397 gebrachte Art anlehnen. Doch die außerordentliche Prunkliebe Ludwigs des XlV., der wohl nicht umsonst den Beinamen nle Roi-soleilu führte und sich demgemäß mit Pracht und Glanz umgeben wollte, verlangte neue Decorationsweisen. Die steifen, goldgestickten Hoftrachten passten nicht mehr in eine Umgebung von Holz, und so sehen wir, wieder durch äußere Umstände hervorgerufen, eine neue Art eingelegter Arbeit, wir können wohl nicht sagen entstehen (siehe den Schreibtisch Fig. g, A. de Champeaux, uLe meublei- ll. aus der Zeit Louis XllL; auch vL'art pour touse, Jahrg. 3, Taf. 354i, aber doch mit mächtigem Drange sich entwickeln. Diese neue Technik gehört, streng genommen, nicht mehr zur lntarsia, denn das zur Decoration verwendete Materiale ist nicht Holz, sondern Schildpatt und Messing. Hier und da tritt auch noch Perlmutter, Bein, Zinn und wohl auch Kupfer hinzu. Es werden also Materiale benützt, denen vermöge ihrer Beschaffenheit technisch ein be- deutend erhöhterer Glanz verliehen werden kann, als dem Holze. Kam Holz an der Oberfläche der Obiecte dennoch zur Verwendung, so war es das edelste und härteste, das Ebenholz. Dies geschah aber fast nur zu Einfassungen und Umrahmungen für die eigentlich constructiven Theile. Um die Pracht des Mobiliars weiter zu steigern, kam auch noch die Verwendung von feinciselirter und vergoldeter Bronze hinzu. Es ist nicht zu leugnen, dass die echten Boulle-Möbel einen prächtigen, oder sagen wir besser, einen prunkvollen, äußerst vornehmen und gemessenen Ein- druck hervorrufen und dass sie wohl vollkommen zu ihrer Umgebung, in die Umgebung des französischen nSonnen-Königsu, gepasst haben mögen. (Boulle-Mübel finden sich abgebildet in Graesse, vDas grüne Ge- wölbe zu Dresden-z; wL'art pour tousu; A. de Champeaux, vLe meubleu; Bucher ät Gnauth, w-Das Kunsthandwerku; Williamson, wLe mobilier national-i; Gurlitt, wMöbel deutscher Fürstensitze-i; ferner eine moderne Arbeit von J. v. Storck und Franz Michel, Tisch für Aquarelle ußlätlß!" für Kunstgewerbeu, Band XlX, Taf. 17 und I8.) Die technische Herstellung der Boulle-Einlagen entsprach jener in Holz, nur mit den Abänderungen, welche die Eigenschaften des Materiales geboten. Die Metallplatten waren in jeder für Möbelbestaudtheile aus- reichenden Größe zu haben, hierdurch ergab sich also, wie beim Holze, keine Einschränkung. Dagegen erhielt man in Schildkrot oder Schildpatt nur kleinere Stücke, die der Zeichnung angemessen nach gezähmten, ineinander greifenden Linien zusammengeschnitten und zusammengesetzt werden mussten. Heute ist wohl auch diese Schwierigkeit beseitigt, denn man löthet und schweißt echtes Schildpatt wie Metall, je nachdem man es braucht. Nach erfolgtem Zusammensetzen wurde die untere Fläche der Schildkrotplatte mit entsprechenden Werkzeugen glatt geputzt und mit farbigem Papier unterlegt. Wir sehen daher bei den Boulle-Arbeiten dieses Material in verschiedenster Färbung: schwarz, grün, zumeist roth, aber auch golden und selbst silberfarben. Metall und Schildpatt wurden nun mittelst geleimter Papier;