275 In derselben Weise hat man die kleinen hlondbilder vergviissert und geradezu erstaunliche Copien dieses Gestirns erhalten. Es fehlte nun auch nicht, dass man, wic in diesem Falle dic grössten Objecte, so auch die kleinsten in seine photographische Gewalt zu bringen trach- tete, dass man nicht nur die Bilder, die uns das Fernrohr, sondern auch die. die uns das Mikroskop gibt, zu bannen, und uns so der Miihsamkeit und Unvollkom- menheit mikroskopischer Zeichnungen zu iiherheben versuchte. Die Vorrichtung dazu ist sehr einfach. Es wird nur an die Stelle des Auges, also über das Ocular des Instruments, eine kleine photographische Camera obscura mit ihrer Beobschtnngs- und Bildplatte angebracht, und man exponirt mit ziem- licher Lichtstärke und sehr empfindlichen Präparaten. Indessen sind aus mehreren Gründen die mikroskopischen Photographien noch nicht ganz vollkommen und es bedarf das Verfahren noch einiger Ver- bessernngen. Das Sonnenmikroskop, welches man Eir diesen Zweck auch angewendet hat, ist nur von einer sehr beschränkten Anwendbarkeit. Man sieht endlich leicht ein, dass die Photographie überall da noch die allerwichtigstcn Dienste zu leisten berufen ist, wo es gilt. das schnell Vergängliche, ja vielleicht den Moment zu tixiren, den Blitz, das Nordlicht, die Nehenmonde und meteorologische Erscheinungen der verschiedensten Art. In der That hat man sie auch schon hierzu benützt, man übergab ihr die Rcgistrirung von Barometer- und Thermometer, sowie Elektrometerschwankungen n. s. w., und sie wird bestimmt in kurzer Zeit ein ganz unentbehrliches Hilfs- mittel fiir wissenschaftliche Beobachtungen der mannigfachsten Art sein. Bis zu dieser Höhe hat sich aus kleinen Anfangen heraus diese wissen- schaftlich künstlerische Methode der Photographie entwickelt, die gerade uns doppelt interessant sein muss, weil sie ein Kind unserer eigensten Zeit und ihre Signatur ist, weil wir alle die Hnuptphasen ihres Entwicklungsganges mit erlebt haben und verfolgen konnten. Die photographische Camera mit ihrem Ohjectiv und ihrer empfindlichen Platte, wie sie auch optischerseits nichts ist als eine blosse Nachahmung unseres Augapfels mit seiner Linse und seiner Netzhaut, ist das Auge der Zeit geworden, das immer schaut und immer schauen wird, und jeden Eindruck behält und jedes Bild, da wo unser Schauen vergänglich ist und jedes Geschaute durch das Niichstfolgende wieder verwischt werden kann. Sie aber behält ewig treu, was sie einmal sah, und scheint bestimmt, das Werkzeug des Gedächtnisses der ganzen Menschheit zu werden. Vorlesungen im Museum. (Dir. v. Eitelberger: Ueher den Einiluss der Zeitereignisse auf die Kunstindushie; Jahresbericht.) Auch die Reihe der diesjährigen Vorträge eröEnete wie herkömmlich der Director des Museums. Er hatte den Einduss der grauen Zeitereignisse auf die Kunstindustrie überhaupt und die österreichische insbesondere als Themn gewählt. Zunächst wurde non- nutirt, dass die Siege der deutschen Wuifen die grössten politischen und wirthsehuftlichen Erfolge nach sich ziehen müssen. Uuternehrnungsgeist, Fleiss und Betriebsamkeit des Deutschen haben sich unter allen Himmelsstrichen Achtung versehaßt, die deutsche Wissenschaft hst Bürgerrecht in der ganzen Welt, die deutsche Handelsflotte ist die drittgrbsste. Und nun auch die innere Consolidirnng Deutschlands sich als Folge der gewaltigen Wslienthutsu vollzieht, darf man hoffen, dass die Deutschen wieder jene Welt- stellnng einnehmen werden, die wie vor dem dreißigjährigen Kriege inne hatten, und