Wir unterscheiden, nachdem sich das Auge an die Dunkelheit gewöhnt hat, nur ein dürfüges Mobiliar. Ein Tisch, einige Wandgestelle mit Flaschen und Käst- chen, ein Wasserreservoir, ein Bottich für das Spülwasser ist ziemlich alles. Auf dem Tische stehen ein paar hohe, schmale, schwarze oblonge Trügs, dann einige flache viereckige Gefasse und ein Gestelle, auf dem sich, auf die Kanten gestellt, eine Anzahl Glasplatten befinden. Eine derselben fasst nun der Künstler vorsichtig an einer Ecke mit zwei Fingern der linken Hand und nach einem prüfenden Blick über ihre völlige Reinheit ergreift er mit der andern eine bereitstehende kleine, mit einer Flüssig- keit gefüllte Flasche, aus der er eine Quantität auf die horizontal gehaltene Platte susgiesst. Die Flüssigkeit diesst etwa wie Oel, und indem er die Platte vorsichtig wendet und neigt, bewirkt er mit grosser Geschicklichkeit, dass sie sich ganz gleishmüssig auf derselben verbreitet. Zuletzt hält er sie mit einer Ecke an die Flasche zurück, und lässt den Ueberschuss der Flüssigkeit in diese zurücktliessen und abtropfen. Wir werden sogleich inne, dass von dieser Flüssigkeit jener starke äthe- rische Geruch ansströmt, den wir gleich beim Eintritte bemerkten. Der Künstler hat indess kein Auge von seiner Platte verwendet und jetzt, wenige Seeunden nachdem er sie abtropfen liess, glauben wir zu bemerken, dass die früher durchsichtige nasse Platte wie durch einen leisen Hauch sich zu trüben beginnt. Darauf scheint er nur gewartet zu haben, denn indem er aus dem auf dem Tische stehenden schmalen dunklen Trogc, der aus Guttapercha gefertigt ist, einen, unten mit einem vorspringenden Rand versehenen Glasstreifen herauszieht, versenkt er die Platte, die er auf diesen Halter gelehnt hat, in die im Troge belindliche Flüssigkeit. Er zählt an seiner Uhr einige Secunden ab, hebt ebenso bedächtig wie er sie versenkte, die Platte wieder heraus, nimmt sie vom Halter und betrachtet sie schnell durch das Licht. Wir haben eben nur Zeit, zu bemerken, dass die Platte nunmehr aussieht, als ob sie von Milchglas wäre; eine ebenmässige weissliche Schicht bedeckt sie und lässt das Licht nur mehr trübe durchscheinen. Schnell und geschickt legt sie unser Künstler in eine flache Cassette und klappt einen federnden Deckel darüber. Damit ist seine chemische Vorbereitung zu Ende und wir begeben uns mit ihm in den Salon zurück. Den Act der eigentlichen Aufnahme kennen wir alle aus eigener Erfahrung. Wir erhalten eine definitive Stellung, noch einmal stellt der Photograph uns genau in den Brennpunct des Objeetivs, visirt uns zum letzten Male, empliehlt nun möglichste Regungslosigkeit, schiebt in einen dazugehörigen Spalt die Cassette mit seiner Platte als Rückwand in die Camera. drückt an einer Feder, die ge- räuschlos an der Platte wieder den Deckel aufschnellt, der sie bis dahin vor dem Lichte geschützt hat, so dass nun das Bild des Gegenstandes auf dieser sich ab- zeichnen muss. Nach der Exposition, die er nach Secunden bemisst, schliesst er, ohne dass wir es merken, wieder durch die Drehung eines Knöpfchens seine Cassette, er zieht sie aus dem Apparat, und erwartungsvoll treten wir mit ihm wieder an seinen Arbeitstisch in der Dunkelkammer. Erstaunt sehen wir, dass, wie er die Platte wieder aus dem schützenden Kästchen nimmt, diese so vollständig unverändert ist, wie in dem Moment, als er sie hinein verschloss. '