323 scheint, unerlässlich nothwendiger Vorlagewerke, wie der Werke von Herdtle, des Ornamentenwerks von Zahn, der deutschen Ausgabe der klei- nen Grammatik der Ornamentevon Owen Jones u. A. m. fehlen den Schulen in Steinschönau und Haida ofenbar die Mittel. Wir bedauern dies um so mehr, als diese Schulen im Centrum der österr. Glas- raEinerie liegen, über deren Bedeutung in diesem Organe mehr als Ein- mal eingehend gesprochen werden ist. Um die Schulbezirke Steinschö- nau und Haida gruppirt sich nicht nur fast die ganze der GlasrsHinerie zugewendete Hausindustrie Böhmens, sondern auch eine nicht unbedeutende Anzahl von Kunstgewerhen, welche sich an diese Industrie anlehnen. Und da ist es, soll der Glasdecor Böhmens sich von dem Ungeschmncke emancipiren, der unter dem gebildeten Publicum unter dem Namen „höh- mischer Geschmack" in Verruf steht, soll die Glasindnstrie Böhmens der neuauftretenden Concnrrenz Englands, Frankreichs und der Glasfabriken in Pr. Schlesien und Petersburg auch künitighin gewachsen sein -, unerlässlich, dass diesen Schulen, in den wohlwollendsten Absichten gegrün- det, von tredlichen Lehrern geleitet, auch jene Vorlagen zu Theil werden, welche Lehrer und Schüler ununterbrochen vor Augen haben müssen. Allerdings kosten diese Vorlagen einiges Geld. Aber bedenkt man, dass es die Industriebezirke in DeutsehVBöhmen, in Mähren und N. Oester- reich sind, welche -neben der Montanindustrie Steiermarks, Kärnthens und Oberösterreichs - die Monarchie concurrenz- und steuerfahig machen (in guten Jahren kommen allein durch die Gablouzer Quincailleriewaaren vier Millionen Gulden Silber iu das Land), so können die für Lehrmittel erforderlichen Summen gar nicht in Betracht kommen. Zu unserer grossen Genngthnungnirnmt das Schulwesenin diesen Gegen- den einenraschen Aufschwung. Nicht blos in Steinschönau und Haida, auch in Gahlonz und Reichennu entstehen Speeialschnlen, meist mit Unterstüt- zung des Handelsministeriurns. Gablonz ist das Centlrum der Quineaille- rieindustrie, die sich längs dem ganzen lserthale bis tief in das Riesen- gebirge hinein erstreckt; in Re i chenauwohnen Msler- 80 Maler, 30 Ma- lerinnen, 30 Lehrlinge und eben soviel Farbenreiber - die mit gemal- ten Heiligenbildem einen Handel nach Galizien, Russland, Bosnien, der Schweiz und den österreichischen Ländern treiben und 40 - 45.000 d, jährlich damit verdienen. Ueher die Holzschnitzschule in Hallein erhalten wir recht erfreuliche Nachrichten. Herr W. Schönhut leitet diese Schule seit Okto- ber 1870, und verwendet - leider noch eine Seltenheit in Oesterreich - als Grundlage beim Elemenmrunterrichte im Zeichnen die Herdtldschen Vor- lagen. Gegenwärtig zählt die Schule 20 Schüler, sämmtlich von Hallein ge- bürtig. Mit nicht geringer Mühe wurden die Leute zuerst dahin gebracht, eine Linie frei zu machen, und den Bleistift richtig in die Hand zu nehmen. Jetzt ist die Mehrzahl der Schüler soweit, das! mit dem Model- 17'"