89 Außer einem silbernen Tafelaufsatz des Grafen Leopold Podstatzky- Liechtenstein (Nr. 1120), der der Zeit seiner Entstehung nach (1831) fast nicht mehr in das Programm passt, Endet sich Kaffeegeschirr, Henckel- kannen (ein Paar des Grafen Podstatzky-Liechtenstein, Nr. 1121, ein anderes Paar des Hofraths J. v. Storck), Kasserolen, Salzfässer, Tisch- leuchter (Graf Hugo Abensperg-TYaun, Dr. J. Scheiner) u. s. w. Alle diese Dinge zeigen sich als echte Repräsentanten ihrer Zeit. Auch bei ihnen finden wir das Bestreben an edlen Profillinien festzuhalten, mit Maß vorzugehen bei der Anwendung von Zierwerlt und die ehrliche solide Technik gewissenhaft zu pflegen. Auch solche oft stiefmütterlich behandelte Arbeiten zeigen, wenngleich sie vielleicht mehr als andere Objecte ihrer Zeit das Uebel der Langeweile mit sich tragen, doch noch sicher eine nicht hinwegzuleugnende gute Eigenschaft: dass eine gewisse Art von protziger Banausie, die so vielen unserer modernen Erzeugnisse leider anhaftet, bei ihnen ausgeschlossen ist. III. Porzellan und Glas. Von Jns. Folnesies. Bald nach Böttcher's Entdeckung war die Errichtung von Porzellan- fabriken für große und kleine europäische Potentaten Ehrensache geworden. Ein glücklicher Zufall hatte es gewollt, dass einmal ein deutscher Hof und nicht der französische eine Sache in Mode brachte. Treulosigkeit und Gewinnsucht von Leuten, die in das Geheimniss der Fabrication eingeweiht waren und ihre Dienste gerne fremden Herren anboten, hatten die ehrgeizigen Bestrebungen der verschiedenen Landesfürsten rasch gefördert, so dass zu Ende des Jahrhunderts Deutschland allein über ein Dutzend kleinerer und größerer Fabriken zählte. Neben der sächsischen Mntteranstalt, die eine dominirende Stellung einnahm, stand allen anderen voran an Ansehen und Bedeutung die kaiserliche Fabrik in Wien. Ja sie war Führerin geworden in Fragen des Geschmackes, ein Kunstinstitut ersten Ranges. Die Reformen SorgenthaVs, der 1784 Di- rector geworden war, hatten die Fabrik auf solche Höhe gebracht. Ausführ- lich schildert v. Falke in seiner wGeschichte der Wiener Porzellanfabriku, wie hier der rechte Mann an rechtem Platze nach allen Seiten fördernd eingriff, wie man sich vor Allern der alten Vorräthe in großen, auswär- tigen Auctionen entledigte, wie eine Schule zur Heranbildung von Malern errichtet wurde, je eine Abtheilung für das Figurale, die Landschaft, die Blumen, die Ornamentirung und Vergoldung; wie ferner die Anstalt mit der Akadernie der bildenden Künste in steter Fühlung blieb, wie Anton Grassi der Bildhauer, ein Schüler Messerschmidfs, erst als Modell- cneister, dann (seit 1794) als oberster Leiter aller Kunstclassen seinen