398 streifen aneinander geheftet und nach Anbringung der Zeichnung auf der vorderen Fläche gleichzeitig mit der Laubsäge geschnitten. Früher bediente man sich hierzulande - und es geschieht heute zumeist noch, man ist eben etwas spröde gegen Verbesserungen - eines Tisches, auf welchen die zu schneidenden Furnire oder Metallplatten horizontal gelegt wurden, und man schnitt - wie Gürtler und Bronze- arbeiter - die Laubsäge von oben nach unten führend. Das bringt wesentliche Nachtheile mit sich. namentlich bei größeren Objecten, bei welchen das Auge an vielen Stellen die Zeichnung nicht mehr direct vor sich hat und dieselbe verkürzt sieht. Die Hand muss stets die Säge heben und auch vorwärts drücken, sie ermüdet daher leicht. Die Franzosen be- dienten sich, oder sagen wir richtiger: in Frankreich bediente man sich schon in früher Zeit eines sehr einfachen. aber sinnreichen Apparates, um den genannten Uebelständen zu begegnen, des Laubsägebockes, auf dem der Marqueteur im Reitsitz arbeitet. Dieser Apparat ermöglicht das Einzwicken der zu schneidenden Theile in verticaler Stellung, so dass die Zeichnung stets senkrecht vor dem Auge verbleibt und diesem ohne jede Verkürzung erscheint. Die Laubsäge wird nun horizontal geführt, die Schwere derselben gibt dem Schnitte den erforderlichen Druck nach abwärts und erleichtert dadurch nicht allein einen schwungvollen Schnitt, sondern fördert auch die Arbeit, die rascher von statten geht. Dass es heute bereits mancherlei maschinelle Vorrichtungen gibt, wollen wir nur nebenher erwähnen. Sie dienen aber zumeist der Dutzendwaare oder großen Arbeiten, die in der Hand nicht bewältigt werden können. Bei den Boulle-Arbeiten wurde der Schnitt stets senkrecht auf die Fläche des zu schneidenden Materiales geführt, so dass Grund und Ein- lage, wie schon früher erklärt, gleichmäßig ineinander passten und um- gewechselt werden konnten, also Schildpattgrund mit Metalleinlage und Metallgrund mit Einlage von Schildkrot. Soll noch anderes Materiale gleichzeitig mitgeschnitten werden-die Vorrichtung gestattet ein Durch- schneiden von vier, ja selbst von sechs Furnirstärken - so geht der größte Theil hiervon verloren ; deshalb empfiehlt es sich, diese Decorations- partien gesondert zu schneiden und einzulegen, es wäre denn, dass die darauf berechnete Zeichnung ein gegenseitiges Auswechseln aller gleich- zeitig geschnittenen Platten verschiedenen Materiales ermöglichte. Eine solche Zeichnung ist jedoch, wenn eine gute Wirkung erzielt werden soll, außerordentlich schwierig herzustellen. Um die Metalleinlagen elfectvoller zu gestalten, wurden dieselben vor dem Poliren gravirt. Wir haben diesen Vorgang, die Einlagen mit Gravirung zu versehen, schon bei den Holzarbeiten der ltaliener beob- achtet. Nur beschränkte man sich dort zumeist auf das Anbringen von Conturen im Innern der eingelegten Partien, während nun hier bei den Boulle-Arbeiten von der Gravirung der ausgedehnteste Gebrauch gemacht wird, in gleicher Weise, wie wir dies auch an den reichen Elfenbein-