262 Weiber und Kinder, vornehme und Niedrige, Sclaven oder Neger vor- stcllend, sind gross und hinsichtlich ihrer Bekleidung bis ins Detail aus- geführt. Ausserdem begegnen uns in diesen Gemälden verschiedene Thier- liguren, wie Pferde, gezäumte und gesattelte Kameele, Vögel; ferner Pflanzen, Geriithsohaften verschiedener Gattungen und Formen, als: Stühle, Betten, Glasgefässe (Ampeln, Luster, Trinkbecher, Flaschen, Va- sen) und Musikinstrumente. Unter den vorgeführten Actionen des täglichen Lebens gehen die Trinkgelage der siindhaften Korangläubigen hier im Bilde Hand in Hand mit vielen anderen durch das Wort arabischer Dichter überlieferten Hymnen auf den Wein und dessen Vortreiflichkeit. Interessant und histo- risch merkwürdig ist ein Gemälde, worauf im Innern einer mit Säulen und Lampen geschmückten Moschee der abbasidische Imäm, in dessen historisch schwarzer Kleidung allerdings nur der Schalk Abu Seid von Serug steckt, von der Kanzel (minber) herab die knieenden Gläubigen anredet. Neben dem Imäm ist die schwarze Fahne (liwä) der Abbasiden aufgepilanzt ß). Nicht minder anziehend sind einige Bilder mit Zeltlagern in der WVüste oder mit den langsam dahinzielienden „Schill'cn" derselben, deren Passagiere weit behaglicher zu reisen scheinen, als in den kleinen engen Segelfahrzeugen die durch ihre nationale Weinpoesie dem zweiten Element vielleicht mehr entfremdeten Reisegenossen. Obwohl hinsichtlich der Technik der Bilder auch für den Maler das arabische Sprichwort, dass Jeder der Sohn sciner Zeit sei, gilt, so sind sie doch überaus lehrreich Hir die Geschichte der Malerei: namentlich im Vergleich zur damaligen persischen und christlich europäischen Maler- kunst bieten sie uns sehr belangreicbe neue und überraschende Gesichts- punkte. Gleich wichtig aber sind für uns noch, gegenüber den in Wien, Nürnberg, London und andern Orten aufbewahrten Ueberresten orien- talischer Gewebe und deren Imitirungen, die in diesen Bildern durch Zeichnung und Farbe so mannigfach vorgeführten Kleiderformen und Musterungen ihrer Steife. Letztere treffen wir von der einfachsten Art bis zu den prächtigsten Goldbrocaten mit Ptianzen- und Vogelbildem, geschmackvollen Arabesken und Inschriften. Turhanbinden von Musselin (schäsch) mit eingewebten Titeln (marküm bi-l-alkäb), Teppiche, endlich Vorhänge mit Inschriftenstreifen werden uns gleichfalls hier mehrfach geboten. Um nur kurz zu bemerken, finde ich eben in den StoBinschriftL-n ') „Unrl als sie ihm (dem ersten Abbusiüen) gehuldigt hatten, bestieg er schwarz gekleidet die Kanzel und redete zu dem Volke" (El-Mxkin, Hist. Sxrac. 94). Die erste von den Abbasiden zu Emissionuwecken nach Chorauu gesandte schwarze Fahne soll auf einer 19 Ellen hohen Lanze (ramh) befeatigt gewesen sein und den Namen Thall geführt haben.