i. Aber noch in einer anderen Beziehung sind die früher erwähnten Conturen von Wichtigkeit. Die Intarsia ist als Flächenverzierung den strengen Gesetzen derselben unterworfen. Kräftige Conturen nun zerstören jede plastische Wirkung und geben von vornherein der Intarsia ein flächenhaftes Gepräge, während beim Fehlen solch' kräftiger Umrisslinien, und wenn etwa auch noch eine Tönung der Flächen durch Brennen - auf die wir noch einmal zurückkommen - hinzutritt, leicht eine plastische Wirkung entsteht, also eine Stilwidrigkeit. Wir haben schon darauf hingewiesen, dass im Verlaufe der Zeit die Herstellungsweise der lntarsia eine ganz andere geworden ist. Die Dienste, die zur Zeit des Mittelaltetsund der Frührenaissance der Schnitzer und das Messer leisten mussten, hat später die Säge übernommen. Eine Zeitlang blieb der Schnitzer noch nebenher im Gebrauche, so lange als man daran festhielt, in massives oder schon furnirtes Grundholz einzulegen. Das Vorschneiden der Umrisse zum Herausheben der mit Einlagen zu versehenden Theile blieb vorläufig noch seine Aufgabe. Die Einlagen selbst schnitt man aber bereits mit der Säge aus. Man benützte hierzu, um allen Formen und Biegungen leicht folgen zu können, ein sehr dünnes und äußerst fein gczähntes, uhrfederartiges Blatt, die sogenannte wLaub- sägen. Auch sie mag im Anfange noch plump gewesen sein im Gegen- satze zu den heute fabriksmäßig erzeugten feinsten Gattungen dieser Sägeart, welche etwa o'6 Millimeter breit und kaum o'25 Millimeter dick sind. Als man nun endlich die Sägen in entsprechender Feinheit herzu- stellen vermochte und außerdem ein geeignetes Gestell - den aLiillb- sägebogenu - erfunden hatte, der es gestattete, das Sägeblatt rasch ein- und aber auch auszuspannen, so war die Zeit für diejenige Her- stellungsart gekommen, die in den meisten und gewöhnlichen Fällen. heute noch angewendet wird. Man legte nun nicht mehr die ausgeschnittenen Theile in das massive oder bereits furnirte Grundholz ein, sondern man befestigte die Furnire - zumeist zwei, ein helles und ein dunkleres, zuweilen auch drei oder vier - mit Papierstreifen aufeinander, applicirte die Zeichnung auf das obere Furnir entweder direct mit der Feder auf das Holz oder dadurch, dass die auf Papier angefertigte Zeichnung aufgeklebt ward. Handelte es sich um häufige Wiederholungen ein und desselben Motives, so stellte man sich die Zeichnungen auf mechanischem Wege durch Unidruck her, um möglichste Gleichförmigkeit zu erreichen, die durch einfaches Pausen schwer erzielt wird. Später, nach Erfindung der Steindruckes, benlltzte man auch diesen zur Erzeugung einer größeren Anzahl ganz gleicher Zeichnungen und dies hatte großen Werth bei der Herstellung bunter, d. h. vielfarbiger Intatsien, da für jedes einzelne farbige Stück, das ein- gelegt werden sollte, eine präcise Zeichnung vorhanden sein musste, z. B. für eine bunte Blume, die aus 10-15 verschiedenfarbigen Theilen be- stand, ein und dieselbe Zeichnung m-i5mal. Bei den einfachen, zwei- 27'