äZJ. und weißhaarigen Greise sind so volle, ganze Menschen, so ausgeprägte, bedeutungsvolle Charaktere, dass das vegetabile Leben um sie herum sie nur schmückt und bereichert, niemals aber in ihrer Wirkung herabdrückt Wenn irgend ein Werk durch die ihm innewohnende gesunde Kraft uns mit diesem altcrthümelnden Genre, das ja immer in Gefahr schwebt, in erkünstelte Romantik zu verfallen, mit einem Schlage versöhnt, so ist es dieses. Wer Mason's Huon of Bordeaux durchblättert, wird keinen Augenblick wünschen, diese Dichtung möge etwa anders als gerade in solcher Weise illustrirt sein. Mit diesen beiden Richtungen, der rein decorativen Walter Cranes und der archaisirenden Burne Jones verwandt, aus ihnen hervorgegangen, aber durch Aufnahme neuer, namentlich vieler japanischer Elemente von ihrem Ausgangspunkte abgetrennt, so dass man sie als eigene Gruppe betrachten kann, ist die der Mystiker und Symbolisten. Der Jüngste, aber zweifellos Begabteste dieser Gesellschaft ist Aubrey Beardsley. Weit über die Grenzen seines Vaterlandes hat man für und wider ihn Partei ge- nommen, Frankreich und Amerika haben ihn angegriffen und gelobt. In England sehen die Jungen unter den Illustratoren in ihm die stärkste decorative Kraft, während die Alten sich schaudernd abwenden von solcher Kunst, wiewohl auch sie seine Begabung anerkennen. Seine Hauptwerke sind wSaIome- und wLe Morte d'Arthuru. - Es ist schwer zu sagen, welcher Richtung er in diesen Werken huldigt. In den Geist des alten Holz- schnittstiles ist er tief eingedrungen, den Japanismus beherrscht er rnit voller Meisterschaft, aber weder in der Formensprache der Frührenaissance noch in der Japans sieht er die Grenzen seiner Ausdrucksweise. In Allem schlägt viel Eigenwille durch, viel originelle Gestaltungskraft, und gerade das ist das Fascinirende an ihm. Beifall und Abscheu wechseln beim Anblick seiner Compositionen. Phantastische Schönheit und groteske Teufelei spielen merkwürdig in einander. Kühn und extravagant, mit dem abscheulichen Vorsatze, möglichst sensationell zu wirken, macht er den Eindruck, als wollte er mit einem Fortissimo von schreienden Dissonanzen und harmonischen Zusammenklängen Leute zur Theilnahme zwingen, die aus müder Blasirtheit in stumpfe Lethargie versunken sind. Er ist im höchsten Grade decadenr - ein Ruhmestitel in den Augen seiner Anhänger und Verehrer - aber mit diesem Decadententhum verbindet sich nicht müde Herabgekomrnenheit, sondern eine, wenn auch liberreizte, so doch derart reiche Phantasie, dass sie für ein Dutzend von Durchschnitts- künstlern ausreichen würde. Im Morte d'Arthur hat er wie sein großes Vorbild Burne Jones den Charakter des fünfzehnten Jahrhunderts zu imitiren versucht. Das Halbdunkel wird möglichst vermieden, das Bild in eine harmonische Wechselwirkung von Schwarz und Weiß zerlegt. Bei diesem Spiel von Licht und Dunkel verfällt er oft unversehens aus der geschickten Nachemplindung der Hypnerotomachia in die japanische Diction und weiß etwas merkwürdig Mysteriöses in seine Darstellung zu legen.