zeugnisse und Erinnerungen, verhütet deren Verschleuderung oder Ver- wüstung, wird ein Bildungsmittel für Bevölkerungen, die an solchen arm sind, gibt dem Heimatsgefühle Nahrung. Die vielen Orts- oder Cant0ns- Museen in Frankreich und in der Schweiz sind gewiss nicht lauter Muster- anstalten, bergen mitunter ein buntes Durcheinander von Naturalien, Aus- grabungen, Geräthen aller Art, Bildern, Münzen, Documenten, geschicht- lichen Curiositäten; aber mit allen Mängeln werden sie von den Be- wohnern mit Recht werth gehalten, und eine Regierung, die durch Reglements oder Eingriffe in die Verwaltung den Leuten die Freude an diesem Besitze verkümmern wollte, würde schwerlich weise handeln. Mit der Zeit finden sich wohl immer Bürger, die ihre Zeit uneigennützig der Sammlung widmen und in ihr zu Kennern auf einzelnen Gebieten heran- wachsen. Und zwar liegt es in der Natur der Dinge, dass die gewerbliche Jugend in solchen, wenn auch der Systematik entbehrenden, Sammlungen mancherlei Anregungen empfangen kann. Alles zusammengenommen, entdecken wir keinen Grund, die Geduld oder gar den Muth zu verlieren. Auch wer in Einzelheiten Ursache zur Unzufriedenheit zu finden meint, wird zugestehen müssen, dass in dreißig Jahren etwas Erkleckliches geleistet worden ist. Ueberall Leben an Stelle der Erstarrung, Streben und Schaffen in den gewerblichen Kreisen, An- theil in weiten Schichten der Gesellschaft; in der Kunstlitteratur haben die decorativen Künste den gebührenden Platz erobert. Wir können aus allbekannten Gründen uns nicht mit Frankreich oder Italien vergleichen, aber außerdem dürfen wir den Einfluss unserer Museen auf die volks- thümliche Kunst ohne Scheu hervorheben. lch wenigstens habe z. B. im Jahre t886 in England den Einrichtungsstil bürgerlicher Wohnungen genau auf demselben Punkt gefunden, wie 24 und 34 Jahre früher. Man kann und soll verbessern, braucht aber nicht umzustürzen. Und wie im Allgemeinen liefert für unsere besonderen Angelegen- heiten die Hüchtige Umschau im Anschluss an die erwähnten Aufsätze keine untröstlichen Ergebnisse. Es zeigt sich, dass die - nun sämmtlich geschiedenen - Männer, die 1863 das Statut für das Oesterr. Museum ausarbeiteten, Rudolph v. Eitelberger, Gustav Heider, Karl v. Lewinsky und Johann Gabriel Seidl, ein Werk für die Dauer geschaffen haben, das innerhalb fester Grenzen Spielraum genug zur gesunden Entwicklung hat, so lange aufrichtiges Interesse und Verständniss für die Aufgaben des In- stitutes lebendig bleiben.