sich schnell hintereinander mehre Aufnahmen auf derselben Platte machen, wenn man der Cassette eine Einrichtung gibt, dass sie von rechts nach links und von oben nach unten verschiebbar ist. Man kann dadurch mehrere Aufnahmen erhalten, welche verschiedenen Stel- lungen entsprechen. Endlich versieht man die Apparate, die zur Aufnahme von Stereoskop- bildern bestimmt sind, jetzt durchgängig mit zwei Objectiven. " Dieses vorausgeschickt, fordere ich Sie nun auf, mit mir in das Atelier eines Photographen einzutreten und ihm bei seinen Arbeiten zu folgen. Einige Auskünfte, mit denen ich sie noch begleiten will, werden genügen, sie uns ver- stündlich zu machen. Wir müssen uns fünf Treppen hoch bemühen, denn der Photograph in der Stadt ist genöthigt, Regionen aufzusuchen, wo die Dächer der umstehenden Häuser ihm nicht das Licht wegfangen, welches von den unteren Theilen des Himmels kommt. Es fallt uns nicht mehr auf, dass das Licht des Zimmers oder Salons, welches zur Aufnahme z. B. eines Porträts bestimmt ist, durch blaue Scheiben fällt und mit blauen Schirmen und Gardinen gedämpft werden kann. Die blauen Scheiben verschlucken die chemisch unwirksamen gelben, rothen u. s. w. Strahlen und gestatten nur den blauen, chemisch wirksamen den Durch- gang, die zu dem Process nothwendig sind. Der Künstler nöthigt die Person, vor seiner Camera Positur zu nehmen; er stellt sein Objectiv ein, und um ein scharfes Bild des Objccts auf der matten Glasrückwand der Camera zu sehen, hält er mit einem über den Kopf geschla- genen Tuch das fremde Licht möglichst ab. Er arrangirt Haltung, Faltenwurf u. dgL, vermeidet, dass Hände und Arme zu weit verstehen und hat endlich eine Stellung ermittelt, in der er Licht und Schatten, Gauz- und Halbtöne möglichst künstlerisch vertbeilt glaubt. Er empfiehlt die eben gegebene Stellung so weit zu merken, dass sie, nach- dem er seine Vorbereitungen im Laboratorium getroffen haben wird, alsbald wieder eingenommen werden kann. Wir folgen indessen dem Photographen in seine Werkstätte, aus der uns ein fast betäubender Geruch entgegendringt. Der Raum, in dem wir uns befinden, gestattet keine schnelle Orientirung. Nur die Gegenstände in der Nähe des Künstlers erhalten eine dürftige Beleuch- tung durch eine Kerze , eine Lampe oder ein kleines Fensterchen, welches mit gelben Scheiben versehen ist, im übrigen ist er allseitig geschlossen und finster.