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liren wird der Anfang gemacht werden können. Auch gewinnt die Be-
völkerung nach und nach Vertrauen zu der Schule; und sie wird, theil-
weise heruntergekommen durch die Audösung der Salinenarheiten, seit
Jahren der alt-einheimischen Technik des Holzschnitzens entwöhnt, sich
in den alten Geleisen bald zurecht finden.
Auch für das Grödener Thal wurden Vorbereitungen zur Grün-
dung der Holzschnitzschule gemacht. In Innsbruck waren einige fromme
Herren dagegen, die gegen den Aufschwung der Industrie in Tirol ein wie
uns scheint, ganz ungerechtfertigtes Misstrauen haben; im Grödener Thale
hinderten die Händler das Aufkommen der Schule. Diese stehen auf dem-
selben Standpunkte, wie einige Grossfabrikanten bei uns zu Lande, die
in jedem geschulten Arbeiter einen Concurrenten sehen, und ihre Arbeiter
und Gesellen wie Leibeigene betrachten, die nur dazu da sind, ihre re-
spectiven Geldbeutel zu füllen, aber selbst nie weiter kommen, am we-
nigsten selbstständig werden sollen. Diese Sorte von Grossindustriellen
müssen wir auf Schritt und Tritt bekämpfen. Das österreichische Museum
hat ein lebhaftes Interesse, jene Kleinindustrie, oder vielmehr jene Kunst-
industrie kleiner Leute zu fördern, auf derenSchultern überall ein wesentlicher
Theil der Erfolge der Kleinindustrie ruht. In Tirol geht glücklicher-
weise die Landesregierung mit dem hiesigen Handelsministerium Hand in
Hand; und in diesem Momente befindet sich als Stipendiat des Handels-
ministeriums der Tiroler Bildhauer, Hr. Demetz, in der Kunstgewerbe-
schule, der über Antrag der Tiroler Landesregierung, im nächsten Herbste
die Schule in Gröden zu leiten berufen sein wird.
In Oberösterreich ist leider alles ruhig; Niemand nimmt sich
dort der Hausindustrie der Holzschnitzer in der Ficchtau und der Ge-
werbeschule in Linz an. In Linz liebt man es viel zu sehr, das politische
Schlachtross zu tummeln, als dass man Zeit hätte, sich um Kleingewerbe,
Kunst- und Hausindustrie zu kümmern.
In Steiermark soll, wie es scheint, endlich mit den schlechten
Traditionen der dortigen Landesakademie ernstlich gebrochen und ihr eine
den praktischen Bedürfnissen des Landes entsprechende Richtung gegeben
werden. Unsere Leser sind in dieser Frage bereits orientirt. Aber wir
kommen demnächst ausführlicher auf dieses Thema. zurück.
In Mähren, speeiell in Brünn, herrscht reges Streben; Handelskam-
mer und Gewerbeverein wetteifern in Verbesserung der gewerblichen Zu-
stände; die Webereischixle ist in einem ebenso blühenden Zustande, wie
die von der Tuchmaeherinnuug getragene Webereischule in Reichenberg.
In Nieder-Oesterreich gehen ernsthafte und gesunde Bestre-
bungen und unklare neben einander her. Bei der Bedeutung, welche die
Kunstgewerbe in dem Kammerbezirke Nieder-Oesterreichs haben, werden
wir einschlägige Bestrebungen und insbesondere den Zustand des gewerb.
liehen Unterrichtswescns demnächst genauer betrachten müssen. Nur