268 und stellt sich auf jene der jeweiligen Zweckmäßigkeit und ihr folgt auch die Decoration mit ihrer ureigenen Phantasie. Alle Meister der Kunst in der Renaissance bis zum kleinsten herab haben ihren Antheil, sei es an der ästhetischen Ausgestaltung, sei es an der wunderbaren, einen eigenen Stil darstellenden ornamentalen Aus- zierung der Waffe. Der unmittelbare Einfluss des Donatello, des Cara- dosso, des Giovanni B. Mantuano u. A. auf die stilistische Ausgestaltung der Harnische ist nachweisbar. In ihrer ganzen Größe wachsen allgemach die WaHenschmiede Pifanio Tacito, Serabaglio, Piccinino, Nigroli als Kunstrneister ersten Ranges heraus. Wie wichtig erscheinen nun die Colonien der Waifenschmiede von Bourdeaux und Lyon in ihren Be- ziehungen zur Schule von Fontainebleau. In Deutschland wirkt Dürer, Allen voran, im Dienste Maximilians l. an der Bildung des Harnisches der Renaissance mit dem Plattner Hans Grünewalt zu Nürnberg, später Burgkmair mit dem Plattner Lorenz Colman zu Augsburg. Dürer lieferte die Entwürfe für den silbernen Harnisch Maximilians von 1517. lhm nach folgte das glänzende Heer der deutschen Kleinmeister in der wunder- vollen Auszierung der Waffen, so Aldegrever, Holbein, die Beham, Cranach und noch gar viele Andere. Die schwere Aufgabe, die historische Waffenwissenschaft nach allen Richtungen hin mit gleichem Eifer zu pflegen, hat eine Vereinigung von Fachmännern auf sich genommen, durch welche nach einer Vorberathung in Dresden 1895, zu Wien 1896 ein Verein für historische Waffen- kunde gegründet wurde, welcher nach seinen Satzungen Oesterreich- Ungarn und Deutschland umfassen soll, ohne die Betheiligung von Aus- lindern auszuschließen. Mit der Pflege der Wissenschaft hat der neugegründete Verein auch die Aufgabe auf sich genommen, allen seinen Mitgliedern und Freunden des Faches und nicht zum wenigsten den Sammlern durch Rath und That dienlich zu sein, und wird auch sonst bestrebt sein, für eine sichere Werthbestimmung alter Waffen im Handel sicherere Grundlagen zu schaffen. Eine reich ausgestattete, vierteljährig erscheinende Zeitschrift wird den wissenschaftlich-fachlichen,' wie den Interessenverkehr vermitteln. Der Verein zählt schon zur Stunde über zoo Mitglieder, darunter hervor- ragende Persönlichkeiten unseres Allerhöchsten Kaiserhauses, der Hohen- zoller'schen Dynastie und der ersten deutschen Regentenfamilien, des Hochadels, der Armee in ihren höchsten Spitzen, nicht minder zahlreiche Gelehrte und Angehörige der Kunstwelt. Aus diesen überraschenden Erstlingserfolgen ist zu ersehen, einem wie lebhaften Bedürfnisse der neue Verein entgegenkornmt, der ebenso ideale als praktische Ziele zu erreichen berufen ist. Wendelin Boeheim.