3491 national, und in ihren Hauptvertretern keineswegs in dem allgemeinen und knsmu politischen Stil. jener xowj der übrigen Landschaften Italiens, aulgehend. Aber auch hier scheiden sich die internationalen Künstler Venedigs, deren Ruf ein europäischer ist und die an den Höfen ganz Europas die letzte selbständige Blüthe des alten Kunstlandes Italien vertreten, wie die beiden Canaletti, Tiepolo mit seinen Söhnen, endlich die Rösalba Carriera, von den speciüsch venezianischen, stets eng auf ihre Heimat und deren Gesichts- kreis beschrankten Malern, wie Franc. Guardi, G. B. Piazzetta und Pietro Longhi, die eine ähnliche Stellung, wie Goldoni gegenüber seinem Rivalen Carlo Gazzi, dem Dichter der Fiabe und der Turandot, einnehmen. Das Wirken dieser einzelnen Künstler ward nun naher geschildert, innerhalb der ihnen eigenthürnlichen Stofgebiete: Die malerische Entdeckung Venedigs selbst durch Ant. Canale und seine Nachfolger Bellotto und Guardi, jeder mit specifischer Eigenthnmlichkeit die Vedute pflegend; die monumentale Malerei in ihrer gewaltigen Expansion, deren Hauptvertreter der größte Freskant des 18. Jahrhunderts, G. B. Tiepo l o ist, erst seit einem Vierteliahrhundert von den französischen Pleinairisten wieder zu neuem Leben erweckt; neben ihm der altere Piazzetta, dessen größte Bedeutung allerdings nicht in seinen conventionellen Kirchenbildern, sondern in seinen genrehaft aufgefassten Schöpfungen liegt; endlich das Portrait und Sittenbild der Pastellmalerin Rosa lba Carriera - der dritten bedeutenden Malerin des 18. Jahrhunderts, neben der Angelica Kaufmann und der noch jüngeren Vigee Le Brun - und Pietro Longhis, dessen wenig bekannte Hauptwerke die Fresken im Pal. Grassi zu Venedig sind. Die Schöpfungen der letzteren sind zugleich culturgeschichtliche Documente von größter Be- deutung. Die große Malerei war schon vor der Katastrophe des Jahres 1797 dahin, aber es waren Sohne der alten Republik, welche die gerade hier zu neuem Leben gekommene Stecherkunst (M. Pitteri}. die Piranesi mit ihren römischen Veduten u. A.), sowie die Plastik, durchaus im Geiste des antikisirenden Empire in das neue Jahrhundert hinübertrugen: auf Antonio Cano va liegt noch ein Hauch altvenezianischen Formgefühls, der ihn heute noch schatzenswerth erscheinen lasst. Litteratur - Bericht. Das neue k. k. Hofburgtheatervals Bauwerk mit seinem Sculpturen- und Bilderschmuck. Von Dr. Jos. Bayer, Professor an der k. k. Tech- nischen Hochschule. (Die Theater Wiens, III. Bd.) Wien, Gesellschaft für verviclfältigende Kunst. Nicht allein die Geschichte des neuen Burgtheaters, beginnend mit der Geschichte der Baustatte und der Schilderung ihres Zustandes zu Beginn des Neubaues und durch- geführt bis zur Vlfürdigung des kleinsten Details der künstlerischen und technischen Ausstattung des Hauses, bietet uns der feinfühlige Kunatschriftsteller in diesem Werke, dasselbe erhebt sich durch die den einzelnen Abschnitten vorangestellten kunsthistu- rischen Studien geradezu zu einem Lehrbuche über den Theaterbau an und für sich. Eine Summe von Arbeit und Wissen ist in diesem Werke niedergelegt, die Zeugniss gibt von dem Ernste, mitwelchem der Verfasser seine Arbeit aufgefasst hat. Diesem Ernste entspricht auch die Gründlichkeit und zweifellos: Unparteilichkeit, mit welchen der Antheil einen jeden derbeiden Künstler, denen das Theater seine Entstehung ver- dankt, an ihrem Werke festgestellt wird. Nach der Schilderung der Geschichte der Baustatte gibt der Autor die Genesis des modernen Theaterbaues, wie er sich unter dem Einßusse der Anforderungen der neuen Zeit als öffentliche Bildungsstätte aus dem exclusiven hoßschen Theater des vorigen Jahrhunderts herausgebildet hat. Wir lernen die verschiedenen Phasen seiner Ent- wicklung kennen, vom monumentalen Kunsttempel SchinkePs bis auf den Charaktarbau Sempefs, der außer der Monumentalitat auch die innere Anlage in seiner äußeren Ge- staltung zum Ausdruck bringt. ' Dem nun folgenden Nachweis der Stellung des neuen Burgtheatets in der Ent- wicklung des Theaterbaues der Gegenwart, sozusagen der Stammtafel der Bauidee, reiht sich die Bauleidensgeschichte des Theaters an, bei welcher der Autor auf das Gewissen- hafteste das Widerspiel der Krafte darlegt, dns sich vom Beginn an bei diesem Baue geltend machte. Dieser Abschnitt ist gerade heute von besonderem Interesse, wo wenig- stens für einen Theil der Mangel _des Zuschauerraumes Abhilfe geplant wird. Neben seiner eigenen Ansicht lasst der Autor hier auch den Stimmen der Tagespresse und anderer Kunstkritiker einen breiten Raum.