488 S l vorbereiteten Masse, die Arbeit des Tüpfers und des künstlerisch oft hochgeschulten Porcellanarbeiters, so werden Sie sich als Zuschauer bei dieser Arbeit in den Modellirsälen der Fabrik, die wir jetzt betreten, ansserordentlioh ergtitzen und die Einfachheit und Zweckmüsigkeit be- wundern, die sich hier mit der Knnstfertigkeit zu einem überraschend schnellen Schaffen vereinigt, während Sie sich, wollte ich darüber spre- chen und erzählen, sehr bhld gelangweilt fühlen würden. Noch heute genügt zunächst die einfachste Vorrichtung, die, angeb- lich von Anacharsis ersonuene, Töpferscheibe, um den grössten Theil der kunstvollen Gebilde zu formen, die, kaum dass der Arbeiter einen Thun- klumpen auf den Scheibenkopf gelegt hat, nun, während er die Scheibe mittelst Schwungrad und Fussbewegung im Rotiren erhält, durch ein ge- schicktes Drücken mit den Fingern auf ihr entsteht, auf ihr wächst und die zierlichsten, gefatlligsten und zweckmässigsten Formen und Dimen- sionen annimmt, deren Gleichmäßigkeit er durch ein überraschend si- cheres Augenmass erzielt, welches er nur zuletzt durch Zirkel und Mess- stab und durch das Anlegen von Schablonen, die wie ein Hobel wirken, unterstützt. Sie sehen bei einem andern Arbeiterf, wie er Gegenstände, die ver- möge ihres elliptischen oder überhaupt nicht runden Querschnitts sich nicht auf der Scheibe darstellen lassen, mittelst eines Modells von Gyps formt, in das er ausgewalzte Thonlappen hineindrückt, wobei er sich eines Schwammes bedient, oder wie er den Lappen zuerst um einen Kern herumlegt, der dann in die poröse Form gedrückt wird, die die Feuchtig- keit bald so weit einsaugt, dass sich der Gegenstand nach Entfernung des Kerns mittelst eines kleinen Kunstgriifes leicht von ihr loslüsen lasst. Sie sehen weiter, wie er auf das schnellste und ebenmässigste mit einem Teller fertig wird, indem er eine Gypsform von dieser Tellermo- dellirung auf die Scheibe befestigt, einen Thonlappen in sie eindrückt, das Ganze rotiren lässt, und nun die Ränder und Kanten mittelst einer genau tiir die Dickenverhältnisse ausgeschnittenen und fest eingestellten Schablone ahdreht. Hier ist ein_Anderer beschäftigt, in Formen die Henkel, Ohren und anderen freistehenden Aneatzstücke zu pressen, die ein Gehilfe an die Schüsseln, Kannen und Töpfe mit etwas Schlicker, einem dünnen Masse- brei, ansetzt und befestigt. Dort zeigt man uns eine Schrauben-Presse, die manche Arbeiten noch mehr fördert als blosses Handformen. Teller, Schüsseln, Platten mit Hautreliefs, Lithophauien, Röhren, Stäbe und kurz eine Menge von Gegenständen quetscht sie in dem, aus Form und Kern bestehenden Gypsmodell, oder durch Metallschablonen lbrlaetzung auf der Beilage.