Bücher-Revue. Die hervnrragendsten Kunstwerke der Schatzkammer des üsterr. Kalserhanses. Auf allerh. Befehl Sr. Majestät des Kaisers-unter Leitung des k. k. Oberstklimmerer- Amtes herausgegeben von Qu. Leitner. 1. Lief. Fol. Wien, 1870. Druck und Verlag der k. k. Hof- und Staatadruckerel. (B. K. 2890.) Die Publicatlon der Kunstwerke der Schatzkammer, deren erste Lieferung uns vor- liegt, gehört au den epochemachenden Leistungen der Gegenwart ähnlicher Art. Durch dieses Werk werden nicht nur die Kunstwerke der Schatzkammer in weiteren Kreisen bekannt, es wird auch eine Kunsttechnik eingebürgert, die, lange vernachlässigt, jetzt wieder zu Ehren kommt. Die sechs Tafeln sind radirt, meisterhaft - fügen wir hinzu - insbesondere wenn wir bedenken, dass die Künstler, welche radirten, früher wenig oder gar keine Uebung in dieser Kunsttechnik gehabt haben. Die sechs Tafeln stellen die österr. Ksiserkroue, den Reichsapfel und das Scepter, ein Schwert ans der Renaissance- zeit, die berühmte getriebene Schüssel von Christoph Jamnitzer, die Cocosnuassehale A. Schweinbnrgers und eine Schüssel von Lapis-Lazuli dar. Der Umschlag ist mit einem reizenden Ornamentrabmen versehen. - Das Werk ist auf 100 Blätter berechnet und er- scheint nicht im Buchhandel. Thomas von Kempvn, Vier Bücher von derliachfolge Christi. Görred Unber- setzung. Mit Originalzeichnungen von Jos. Ritter v. Führich, in Holz ausgeüihrt von K. Oertel. Leipzig, bei A. Dürr, Hi]. (B. K. 289-1.) Diese Ausgabe des Thomas von Kempen ist wohl das hervcrragendste illustrirte Werk, das in der jüngsten Zeit im deutschen Buchhandel erschienen ist, ebenso sehr wegen der Zeichnungen Führichä, als der Ausführung derselben in Holzschnitt durch K. Oertel. Druck und Papier sind vortreiflich. E. Ilerdile, Blliitter, Blumen und Ornamente auf der Grundlage einfacher geo- metrischer Formen. Stuttgart und Leipzig, bei O. Risch, 187i. (B. K. 29H.) Diese Sammlung von Ornamenten enthllt 68 Verlagen üir den Untenricht im Frei- Ihandaeichnen an Knnben- und Mlidchenschulen mit l-linleitung auf das Musterzeichnen an ndustrieschulen. Wir empfehlen dieses Vorlagenwerk des Prof. E. Herdtle unseren Lesern; es gehört mit zu dem Besten, was für Gewerbe- und Industrieschulen auf diesem Gebiete veröüentlicht wurde. Insbesondere in Oesterreich, wo in Mittel- und Gewerbe- schulen veraltete und auf falschen Methoden beruhende Zeichanvorlagen noch immer be- nützt werden, würden die Schulvorstiinde gut tbun, den Vorlagen Herdtle's ihre Aufmerk- samkeit in höherem Grade zu schenken, als es bisher der Fall war. Frlcdr. Flschbach, Album für Stickerei. Wien, im Selbstverlage [Kirntnerriug 3], 1870. (B. K. 268".) Dieses in Farbendruck ausgeführte Album enthält auf Z) Tafeln 130 Muster für Stickerei. Es empfiehlt sich vor vielen anderen Werken ähnlicher Art besonders dadurch, dass es stylisirte Flächcnornamente, entsprechend der Kunsttechnik der Stickerei, bringt, und die Modeornauxentik mit Reliefscbnttirungen und naturalistischen Darstellungen prin- cipiell ausschliesst. Wer auf den verschiedenen Ausstellungen, insbesondere in unserem Vaterlande, erfahren hat, welche unverstiindigen Vorlagen für Stickerei fast an allen unseren Miidcbenschulen nachgeahmt werden, wird lebhaft wünschen, dass die Schulbehörden end- lich einmal auch auf diesem ganz vernachllssigten Gebiete rationelle Vorlagen, zu welchen die FischbacEsehen zu zählen sind, eindringlich empfehlen. I1. Keklllö, Die Gruppe des Künstlers Menelacs in der Villa Ludovisi. Mit 3 Tafeln in Steindruck. Leipzig, bei W, Eugelmnnu, 1870. 4. (B. K. 2883.) Künstlern und Kunstfreunden ist die schöne Gruppe in der Villa Ludovisi in Rom bekannt, die früher Orest und Pylades, Phiidra und Hyppolit, jetzt Elektru und Orest genannt wird. Prof. Kekulä macht diese Gruppe zum Gegenstands einer eingehenden Untersuchung. Sie prüft den Kreis von Künstlern, die sich in den Zeiten Pompejus des