Mitlhalluuuen des k. llasterrßicll. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Am r. eine ieden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr l. 3.-
Redacteur Bruno Becher. Expedition von C. Geroldär Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold 61 Comp., durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr. 80. WIEN, l. MAI 1872. VII. Jahrg.
Inhalt Die Entwürfe Exr die Preinruedaillen der Wiener Weltausstellung. Permanente Ausstellung
von Kupferstichen, Hulzschnilten, Chromollthogra hlen etc. im Museum. Einiges uber die
Technik nnenralischer LacknrbeitemjSchlune. ussische Bestrebung zur Forderun der
Kunst ewerhe. Rechenscham-Benvht des Ausschusses des steiermhr Vereintes zur orde-
rung er Kunstgewerbe über das Vereinsjahr 187i. Bücher-Revue. Kleinere Mittheilungen.
Die Entwürfe ülr die Preismedaillen der Wiener Weltausstellung.
Ausgestellt im Oesterr. lliuseum.
Im Oesterr. Museum fand in diesen Tagen die Ausstellung der Ent-
würfe für die Preismedaillen der Weltausstellung statt. Es betheiligten sich
an diesem Concurse Oesterreicher, Deutsche, ein Franzose, ein Belgier,
ein Engländer, ein Italiener, ein Holländer; es bot sich Gelegenheit, Be-
merkungen und Erfahrungen mancherlei Art zu machen. Einige davon
sollen in diesen Zeilen niedergelgt werden.
Wie zu allen Zeiten, so zeigte sich auch bei diesem Concurse der
Einfluss der herrschenden Stylrichtungen auf die Composition und die
Behandlung des Reliefs auf Medaillen und der Einüuss nationaler Rich-
tungen. Der Deutsche, der Franzose, der Engländer, der Italiener treten
charakteristisch hervor; wären auch nicht die Namen der Künstler angea
geben, Niemand würde im Zweifel sein, welcher Nation der Künstler des
hetreEenden Entwurfes angehört. Schwenzer's und Tautenhayn's
Arbeiten sind nicht mit denen des Herrn Pierotti, Wyo n"s Reliefs nicht
mit den Entwürfen Deloyes zu verwechseln.
Der Einlluss der herrschenden Stylrichtungen auf die Composition
und die Behandlung des Reliefs zeigt sich vorzugsweise in der vorwiegend
malerischen Behandlung der Entwürfe. Dass die Malerei und nicht die
Plastik die tonangebende Kunst im heutigen Europa ist, lag klar zu Tage;
nur bei den vHenjen Pierotti und Cesar zeigt sich der Plastiker, die
anderen alle, vielleicht mit Ausnahme Kühue's, sind vorwiegend von einer
malerischen Denkungs- und Behandlungsweise ausgegangen. ln einigen
Reliefs, insbesondere in denen Deloyäfs und Wieners, ist die male-
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irische Vortragsweise bis zum Aeussersten vorgegangen; bei den anderen
zeigte sie sich mehr in der Art der Gruppirung, dem Anhäufen und
Uebereinander- nicht Nebeneinander stellen der Figuren, in der male-
rischen Behandlung der unruhig bewegten Gewänder.
Nur wenige der Compositionen sind in den Raum hineincomponirt
und füllen ihn, wie es das Stylprincip der Medaille verlangt, vollständig
und harmonisch; relativ am meisten die Schwenzefs, und in gewisser
Beziehung die Pier0tti's und Cesar's. Bei mehreren Compositionen
könnte man sagen sie passen für einen viereckigen Raum eben so gut,
wie für den kreisrunden einer Medaille.
Einigen von den Entwürfen sieht manrdeutlich an, dass sie von er-
fahrenen Medailleuren, fachgeübten Künstlern herrühren; zwei von den
Concurrenten waren keine Medailleure von Fach, sondern Bildhauer.
Das Relief auf einer Medaille soll nicht wie auf der Fläche der Me-
daille aufgeklebt erscheinen, sondern aus derselben gewissermassen heraus-
wachsen. Daher verlangt das Relief einer Medaille eine besondere Behand-
lung, ein stylgemässes Tractament. ÄNicht zu allen Zeiten hat man es
verstanden, diesem Reliefstyl einen künstlerischen Ausdruck zu geben.
In unserem Jahrhunderte kommen selten Medaillen vor, welche diesen
Anforderungen genügen. Bei den meisten erscheint die Behandlung hart
und trocken. Auch eine aufmerksame Betrachtung der ausgestellten Re-
liefs zeigt deutlich, wie selten eine gute Reliefbehandlung vorkommt. Die
deutsche Schule leidet an einer gewissen Trockenheit, die französisch-
englische durch ein oberflächliches Eingehen auf Modeströmungen der
Malerei, die italienische durch ein starres Festhalten an die antiken Tra-
ditionen der Zeit und Schule Canova's.
Auch in der Composition kann man ähnliche Bemerkungen machen.
Die Grazien eines Reliefs sehen aus wie Ballerinen eines Hofoperntheaters,
der Genius eines andern Künstlers ist eine in das Relief übertragene
Offenbaclfsche Frivolität. Manche Compositionen ähneln einem Rebus.
oder einer Charade; man muss nachgrübeln, um zu wissen, was der Künstler
sich dachte. Einfachheit des Gedankens, wie sie die Composition einer
Medaille verlangt, kömmt nicht häufig vor; am banalsten ist jene Aus-
hilfe, wo der Künstler das in Worten ausspricht, was er in Formen sagen
sollte. In vielen Fällen allerdings ist auch die Aufgabe der Art, dass man
sie künstlerisch nur durch Umwege erreichen kann,- und da nicht voll-
ständig. Aufgaben gerade, wie sie Weltausstellungen brauchen, sind nicht
sehr geeignet, eine ungesuchte, am allerwenigsten eine einfache Lösung zu
erhalten. Der Künstler muss daher oft zu verzweifelten Allegorien oder
gruppenreichen Bildern greifen, um sich verständlich zu machen oder
der Aufgabe zu genügen. ln der Noth greift er zu den drei Grazien oder
dem Unheil des Paris. Stimmen diese Gegenstände auch nicht vollständig
mit dem Programme, so geben sie wenigstens ein schönes leicht verständ-
liches Bild. Eine so ausgebildete plastische Kunstsprache, wie die der
classischen Völker-des Alterthums, gibt noch immenmehr-Anheltspunkte für
moderne Reliefdarstellungen auf Medaillen, als man nacherf-inden kann.
Leider ist die Einfachheit der antiken Kunst der modernen Kunstsprache
nicht mehr geläufig; sie arbeitet auf den äusserlichen Eifect und ist durch
die herrschenden Strömungen der Malerei an eine weitspurige Ausdrucks-
weise gebunden. Es ist auch klar, dass der antike Reliefstyl, wie er auf
Cameen und lntaglios, auf Münzen und Medaillen in unvergänglicher
Schönheit noch vorhanden ist, zwar von vielen gepriesen, aber wie
"der Augenschein lehrt von wenigen studirt und erfolgreich nachge-
ahmt wird.
lm Porträte, in der technischen Behandlung der Wachsmodellirtmg
haben sich die Wiener Künstler, ohne Ausnahme, als ihren Concurrenten
überlegen erwiesen. Es geht durch alle ihre Arbeiten ein frischer, leben-
diger Zug durch. Es ist daher nicht schwer zu begreifen, dass sie nicht
hlos bei der Jury, sondern auch in der öEentlichen Meinung weitaus den
Sieg über ihre Concurrenten mit Ausnahme Schwenzer's, errungen
haben. Die meisten unter ihnen gehören der jüngeren Künstlergeneration;
drei die Herren Tautenhayn, Leisek und Scharf, der frisch auf-
strebenden Graveurakademie des Hauptxnünzamtes, Kühne der Kunst-
gewerbeschule des Museums an; sie gehen einer schönen Zukunft ent-
gegen, wenn sie ihr Fach zum Gegenstande. ernsten Studiums machen",
nichtder Mode, sondern der Kunst zu genügen streben.
Das Resultat des Concurses war folgendes
Es wurden folgende Preise zuerkannt Für den Avers Porträt St.
Majestät des Kaisers unter 16 Concurrenten, für die Kunstmedaille unter
12 Concurrenten, für die Fortschrittsmedaille-unter Concurrenten Herrn
Josef ay in Wienmit Stimmen gegen welche Herr
Schwenzer in London erhielt; für die Verdienstmedaille unter Con-
currenten Herrn Karl Schwenzer in London mit Stimmen gegen
welche Wyon G. S. und A. B. in London erhielt; für die Medaille wfür
guten Geschmack unter Concurrenten Herren R. Weyr und J. Cesar
in Wien mit Stimmeneinhelligkeit. Bei Beurtheilung der Medaille für Mit-
arbeiter ergab sich Stimmengleichheit für die Herrn Karl Schwenzer
in London und J. Cesar und R. Weyr in Wien. Die Modelle wurden,
dem Programme gemäss, unter Bezeichnung der Preisgekrönten nun neuer-
dings durch acht' Tage von Sonntag, den 2x. d". M. ab,-zur allgemeinen
Besichtigung im k. k. Oesterr. Museum für Kunst-und lndustrie öffentlich
ausgestellt.
R. v. E.
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Permanente Ausstellung von Kupfarsücheu, llolzschnittan, Chromo-
lithngraphian
und anderen Leistungen der eichnenden Künste aller und neuer Zeit.
Die Räume im neuen Museumsgebäude werden am I. Mai d. J.
dem Publicum nach erfolgter Aufstellung der Sammlungen wieder eröffnet
werden. Von dieser Zeit an wird nebstdem auch ein Saal ausschliesslich
für eine permanente Ausstellung der zeichnenden, reproducirenden
Künste der Gegenwart wie der Vergangenheit, ein anderer für die Aus-
stellung moderner kunstgewerblicher Gegenstände überhaupt reservirt
bleiben.
Für die Ausstellungen werden nachstehende Gesichtspuncte mass-
gebend sein
r. Die Ausstellung der zeichnenden, reproducirenden
Künste wird in einzelnen Folgen veranstaltet werden, welche eine spe-
cielle Richtung haben sollen. Die erste dieser Ausstellungen, welche im
Mai d. J. erölfnet wird, hat die Darstellung des gesammten Gebietes zum
Zwecke und zwar mit Berücksichtigung der hier in Anwendung gelangten
Techniken in historischer Aufeinanderfolge. Es werden dazu also alle
Gattungen der alten und neuen Reproductionsweisen der graphischen
Künste vertreten sein Teig-, Model- und Reiberdrucke, Holzschnitte,
Metallschnitte, Niellenabdrücke, Kupfer- und andere Metallstiche, Clair-
obscurs, Farbendrucke, Lithographie u. s. f. bis zu den modernstenErfin-
dungen der Photographie, Heliographie, Naturselbstdruck etc. In den
nächstfolgenden Ausstellungen werden sodann einzelne Meister oder ein-
zelne Schulen in ihren schönsten Arbeiten vertreten sein, oder eine Reihe
von Schulen und Künstlern in kunsthistorischer Hinsicht zusammengestellt.
Es können Special-Ausstellungen von Buchdruckerzeichen, Zierleisten und
Blichertiteln, von Costlimen, Landschaften, Wappen etc. folgen.
2. Ausserdem können jedoch einzelne Publicationen der Gegen-
wart, als Kupferstiche, Radirungen, Druck- oder Bilderwerke, Miniaturen.
Chromolitographien, Photolitographien u. s. f. in der permanenten Aus-
stellung der modernen Kunst und Kunstindustrie Aufnahme finden.
Einiges über die Technik orientalischer Mehrheiten.
Grösstentheila nach Berichten franzqsiacher-Missionaire.
Schlusm
Der schwarze japanische Firniss wird von den Chinesen nachgeahmt,
sie nennen ihn Yang-tsi, d. i. Firniss von jenseits des Meeres. Er unter-
scheidet sich indess wenig von dem Kouang-tsi, aus dem er durch Bei-
mischung von gepulverten und gebrannten Knochen des Hirsches gewonnen
wird. Die chinesischen Arbeiter wählen hiezu am liebsten die Brustrippen,
bekannten aber, als d'lncarville ihnen gebranntes Elfenbein zu diesem
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Zwecke gab, dass dieser Stoß weitaus brauchbarer sei. Ausserdem kommt
eine Unze Theeöl hinzu, welches selbst wieder siccativ gemacht wird, in-
dem man Arsenik hineinmischt und es dann siedet. Der Thee wird von
einer besonderen, unsern Pliaumenbäumen ähnlichen Pflanze gewonnen,
die man blos ihrer Früchte, nicht der Blätter wegen cultivirt. Sie gleichen
jenen der Kastanien, ohne aber Stacheln zu besitzen wie diese.
Eine andere Gattung ist der Tchao-tsi genannte Firniss. Tchao be-
zeichnet decken, verhüllen, die transparente gelbe Flüssigkeit wird näm-
lich auf Goldstaub zur Imitation des Aventurin gebraucht; zur Hälfte
besteht er aus Kouang-tsi, zur Hälfte aus dem Tong-yeou. Wie der
Tchao-tai den Ueberzug des Goldpulvers bildet, welches den genannten
Stein nachahmen soll, so dient eine weitere Firnissart als Grundlage,
darauf er gestreut wird der aus dem Tong-yeou und Si-tsi gemischte
Kin-tsi, wörtlich Goldürniss. Das so zwischen zwei Firnisslagen einge-
schlossene Gold erreicht itn Verlauf der Jahre immer feurigeren Schimmer.
Aus dem Tchao-tsi und Kintsi wieder bereitet man den Koa-kin-tsi, d. i.
Malergoldfirniss, welcher unter die Farben als Tempera gegeben zur Aus-
führung der goldenen Zierrathen genommen wird.
Um den Firniss zur Anwendung tauglich zu machen, muss man ihn
reinigen. Zu diesem Behufe legt man drei Schichten Wolle, wie bei An-
fertigung von Bettdecken geschieht, übereinander und alle drei wieder auf
ein Stück Leinen; giesst dann den verdampften Yang-tsi oder Kouang-tsi
darüber und wickelt die Wollenstlicke und die Leinwand sorgfältig zu-
sammen, um mittelst einer einfachen Maschine den Firniss durchzupressen.
Hierauf zerstückelt man die Wolle und wiederholt die Pressung, lässt die
Flüssigkeit durch frischeWolle und so fort mehrere Male. Schliesslich aber
wird See-mien genommen, die Hülle der Puppe vom Seidenwurm; man
breitet solche auf der Leinwand aus und verfährt damit anstatt der Wolle
Zu dem Geschäfte ist ein reinlicher Ort erforderlich. Der purificirte Stoß
wird in einem Porcellantopf aufbewahrt und mit jenem, bereits erwähnten
Mao-teou-tchi-Papiere verklebt, das dann auch beim Gebrauche nicht
ganz abgenommen, sondern immer nur an einem Eckchen aufgehoben wird.
Die Werkstätte ist immer ein Ort von der grössten Sauberkeit, mit
Strohgefiechten zur Vermeidung des Staubes austapezirt. Ueber die Matten
wird noch Papier geklebt und selbst die sehr gut schliessende Thür zeigt
diese sorgliche Ueberkleidung. In der wärmeren Jahreszeit tragen die Ar-
beiter weder Beinkleider noch Hemden, um nur keinen Staub in das Ge-
mach mitzubringen; bei kälterem Wetter aber reinigt man sie vor dem
Eintritt auf's sorgfältigste. Es werden nur StoEe getragen, welche dem
Staub möglichst geringen Halt geben, dabei suchen die Arbeitenden sich
nicht zu sehr zu bewegen und dulden keinen Unbeschäftigten im Locale.
Aus derselben Furcht vor Staub und Unreinigkeit werden die zum Werke
bestimmten Pinsel rleissig mit Oel ausgewaschen, dann aber ebenso ge-
wissenhaft von diesem gereinigt. Nun taucht man sie inedas Firnissgeiäss,
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welches wie gesagt nur an einer Stelle aufgedeckt wird, darf aber nur an
der Oberiiäche leicht wegnehmen, nicht tief eintunken; an dem Pinsel
bleibt dann ein Faden hängen, den man durch mehrrnaligesUrndrehen
abschneidet. Jede Lage Firniss hat kaum die Dicke des allerdünnsteil
chinesischen Papieres, geräth sie dicker, so entstünden unausbleiblich
Runzeln und Risse, die dann äusserst schwer zu vertreiben sind; bisweilen
bedarf es selbst der Anwendung von Eisen, sie zu entfernen, abgesehen
davon, dass auch" die Trocknung zu dick aufgetragenen Firnisses langsam"
von Statten geht. Jede Schichte muss vollkommen trocken sein, ehe eine
folgende aufgesetzt werden kann, ausserdem aber auch mit eigenen StäbJ
chen von Ziegelstaub polirt, von denen noch die Rede sein wird. Zum
Zwecke des Trocknens sind ringsum im Gemache Etageren angebracht,
auf welche man die frisch gelirnissten Gegenstände niederer oder höher
hinstellt, je nachdem ihr rascheres oder langsameres Trocknen beabsich-
tigt wird. Man schreibt diesen Unterschied der Einwirkung der Erdfeuch-
tigkeit zu Nach vollendeter Trocknung bleiben sie ganzbben stehen.
ln Peking ist so trockene Luft, dass die Trocknung in einem feuchten,
mit nassen Matten umgebenen Ort vorgenommen werden muss Um
nun zu poliren, untersucht man den Tag darauf die Arbeit durch Be-
rühren mit der Fingerspitze, welche einen wie fett aussehenden Fleck zu-
rücklässt, wenn der Firniss noch nicht gut getrocknet ist. Man kann recht
wohl auch einige Tage warten, die Polirung wird um so besser werden.
Bei nassem Wetter muss man Acht haben, dass der Firniss nicht allzuviel
Feuchtigkeit anziehe, da er sonst matt und trübe wird und, wenn es die
letzte Lage ist, ganz abgenommen werden muss. Jede Schichte, so dünn
sie auchi sei und so viele in Folge dessen erforderlich sind, bedarf der
emsigsten Polirung, denn ein einziges Staubkorn, das möglicherweise
darauf gefallen ist, würde durch die vielen darübergelegten Schichten
schliesslich zu einer störenden Ungleichheit des Lacküberzuges.
Die genannten Polierstäbchen werden aus fein gepulvertem und dann
gut gesiebtemliegelmehl, welches auch noch inWasser geschlämmt worden,
bereitet. Dabei ist zu bemerken, dass die aufgeruhrte Flüssigkeit dreimal
in ein anderes Gefäss übergeleert werden muss, der Niederschlag entfernt
und nur der feinere, klarere Theil weiter zu verwenden ist. Was schliess-
lich bleibt, muss, nachdem das Wasser abgegossen wurde, an der Sonne
trocknen, wird gesiebt und mit Tong-yeou oder Tou-tse aufgelöst, wozu
noch mit Kalkwasser bereitetes Schweinsblut kommt. Durch Einrollen
der Masse in Leinwand gibt man ihr die Stabform und stellt sie auf ein
Brett zum Trocknen in den Schatten, wobei sie vor Staub zu bewahren
ist. ln der Sonne würden die Stäbchen schmelzen. Das Probiren ge-
schieht dann mit der in Wasser getauchten Spitze des Stäbchens, indem
durch sanftes Reiben allmälig die Erhöhungen entfernt werden, die durch
Vir verbreiten uns über diesen Theil des Vorganges nicht weiter.
etwaiges Vorhandensein von Staubtheilen auf dem Firnisse sich gebildet
haben. Der Ziegelstaub, welcher durch die Reibung von den Stäbchen
abgeht, wird mittelst des Pinsels sorglich weggewaschen, ehe man weiter
arbeitet. Dieselbe Vorsicht ist bei allen Schichten zu beachten.
Es sind erst wenige Jahre, unter der Regierung des jetzigen Kaisers,
erzählt d'lncarville ferner, dass das Geheimniss der Firnissbereitung, Yang-
tsi, welche den brillanten japanischen nachahmt, über die Schwelle des
Kaiserpalastes gedrungen ist. Vor 30 Jahren circa hatte ein Particulier
aus Sou-tcheou, einer der wichtigsten Plätze dieser Industrie, das Geheim-
niss gefunden, oder richtiger in Folge der Handelsverbindung dortiger
Kaufleute mit Japan erfahren. Kaiser Yong-tsching, der Vater des gegen-
wärtig herrschenden, interessirte sich dermassen für die Sache, dass er ein
Hofgeheimniss daraus machte, welches erst der minder firnissbegeisterte
Sohn, Kien-long, freigab. D'lncarville setzt hinzu, es von einem Arbeiter
zu wissen, welcher alle diese Praktiken vor seinen Augen ausführte, Be-
kehrter und sein Beichtkind war, so dass er keine Ursache zu zweifeln habe.
Vor diesem machten die Chinesen nur den Toui-kouang-Firniss, d. h.
den glanzlosen, dessen schwache Politur mit einem Haarbüschel und Wasser,
dann mit einem weichen Stück Seide zu reiben ist, welches zuweilen mit
Oel befeuchtet wird. Die Gattung ist aber mit dem Yang-tsi nicht ver-
gleichbar und doch erreicht auch dieser bei weitem nicht das Feuer des
Tchao-tsi, welchen man zur Nachahmung des Aventurin verwendet.- Yang-
tsi, dem das Theeöl seinen Schimmer verleiht, kann keine Polirung leiden,
wodurch die Vermeidung des Staubes noch weit schwieriger wird. Das
einzige Mittel, die auf solche Weise schadhaften Stellen zu beseitigen ist,
sie beim Malen klug zu überdecken. Der Kouang-tsi, aus dem man Toni-
kouang fertigt, taugt für die beiden ersten Lagen, zur letzten aber nimmt
man Yang-tsi, wenn die Arbeit schliesslich überhaupt in der Weise dieses
Firnisses erscheinen soll. Der Grund ist, weil die letzte Schichte unpolirt
bleibt, die ersten jedoch polirt werden müssen. Nun bleibt der Gegen-
stand mindestens vierzehn Tage in Ruhe, bis mit dem Malen begonnen
werden kann.
Die Fugen der delicaten Laqucbüchsen, welche namentlich in Japan
gemacht werden, sind mit kleinen Papierstreifchen verklebt, genannt Che-
tan-tchi, in China wird Kieun, eine Art Seidencanevas, gebraucht; das
Holz bedarf aber auch noch vor dem Anbringen der ersten Schichte-eines
Anstrichs von Gummiwasser, das mit Kreide bereitet ist, um das Eindringen
des Firnisses in's Holz zu verhüten. Dann erhält jenes Papier oder jener
Canevas mit einem Steine, der etwas weniger rauh als Sandstein ist, eine
Politur, hierauf eine Schichte jener Ziegelmehlmasse und nun endlich den
ersten Firnissüberzug, wozu die Hälfte Tou-tsi kommt, d. i. eine Erdart,
welche mit dem Firniss gut gelöst sein muss.
In Japan begnügt man sich bisweilen, ohne Anwendung des Papieres
das Holz vor dem erten Ueberzug nur mit Wachs zu reiben, was auch
die Chinesen in Uebung haben, doch stehen diese Arbeiten den erstbe-
schriebenen nach; der Firniss saugt sich in das Holz und die Fugen sprin-
gen allmählig auf.
Das Holz zu den Laquebüchsen der Japaner wie der Chinesen ist
nicht gleich leicht; dass die Fabricate der letzteren gewichtiger sind, soll
daher kommen, dass sie ihre, meistens für den Markt von Peking be-
stimmten, Arbeiten aus Furcht vor der trockenen Luft dieses Ortes absicht-
lich stärker fabriciren. lhr Holz heisst Ngou-tou-moi, d. h. Holz vom Ngou-
toubaume; es ist sehr biegsam und überaus leicht.
Die Pinsel macht man aus Haaren; jene zum Abwaschen der Politur
aus Ziegenhaaren, oder von solchen von Kühen.
Der Firniss hat die Eigenschaft niemals zu trocknen, wenn er ein-
mal in Folge der Witterung oder auch innerhalb der normalen Zeit nicht
getrocknet ist. Man muss ihn dann mit Kalk abreiben, worauf er auf den
Etageren langsam trocknet, doch ist vorher der Kalk mit Seide weg-
zuwischen; hätte er nicht allen schlecht getrockneten Firniss wegge-
nommen, so hilft nichts, als das Stück abzuglätten und auf's neue zu
firnissen.
Eine Probe der Güte des Firnisses macht man, indem man z.
Unzen in einem eisernen LölTel über's Feuer hält. Ist nun das Wasser
verdampft, so kann man durch Abwägen des Restes an dem äusserst ge;
ringen Gewicht erkennen, dass er durch allzustarke Verdünnung unbrauch-
bar sei. Im Winter bedient man sich besonderer. Vorrichtungen, das Ver-
dampfen zu beschleunigen, etc.
Wir gelangen zur Firnissmalerei, welche auf Möbeln aller Art, Tischen,
Stühlen und Schränken ihre Anwendung findet. An Objecten von solcher
Grösse hat SieIWirkung und Elfect, auf kleinen Gegenständen macht sich
blos Goldmalerei gut, die übrigen Farben wollen bei dieser Technik nur
für die Weite berechnet sein. So fein chinesiche Goldmalereien auch
sind, so weit übertreffen sie indess die japanesischen, und zwar aus dem
Grunde, weil die Japaner einen farblosen, wasserhellen Firniss darüber
decken, welcher das schönste Lüstre gibt, während selbst die beste Gat-
tung der Chinesen zu diesem Zweck, der Tchao-tsi, unangenehm gelb-
liehen Ton hat.
Der Meister oder Chef der Maler entwirft die Zeichnung auf dem
Papiere mit dem Bleistift und vollendet sie mit Tusch durch den Pinsel.
Diese Zeichnung überarbeiten dann die Gehülfen nach allen Details mit
in Wasser gelösten Auripigment und drücken, um die Linien der geür-
nissten, zu bemalenden Fläche mitzutheilen, leicht mit den Händen über'
das, auf dieselbe gelegte Papier, so dass die Spuren am Firniss haften.
Nun entfernt man den Entwurf und überzieht die Decalkirung, wenn man
es so nennen darf, mit Auripigment, das rnit Leim gelöst ist, also nach
dem Trocknen nicht weggewischt werden kann. Der Firniss der Maler,
das Pigment, rnit welchem sie sowohl Gold als Farben auf den mit Yang-
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tsi oder Toui-ltouang gelirnissten Gegenstand aufsetzen, ist, wie erwähnt,
der Koa-kin-tsi. Er wirkt beim Gold als Beize. Um ihn Hüssiger zu ma-
chen, mischt man etwas Kampher bei, eine Mischung, mit welcher sodann
jede Farbe eine viertel Stunde lang mittelst der Spachtel verriihrt wird.
Als Palette dient ein Stück Bambusholz.
Zur Erhöhung des Tones mischt man dem Beize-Firniss für das Gold
etwas Zinnober bei. Sogleich wie die Beize angebracht ist, muss sie trocknet
und erst nach I2 Stunden ist an das Anbringen des Goldes zu gehen.
Zu diesem Zweck reibt man das Gold mit der gen. Hülle der Seiden-
würmer-Puppen von der Muschel ab, in welcher es für Maler hergerichtet
ist, und fährt damit leicht über die ganze Fläche hin, wobei das Gold
überall haften bleibt, wo Beize angebracht ist. Wenn man fürchten sollte,
dass auch einige andere Stellen das Gold halten würden, weil sie viel-
leicht nicht trocken genug wären denn die Beize wird niemals so sehr
getrocknet als der, übrige Grund, so streut man Pulver von weissem
Bolus darauf und verreibt es sorgfältig mit einem Seidenlappen.
Die Chinesen gebrauchen drei Sorten Gold Ta-tchi ist das ordinäre,
Tien-tchi ist blass von Farbe, Hium-tchi macht man aus Blattsilber, wel-
ches Goldfärbung bekommen hat, indem es Schwefeldämpfen ausgesetzt
wurde. Man nimmt es vorzüglich zum Vergolden der Ränder von Vasen,
wobei es unmittelbar nach dem Auftragen der Beize angebracht wird.
Gewisse Dinge, Berge u. a., werden gleichsam mit Patronen gefertigt,
indem das Gold nur so weit haften kann, als das in Form des Berges etc.
ausgeschnittene Papier es ihm beim Niederfallen gestattet etc. Will man
Blätter und Zweige herstellen, so wird auf einer Schichte Gold die Beize
für diejenigen Stellen, welche en relief erscheinen sollen, aufgetragen und
dann in obiger Weise mit dem Muschelgold durch Betupfen vergoldet.
Vorher soll die Beize aber xz Stunden gut trocknen. Man versetzt sie mit
Zinnober-Firniss, um dem Golile eine dunkle Färbung zu geben. Die
weisse Firnissfarbe bereitet man aus Blattsilber, das gemahlen und mit
keiner grösseren Quantität Firniss gemischt wird, als hinreicht, um eine
schmierende Farbe daraus zu erzeugen; eine Erbse-gross Firniss" genügt
für 20 Blätter. Um die Masse wasserklar zu machen, gibt man auch noch
etwas Kampher hinzu. Aus Oekonomie bedienen sich die Chinesen zu-
weilen auch des Quecksilbers an der Stelle von echtem und halten die'-
Bearbeitung geheim; jedes Surrogat des Silbers aber wird schwarz an der
Luft. Für Roth nehmen sie das Tchou-che, welches der Berichterstatter
für ein Zinnobermineral hält, zuweilen aber auch den Lacque der Car-
thamusblume carthamus tinctorius, Farberidistel, Florsafran. Zu Grün
wird Auripigment und lndigo, welcher Kouang-tien-hoa heisst, gemischt
vergl. Cennini, Trattato Cap. 53. Der echte lndigo aus den südlichen
Provinzen, Tse-che d. i. violetter Stein, dient wie in der Glasbereitung
auch in der Firnissmalerei für violette Töne, wobei er in das feinste Pulver
verwandelt wird. Diese Farbe wird auch aus Colcothar oder Vitriol marin,
das-rothcalcinirt ist, gewonnen; da aller Firniss aber salzfrei sein muss,
so ist vorher nöthig, es "abzudampfen. Gelb macht man mit dem Auri-
pigment.
Alle Firnissfarbemwerden erst nach längerer Zeit leuchtend, je älter
desto feuriger. An der Luft verstärkt sich gleichfalls der Ton derselben.
Wenn geiirnisste Gegenstände durch zu starke Annäherung an eine
Flamme Schaden genommen haben, so dass Flecken darauf sichtbar werden,
so muss man sie dem Thau aussetzen, etc.
Soweit der Bericht d'lncarville's. Der Tsi-choubaum ist Augia Chi-
nensis, die öligen Früchte des theeartigen Strauches sind von Vernicia
montanu. In Japan gewinnt man den so hochgeschätzten Firniss, mit
dem die dortigen, über die chinesischen gehaltenen, Arbeiten überzogen
werden, durch Einschnitte in die Rinde des Sumach, Rhus vernix, zur
Lösung des Harzes dient sodann das Oel von Bignonia tomentosa.
Eine oft berührte Frage ist die über den Unterschied, welcher ohne
allen Zweifel zwischen den Vieuxlaques und den gewöhnlichen Stücken
modern chinesischer Fabrication besteht.
D'lncarville widmet diesem Punkte eine Notiz im Anfange seines
Memoire, welche ich hier in Uebersetzung bringe nDie Ursache des merk-
baren Unterschiedes, welchen man zwischen Vieuxlacque und modernem
chinesischenVernis finden-Soweit es sich um das Material handelt, mag
es wohl geschehen, dass die Chinesen Tong-yeou statt des guten Firnisses
nehmen. Was aber die Vollendung der Arbeit anbetrifft, so glaube ich, dass
die Verschiedenheit mehr aus der Sorgfalt, die man bei Fertigung dieser
Lacques aufgewendet hat, zu erklären sei, als durch eine andere Periode
ihrer Entstehung. Die Stücke, welche die Europäer in den Häfen kaufen,
sind ordinäre, mit wenig Sorglichkeit gemachte Waaren. Würden sie mit
eben jener Aufmerksamkeit vollendet, welclie man hat, wenn für den Kaiser
gearbeitet wird, so hätten die Chinesen, in Folge des Preises, zu welchem
sie dieselben veräussern müssten, keinen Absatz. Wenn in China Fürsten
oder Grosse im Besitz von schönen Stücken sind, so sind das für den Kaiser
gefertigte, die ihnen derselbe zum? Geschenk gemacht hat. Alle für den
Kaiser gemachten sind nicht zu bekommen, zuweilen aber stehen diese
schönen Stücke zum Verkauf, wenn ein Grosser durch irgend welchen
Glückswechsel gezwungen ist, seine Meubles zu verkaufen; gewöhnlich
aber thun es seine Frau und seine Kinder bei seinem Ableben, um durch
den Verkauf solcher Kleinode sich Geld zu machen. Hiedurch kommt es,
dass wirmanchrnal derartige Stücke erlangen, um damit in Europa-Ge-
schenke zu machenm
Zu dem hölzernen Körper der Gefässe und Behälter, welche dann
mit dem "Lacküberzug versehen werden, nimmt man wohlriechende Gat-
rungen von einheimischen und fremden Bäumen. Selbst der Sarg der
Chinesen besteht aus diesem Material, namentlich aus Ccdcrnholz, und ent-
behrt dann der Lackmalerei gleichfalls nicht. Man wählt die Bretter hie!
für sorgsam aus und schafft sie mit festlichem Geleite in die Behausung;
der Kaiser bestimmt seinen Sarg in dieser Weise am Tag der Thronbe-
Steigung, und zwar aus dem Grunde, weil nach chinesischem Aberglauben
durch solch" liebevolle Rücksichtnahme auf die letzten Bedürfnisse das
Leben verlängert wird.
In Genre und Styl, Decorations- und Farbenprincip völlig verschie-
den, haben die indischen Lackarbeiten mit denen China's und Japan's je-
doch in technischer Hinsicht grosse Verwandtschaft. Das Oesterr. Museum
besitzt von beiden Gattungen zahlreiche Proben, welche diesen Zeilen zur
besten Illustration dienen können; die Fabricationsstätten der ostindischen
Waaren dieser Art sind vornehmlich in Serlnuggur, Cashrnir, Umritsur,
Labore und Hyderabad. Die schönsten kommen aus den nordwestlichen
Provinzen, sie haben in der Ornamentation, welche grosse kreisrunde
Blumen und Vögel als Hauptmotive enthält, den Charakter des persi-
schen Styls. Seit alten Zeiten soll Cashmir, wie Moorkoff in seiner Be-
schreibung dieses Landes mittheilt, bedeutenden Ruf in der Erzeugung
solcher Gegenstände haben, welche in zwei Arten gemacht werden. Schlichtes
Hausgeräth von gtossen Verhältnissen führt den Namen Masnadi, d. i.
das königliche, kleinere Galanteriesachen aber, meistens längliche flache
Kisten mit abgerundeten Ecken, durch elegante Muster hervorragend,
heissen Farzi, d. i. die persischen. Auf die meistens metallische, in Gold
oder Zinn ausgeführte Grundirung werden bunte, helle Töne aufgetragen,
roth von Kermes oder Cochenille, Ultramarin aus Yarkand, Bleiweiss aus
Russland, Grünspan aus Surat und England, die andern Farben liefert
die heimische Erde oder Hindostan. Den dazu gehörigen Firniss bereitet
man aus Moe- oder Storaxharz; die beste Gattung, genannt Kahruba,
wird für Amber ausgegeben, ist aber Kopal. Die grossen Quantitäten
und die Billigkeit des Firnisses im Lande beweisen, dass er Product eines
einheimischen Baumes in Cashmir ist, gleichwie der in China und Japan.
Die Pinsel bestehen hier aus Haaren der Angoraziege, die kleineren, steifen
aus Katzenhaar.
Nebst den zahllosen Gattungen von Schachteln, Cassetten, Schreib-
und Toilettegerätbbehältern etc., welche in dieser Technik ausgestattet
aus Ostindien nach dem Westen gelangen, schmückt man in ihrer Hei-
mat auf dieselbe Weise, aber auch Sättel der Pferde und Elephanten
Loudas, Palankine, ja selbst die Wände und Plafonds der Zimmer aus.
Die Verzierung daran ist rein ornamental; mit Tigerjagden und Figuren
ausgestattete sollen muhamedanischen Einfluss beweisen, mit den chine-
sischen Arbeiten hinwiederhaben die indischen das Aufsetzen der Farbe
en relief gemein.
A. 11g.
100
Russische Bestrebungen zur Förderung der Kunstuewerbe.
Ueberall, wo man die Kunst nicht als eine exclusive Thätigkeit der
Künstler piir excellence, sondern als Volksthärigkeit betrachtet, treten die
Bestrebungen hervor, die Kunst im Volke, in seiner gewerblichen, indu-
striellen, dem unmittelbar praktischen Leben zugewendeten- Arbeit zu be-
leben. ln Russland verfolgt man diesen Zweck bereits seit längerer Zeit
und verbiddet ihn mit den Bestrebungen, der gewerblichen Thätigkeit der
russischen Volltsstämme einen bestimmten nationalen Typus in der Kunst-
forni zu geben.
Schon in der Moskauer Ausstellung von 1865 und der Pariser Welt-
ausstellung "von 1867 sind diese Bestrebungen bestimmt hervorgetreten.
Die Gold- und Silberarbeiten der Herren Sasikoff und Outschinikoff,
die Schmuckarbeiten von Tschitchiloff, die Brocate und dessinirten
Seidenstode von Sapoinikofbf legten die Tendenz klar, durch unabhän-
giges Studium der Quellen der sagen. hatidnalen Kunst ihren Producten
einen nationalen, speciiisch russischen Charakter zu gehen. Auch in man-
chen Tulaarbeiten und Erzeugnissen der Glas- uind Thonindustrie kamen
ähnliche Bestrebungen zuni Vorschein. ln der Beziehung waren damals
einige russische Firmen weiter, als verschiedene unserer Producenten, die
glaubten und noch glauben, Wunder was geleistet zu haben, wenn sie
einige französische oder andere ausländische Muster so rasch als möglich
riaehuhmten, und unsere Kunirfreunde, deren geistiger Horizont heutigen
Tages noch nicht weiter ist als zu Zeiten Bouchefs, und die nichts
eiliger zu thun haben, als die modernen Nachtreter der Manieristen der
Zeit Rudolf ll., der Goltzius, van Aachen. Spranger unter ihre schützen-
den Fittige zu nehmen.
Auf der Weltausstellung 1867 lernte man auch einige archäologische
Bestrebungen kennen, welche den Zweck hatten, als Basis dieser kunst-
gewerblichen russisch-nationalen Thätigkeit zu dienen. Herr Martinoff
machte im Auftrage des russischen Ministeriums Studien über die sogen.
altrussische Kunst in Novgorod und Riazan, Rumiantzoff gab die
russischen Miniaturen in den Perglmentcodices der Kathedrale von Moskau
heraus; eine Reihe von Gypsabglissen nach altrussischen Originalen lagen
vor, meist publicirt von der an das Moskauer Museum für Kunst und
Industrie angelehnten Schule Stroganoi-f, so Abgüsse nach Originalen der
Kirche St. Demetrius zu Vladimir, der Thüre zu Korsun, der Kirche zu
Souzdal, des Conventes Tschoudolf, der Kirche Nereditzky bei Nov-
gorod u. a. m.
Mit diesen Bestrebungen stand die Schule Stroganotf in Moskau in
Einklang. Sie wurde 1860 gegründet, nach Auflösung zweier älterer,
vom Grafen Kankrine gegründeten Schulen. Die Schule Stroganoff
sollte vor Allem Zeichner für Fabriken und Schulen liefern. Mit ihr stand
ein Museum in Verbindung, das am 29. April 1864 erölfnet wurde. Beide
I0!
Anstalten werden vom Staate subventionirt. Die Schule erhält Subsidien
von 16.000 Silber-Rubeln; sie hat drei Vorbereitungs- und zwei Fach-
classen. Die Zahl der eingetragenen Schüler ist 200.
Das Museum Stroganoif hat drei Sectionen. eine Äbtheilung für
Gypsabgüsse 1948 Nummern, eine Abtheilung für orientalische und
europäische alte und neue Kunstobjecte 1455 Nummern und eine dritte,
welche ausschliesslich den Monumenten der byzantinischen und altrussi-
schen Kunst zugewendet ist. Diese letztere Section ist besonders thätig;
sie ist der Mittelpunkt der Bestrebungen zur Propaganda des russisch-
nationalen Styles.
ln ähnlicher Weise, wie in Moskau, wird auch in Petersburg vor-
gegangen. Schon im Jahre 1839 wurde vom Grafen Kankrine daselbst
eine Zeichenschule gegründet. im Jahre 1858 wurde diese Schule unter
die Obhut der nGesellschaft zur Förderung der Kunstu gestellt; aber ein-
geengt in ungenügende Räume in der Douane zu Wassiliefsky Ostrofl"
konnte sie sich nicht recht entfalten. Gegenwärtig wird es wohl der
Grossfürstin Marie gelingen, den Petersburger Bestrebungen eine breitere
Basis zu geben.
In diesem Momente geht man mit der Idee um, nicht blos die
Schule in Petersburg, sondern auch jene in Moskau zu erweitern, das
Museum zu vergrössern, die Provinzschulen mit den Schulen in Moskau
und Petersburg unter eine einheitliche Leitung zu bringen. Zudem darf
nicht übersehen werden, dass die kaiserl. Porcellan- und Glasfabriken in
Petersburg sehr intelligent geleitet werden, und die vornehme russische
Gesellschaft die in den ersten Zeilen dieses Artikels erwähnten Bestre-
bungen lebhaft fördert.
Es ist nicht zu zweifeln, dass Russland mit seiner Propaganda eines
russisch-nationalen Styles, die ihren sehr bedeutsamen politischen Hinter-
grund hat, auf der Wiener Weltausstellung sehr bemerkbar hervortreten wird.
Ein glänzendes Zeugniss dieser russisch-nationalen Kunstbestrebungen
ist das uns eben vorliegende Werk nHistoire de l'Ornement Russe du
au XVF siecle, d'apres les Manuscrits. Paris, A. Morel 8a Comp.,
1872. Auf diese Publication des Musee d'Art et l'industrie de Moscou, in
Farbendruck glänzend ausgestattet, werden wir demnächst ausführlich zu-
rückkommen. R. u. E.
Rechenschaft-Bericht du Ausnhuuos du atnlomirk. Vorelnu zur Firduruq der
Kuutiuduatrlo über du Veroinajnlr 187i.
Wir entnehmen diesem in der General-Versammlung am 14. April 1872 vorgelegten
Berichte folgende Daten
rDer Stand der Vereinsangehörigen ist Gründer und x34 Mitglieder; neu zuge-
wachsen sind Gründer, 35 Mitglieder; ausgetreten 14 Mitglieder.
Der Ausschuss, als vollziehendes Organ des Vereines, war seit der letzten General-
Versammlung bemüht, die Aufgaben des Vereines im Sinne der Statuten und der Beschlüsse
der letzten General-Versammlung zu erledigen.
in erster Linie war derselbe bestrebt, die im November v. J. errichtete technische
eichnen -Anstalt für die heimischen Gewerbe möglichst nutzbringend wirken zu lasen
und hat es nicht unterlassen, das Bestehen derselben, ihre Aufgabe und ihre Ziele durch
Schrift und Wort eindringlichst zur allgemeinen Kenntniss zu bringen und die Gewerbe-
treibenden zur Benutzung derselben aufzumuntern.
Nichts desto weniger war der Zus ruch so gering, dass der Ausschuss es nicht recht-
fertigen zu können glaubte, die kostspieige Erhaltung dieser Anstalt noch langer fortbe-
sxehen zu lassen. Und so wurde dieselbe am 1. August 1871 geschlossen.
Leider hat die Erfahrung bewiesen, dass unsere Kunstgewerbe und die Gewerbe
überhaupt gegenwarüg nicht auf jener Stufe stehen, dass eine derartige Einrichtung von
Erfolg begleitet sein könne.
Es hat sich daher dem Ausschüsse die Nothwendigkeit aufgedrängt, noch weiter
zurück zu greifen und die werdende Generation in's Auge zu fassen.
Der Mangel einer rn für unsere Gewerbe liegt klar zu
Tage, einer Schule, welche erst das Bedürfniss für eine höhere Ausbildung schaf-
fen soll.
Es hat sich daher der Ausschuss des Kunstgewerbe-Vereines mit dem steierrn.
G'e werbe-Verein zur Erreichung dieses Zieles coaliirt. Mit demselben hat er am 18.
August 1871 ein Gesuch an das h. k. k. Handels-Ministerium gerichtet; in welchem unter
Anschluss eines Lehrplanes und einer detaillirten Kostenbegechnungs eine Subvention aus
Staatsmitteln zur Gründung und Erhaltung einer gewerblichen Fac chule, der sich spa-
ter eine eigentliche Kunstschule anreihen soll, angesucht wird. lhr Präsident hat dieses
Gesuch persönlich dem Handels-Minister überreicht und entsprach bereits derselbe diesem
Ansuchen durch Ueberweisung einer Staats-Subvention pr. 3400 fl.
Weiters hat Ihr Ausschuss zu ebendemselben Zwecke ein Gesuch an den steierm.
Landtag gerichtet. Derselbe hat Angesichts der grossen Tragweite dieses Unternehmens
den Landes-Ausschuss beauftragt, die Frage eingehend zu prüfen und über das Resultat
dem nächsten Landtage zu berichten.
Da aber alle diese Einleitungen Zeit erfordern und Iin der Ausbildung unserer jungen
Gewerbebeflissenen keine Zeit verloren werden darf haben die beiden Vereine sofort die
bestehenden gewerblichen Schulen derart erweitert und mit tüchtigen Lehrkräften versehen,
dass sie ihrem Zwecke besser als bisher entsprechen. Die Erfolge in beiden Schulen waren
sehr günstig und war der Besuch dieser Schulen ein so überaus reger, dass wir für die
Theilnahrne an unserer demnächst zur Eröffnung kommenden Gewcrbetchule außer
Sorge sein können.
Den höheren Anordnungen zu genügen, hat der Ausschuss dem Gewerbeverein pru
1871j7z einen Beitrag von 300 fl. 6. W. geleistet.
Es wird nun Aufgabe der Ausschüsse beider Vereine sein, der angestrebten Errich-
tung der Gewerbe-Scbule chcthunlichst zur Thatsache zu verhelfen, damit die Gn1ndbe-
dingungen zum Emporblühen unserer Gewerbe geschnfen werden; dann erst wird der
Boden vorhanden sein, auf welchem unsere Kunstindustrie sich entwickeln und festen Fuss
fassen kann.
Bücher-Revue.
Graoese, 1311., Guide de Ynmnteur de Porcelaines et de Pnterics. Ou Collection complete
des marques de fnbriques deporceiaines et de poteries de l'Europe et de PAeie.
edition, und von demselben Autor Guide de Pnmateur d'objets d'un et de cu-
riosite etc. Dresde, G. Sehönfeld, 187! et 1872. 8'. B. K. 3286 und 3180.
Das zweitgenannte Werk bildet die Folge des wGuide de Vamateur de porcelninesu,
und enthält Monogrnmme von Steinsculpturen, Metall- und Holzgegenständen, Arbeiten in
Elfenbein, Waffen, Emails, Goldschmiedewaaren und Medaillen, und umfasst die Perioden
des Mittelalters, der Renaissance und des Rncoco. Beide Werke, von denen das erste in
vorliegender Auflage bedeutend erweitert erscheint, sind äuseerst brauchbar für die Orien-
tirung angeordnet und beherrschen die Resultate der Fnchechriften auf den einzelnen Ge-
bieten in nusführlichstem Maße. Namentlich werden jedem Liebhaber die Marken der
chinesischen Porcellanfabriken willkommen sein, denen zugleich eine Angabe der Zeit-
folge beigegeben ist. Weshnlb in einem solchen, für den praktischen Gebrauch bezweckten
Buche Lücken sein müssen, hat der Verf. in der Vorrede genügend erklärt; hier ist es
schon von vielem Nutzen, wenn die häufigen Zeichen richtig gedeutet versammelt stehen.
lm Einzelnen liesse sich über Manches vielleicht streiten, wie denn das dritte Monogramnl
des Dürer dessen Auftreten als Sculptor die neuere Forschung iberhnupt fraglich geb
macht hat ganz wunderlich aussieht.
J9L
Dollingar 0., Architektonische Reisescizzen sie aus Deutschland, Frankreich und Italien.
Stuttgart, K. Wittwer 1872. Bisher Hefte. B. K. 328i.
Skizzen künnen uns interessiren als Schöpfungen eines grossen Meisters, in dessen
ilüchtigsten, vom Augenblick geschaffenen Kundgebungen die unmittelbare Fiische seines Ge-
dankens gerade recht zum Ausdruck kommt. in diesem Fall kommt es wenig auf Gegen-
stand und Vorwurf an, der Einblick in die innerste Schaffensweise des Genius ist es, der
uns an eine solche leicht hingeworfene Zeichnung fesselt. Skizzen, bei denen all' das nicht
der Fall ist, welche einen ganz andern Zweck, welche nicht selbstständigen Kunstwerth
haben und haben wollen, sondern vorhandene Kunstgebilde um ihretwillen rein reprodu-
cirend zum Gegenstand erwählen, von denen verlangen wir einerseits eine passende Wahl
der Objecte, anderseits eine möglichst deutliche und treue Wiedergebung. Dollinger's
Skizzen bringen viel würdiges und auch manches, dessen Existenz an sich schon bedauer-
lich ist, geschweige dass eine Reproduction vonnöthen schiene, wie z. B. die elendesten
modernen Grabmonumente von Pariser Kirchhofen. Die Ausführung, auf autographischem
Wege und in der leichten Manier der Skizze, lasst alle Details verloren gehen. Das beste
sind einige deutsche Renaissancearchitekturen Thore etc. von Stuttgart, Esslingen u. a.
Orten, welche die wunderbare Pracht dieses phantasievollen Styles recht charakteristisch
vor Augen zu stellen geeignet sind.
Hültßn LtL, Das Kaiserhaus zu Goslar, Vortrag. B. K. 336i.
Der Verfasser ist zugleich der leitende Architekt der Herstellungsarbeiten an diesem
überaus merkwürdigen Denkmale des Profanbaus in der frühromanischen Periode, die unter
der hanoveranischen Regierung begonnen und in neuester Zeit durch die preussische wieder
aufgenommen wurden. Der Vortrag gibt uns das historische über die Gründung des Kaiser-
hauses, im Jahre 1050 unter Heinrich lll., und über den Baukünstler, den Mönch, spa-
teren Osriabrücker Bischof Benno aus Hirschau in Schwaben. Von besonderem Werthe
sind die dem Schriftchen beigegebene Ansicht und die Gnindrisse, aus welchen die Verwandt-
schaft' des Goslarer Kaiserhauses mit den allerdings jüngeren Palastbauten der Hohen-
stautfenzeit hervorgeht.
Dametrlo Salazaro, Studi sui Monumenti della ltalia meridionale dal al Xlll" secolo.
Napoli 1871. B. K. 3347.
Herr Salazaro, lnspector an der Pinakothek des Nationalmuseums in Neapel, unter-
nimmt es, in einem grossen Werke die wenig bekannten Werke altitalienischer Malerei
des Südens der apenninischen Halbinsel zu publiciren. Das Werk erscheint in Grossfolio,
mit Farbendrucktafeln ausgestattet. Die beiden ersten Lieferungen liegen uns vor; sie ent-
halten drei Abbildungen von Fresken, in den Katakomben in Neapel, u. z. des Brustbildes
einer Betenden und einiger Heiligen, beide aus dem 4. Jahrh., ein Bnistbild Christi aus
dem 6. Jahrh. und ein Frescohild aus dem 7. Jahrh., zwischen zwei Heiligen und dem
Stifter der Kirche, aus dem Cimitero der Badia bei Maiori, an der Riviera von Amalii.
Wir machen Freunde der christlichen Kunst auf dieses Werk aufmerksam, das ge-
eignet ist, eine Lücke in unserer Denkmalkunde auszufüllen. Die chromolithographirten
Tafeln werden auch Künstler, die sich mit Studien über decorativo Malerei beschäftigen,
in hohem Grade interessiren.
W. Lübke, Die moderne französische Kunst. l. Weise's HofbuchhandL, X872. B. K. 3317.
Prof. Dr. Lübke behandelt in diesem, als Broschüre soeben erschienenen Vortrage
ein Thema, das zu erdrtern, so zu sagen durch die Zeitlage gefordert wird. Das Wechsel-
rerhaltriss Deutschlands und Frankreichs auf dem Gebiete der bildenden Künste. Erörte-
rungen ähnlicher Art sind gegenwärtig nicht auszuweichen. Handelt es sich einerseits
darum, die Resultate der wissenschaftlichen Forschungen auf kunstgeschichtlichem Gebiete,
unbeirrt von den Strömungen des Tages, festzuhalten, so ist es anderseits auch nbthig, der
deutschen Kunst der Gegenwart die Zielpunkte klar zu machen, die zu erreichen sie be-
strebt sein muss.
Prof. Lübke, ein Meister in der Kunst klarer Darstellung und übersichtlicher An-
ordnung, gibt in einer anziehenden Parallele die Wechselbeziehungen deutscher und fran-
zösischer Kunst in ihrer historischen Entwicklung. Es geht daraus klar hervor, dass wie
die deutsche, so auch die französische Kunst, iede in ihrer Art, so viel geleistet hat. um
auf ungetheilte Anerkennung aller Kunstfreunde berechtigten Anspruch zu haben. Dass
beide Nationen sich in ihrer Eigenart selbstständig entwickelt haben, ist ein Gewinn für
die Cultur der Menschheit. Das Erworbene auf der gewonnenen Basis festzuhalten, die
Eigenarten gegen Auswüchse aller Art zu schützen, darauf kommt es vor allem an. Selbst-
überhebung und Eigendünkel nutzen bei internationalen Fragen am wenigsten; da gilt es
ruhig und verstandig abwägen, wie es Lübke thut, um wirklich nützlich in die Strömungen
x04
der Zeit einzugreifen. Ganz besonders aber stimmen wir Lübke zu, Wenn er, anerkennend
die Vielseitigkeir. Kraft und Fülle 14er Begabung der deutschen Kunu der Gegenwart, hin-
zufügt, mwohl eher ist es Zeit, dafür zu sorgen, dass unserer Malerei wieder grosse Auf-
gaben gestellt werden, damit sie nicht blos den Privntliebhabereieh unseres Publicums,
sondern Hauch den grogsen Gedanken und Strebungen der Zeit zum vpllwiqhti en Ausdrucke
getßiChcpm Wir erl-ißfehlen die Lecture dieser Broschüre unseren Lesern; in's ondelre der
jüngeren Generation von Kunsdern und Kunstfreundenl.
Kreuzen MITTHEILUNGEN.
Geschenke an 118.8 Museum. Herr Baron Schwarz-Senborn
Excellenz hat dem Museum zwei Medaillen Wienefs, l-Ierr V. v. Bou-
tovsky, Director der Schule Stroganoif in Moskau, das von ihm heraus-
gebene Prachtwerk über russische Ornatuentik, und Herr Franks in
London den nicht im Buchhandel erschienenen Katalog der Glassamm-
lung Slade's, der prachtvoll ausgestattet ist, durch Vermittlung des Con-
sulat-Directors v. Schäffer der Bibliothek des Museums zum Geschenke
gemacht.
Das k. k. Handelsministerium hat die von demselben subven-
tionirten gewerblichen Schulen mit ie einem Exeuiplar des Buches vDie
Kunst im Handwerk von B. Buchen, betheilt, und zugleich die hervor-
ragenderen Gewerbevereine auf diese Schrift aufmerksam gemacht.
Wegweiser durch das Museum. Da der neue grossere Katalog der Sammlungen
des Museums längere Vorarbeiten braucht, um zur Veroßentlichung desselben schreiten
zu können, für den Besucher aber ein literarischer Führer nöthig ist, so wurde zugleich
mit Eröffnung des Museums ein i-Wegweiseru Preisyzo kr. publicirt, der geeignet ist,
das besuchende Publicum in den neuen Räumen des Museums zu orientiren.
ewerbllohe Schulen. ln Znaim soll bereits im nächsten Winter eine
Zeichen- und Modellirschule zur Forderung der dortigen Thoninduslrie in's Leben treten.
In Elbogen wird wohl gleichfalls um dieselbe Zeit eine Gewerbezeichen- und
Modellirschule eröffnet werden.
ln Strasshurg Elsass geht man mit dem Gedanken um, ein kunstgewerbliches
Institut Schule und Museum zn errichten.
ln München wird, dem Vernehmen nach, die Kunstschule für Mädchen, welche
bisher eine Privatanstalt War, mit der k. Kunstgewerbeschule, welche unter Dyclfs Lei-
tung steht, vereinigt werden.
In Dresden wird eine Vorbildersammlung zur Förderung der Kunstgewerbe in
den Räumen des alten Schlosses aufgestellt werden. Dadurch werden einige Sammlungen;
die bis jetzt einer organischen Aufstellung entbehrt haben, zwecltmässig geordnet und der
Benutzung zugänglich gemacht werden.
Museen der Gypsabgusse an österr. Universitäten. Gegen-
wärtig gibt es nur an zwei Universitäten, in Graz und Innsbruck, wenig-
stens Anfänge zu Museen von Gypsabgüssen zur Förderung des Studiums
der classischeu Archäologie. Für die Wiener Hochschule dient das Museum
der Gypssbgüsse an der Akademie der bildenden Künste als Lehrmateriale
für diesen Zweck. Gegenwärtig, wo durch Berufung des Prof. O. Benn-
dorf an die Lehrkanzel der classischen Archäologie für die Prager Hoch-
schule eine neue Lehrkanzel geschaffen wurde, trat gleichfalls das Bedürf-
niss nach einem Museum von Gypsabgüssen in den Vordergrund. Es wird
nun auch in Prag der Anfang gemacht mit einem solchen Museum für
die Zwecke der Lehrkanzel flir classische Archäologie. Die Universitäten
in Graz, Wien, Innsbruck und Prag beziehen eine Staats-Dotation für
diese Museen.
Idbuvulq in k. 014m. Iuu
lhdulnzhsrulvouünrllhvllälohhlllvn.