iöi Beispiele gehören einer Sammlung an, welche Castellani in Neapel für das Kensington-Museum angelegt hatte. Eine gleiche, vielleicht noch in- teressantere, hat derselbe Kunstfreund vor Kurzem dem Oesterr. Museum zum Geschenke gemacht. An diese nationalen Poterien schliessen sich in grosser Auswahl ähnliche glasirte Thongefässe, welche tiir den Haus- und Küchengebranch niederer Ordnung bestimmt sind. Sie haben nichts Nationales, nichts Originelles, sondern vertreten etwa den Geschmack vor fünfzig oder sechzig Jahren in unschöner Erstarrung. Sie bilden den Uebergang zu den Fayencen. Vor wenigen Jahren noch waren Fayencen nur da im Gebrauch, wo das Porcellan zu theuer war oder wo es nicht in der rechten Weise hergestellt werden konnte. Die Kunst kam wenig oder gar nicht dabei in Frage, am wenigsten die eigentliche Luxusindustrie. Wie aber gerade in dieser Beziehung der Geschmack sich in so kurzer Zeit umgeändert hat, das lehrt diese Ausstellung in eminenter Weise. Zwar ist es eigent- lich nur England, welches in der grossen Poterienausstelluug mit Fayencen vertreten ist (denn die wenigen belgischen oder schwedischen Fayencen, oder was sonst noch da ist, fallen für das Auge ganz hinweg) und neben England noch Frankreich in seinem eigenen Bazar, nichtsdestoweniger erscheint auch so die Entwicklung, welche die Fayenceindustrie in den jüngsten Jahren genommen hat, eine wunderbare. Es gibt kein Genre alter Kunstfayenceu mehr, welches nicht imitirt wird oder zu neuen selbstständigen Schöpfungen angeregt hat. Man hat mit der Nachahmung der italienischen Majoliken begonnen, dann die Palissyarbeiten, die Henrydeuxwaare, die französischen und holländischen Faycncen, die per- sischen und indischen und nunmehr auch jede Art glasirter und ungla- sirter chinesischer und japanischer Thonwaare in den Kreis einbezogen. Es gibt Fabrikanten, wie Minton und Simpson, die es förmlich darauf angelegt haben, jede der zahlreichen und oft wohl verzweidungsvollen Farbenvarianten der Japaner und Chinesen auf ihren steingutartigeu Ge- fässen herauszubringen, und sie haben es mit höchst anerkennenswerthem Erfolge gethan, wie ihre entsprechenden Ausstellungen beweisen. Ueberwiegend unter all' diesen modernen Fayencen sind aber zwei Richtungen, bei den Franzosen die Imitationen ihrer weissglasirten Fayencen von Runen, Monsticrs, Marseille etc., bei den Engländern ein gewisses, nunmehr bereits sehr bekanntes Genre, das sich Majolika nennt und aus einer gemischten Imitation der italienischen und der französischen Majo- liken (d. b. der Palissyarbciten) hervorgegangen ist. Auf die ersteren kommen wir in einem folgenden Artikel zu sprechen, welcher der fran- zösischen Abtheilung besonders gewidmet sein soll. Das zweite, das englische Genre, lwgann als specitisches Lnxusgeräth; man kann es aber heute bei der V1 rschiedenartigkeit des Gebrauchs, dem es zu dienen hat, kaum noch so nennen, obwohl Colorit und Formen noch sehr darnach