Ton jüngeren Holzes in Verbindung mit vergoldeter Bronze würde den feinen Gesammteindruck des Möbels zerstören. Die Franzosen waren zu allen Zeiten Meister in der Behandlung des Mahagoniholzes. Sie beizten dasselbe mit ungelöschtem Kalk nach Belieben bis zu jenem tiefen, satten Farbtone, der ihnen für das Object am günstigsten erschien. Heute lacht man über solche Verfahrungsweisen, sie kosten Zeit, und - time is money. Die zeitraubende Anwendung alter, erprobter Techniken wird gleichbedeutend gehalten mit verlorener Zeit, also mit verlorenem Gelde. Die chemische Wissenschaft von heute lehrt rascher und leichter zum Ziele zu gelangen. Dass aber unsere mit allen modernen Finessen hergestelten Arbeiten nach 100 Jahren einen ebenso harmonischen Eindruck hervorbringen werden, wie diese alten, das wagen wir nicht zu behaupten, und wenn wir von den mit mo- dernen Malmitteln hergestellten Bildern unserer älteren Zeitgenossen einen Schluss auf unser Fach ziehen, so steigern sich diese Zweifel fast zur Gewissheit. Doch überlassen wir dies der Kritik am Ende des XX. Jahrhunderts, und wenden wir uns wieder dem Mobiliar der Empire- Zeit zu. Echt napoleonisch, aus dem Besitze der Kaiserin Marie Louise stammend, ist der in Amboina-Fladerholz hergestellte, mit vergoldeter Bronze (Wappen und lnitiale) beschlagene Papierkorb (Nr. 393, Fürst Alfred von Montenuovo). Derselbe hat eine wiegenartige, nach unten halbcylindrische Gestalt, die dem sogenannten Amazonenschilde der Antike nachgebildet ist, und ruht auf einem Bockgestelle mit vier rechteckigen Füßen. Der Uebergang von dem Gestelle zu den schildförmigen Häuptern wird durch vergoldete, liegende Löwengestalten vermittelt. Zu diesem Stücke gehören auch einige zur Ausstellung gelangte Bestandtheile einer Schreibtischgarnitur (Nr. 323), die ebenfalls in Amboniholz und Bronze ausgeführt sind. Leider fehlt der Schreibtisch als Hauptstück des Ganzen. Die Conception dieser Obiecte rührt unzweifel- haft von dem bereits genannten Architekten Percier her. Das Tischchen (Nr. 392), das gleichfalls aus dem Besitze der Kaiserin Marie Louise herrührt, zieht wohl nur deshalb den Beschauer an, weil ein reizendes Aquarell von lsabey aus dem Jahre 181i - die Taufe des Königs'von Rom darstellend - demselben eingefügt ist. Der angeblich von Napoleon l. in Venedig benlitzte Thronsessel (Nr. 230), der in Holz geschnitzt, weiß lackirt und reich vergoldet ist, nimmt auf der Ausstellung insoferne eine Ausnahmsposition ein, als das Materiale des übrigen Mobilars fast durchgehends dunkelfarbig ist. Auch das Klavier mit Mahagonigehäuse und Bronzebeschlägen (Nr. 254, Herzog von Sachsen-Meiningen) erfreut sich einer Sonderstellung, es hat nur unebenbürtige Nebenbuhler in den versteckten Musikwerken ver- schiedener exponirter Möbelstücke. Dieses Instrument ist auch weniger wegen seiner Form interessant, als vielmehr deshalb, weil seine Er-