132 Vom Augenblicke des Bekanntwerdens dieses Ausstellungsplanes an erhoben sich in allen Theilen unseres Reiches Stimmen, welche dem Wunsch: nach officieller Betheiligung Oesterreichs lebhaften Ausdruck gaben und eine Umfrage des k. k. Handelsministeriums bei den Central- stellen, den Handels- und Gewerbekamrnern und Fachcorporationen hatte in allen wesentlichen Punkten ein entsprechendes Ergebniss. So sehr im Allgemeinen das Interesse an Ausstellungen durch das Uebermaß von derartigen Veranstaltungen im Laufe der letzten Jahrzehnte abgeschwächt worden ist, wurde doch überall betont, dass Paris der Platz sei und bleibe, auf dem die productiven Bevölkerungen der ganzen Welt ihre Kräfte messen, und dass ein Fernbleiben Oesterreichs von solchem Wettkampfe einer Verzichtleistung auf die Behauptung und Erstarkung unserer Stellung auf dem Weltmarkte gleichkommen werde; insbesondere wurde nach-i drücklich der Schaden hervorgehoben, den wir durch die aus politischen Gründen unvermeidliche Nichtbeschickung der Pariser Ausstellung von 188g und die ungenügende Subvention für Chicagd erlitten haben, eben hieran aber der dringende Wunsch geknüpft, dass es den Ausstellern durch Gewährung reichlicher Mittel erleichtert werden möge, die er- wähnten Scharten auszuwetzen. Begreiflicherweise bemächtigte sich namentlich der kunstgewerblichen Kreise eine starke Bewegung, da unsere Kunstindustrie vor allen anderen- Zweigen darauf bedacht sein muss, ihr altes Ansehen aufrechtzuerhalten, sich von Mitbewerbern nicht überflügeln zu lassen. Und hier nahmen die Erörterungen einen schärferen Charakter an durch das Auftauchen des Planes einer Wiener Gewerbe-Ausstellung im' Jahre 1898. Die einem Jeden sich aufdrängende Frage, ob eine entsprechende Vertretung unseres Kunstgewerbes auf zwei verschiedenen, nur durch eine kurze Frist ge- trennten' Ausstellungen überhaupt ausführbar sei, wurde von den ge- wichtigsten Stimmen auf das entschiedenste verneint und zugleich geltend gemacht, dass es für Oesterreich viel wichtiger sei, in Paris zum ersten Mal wieder seit 1878 geschlossen und irnponirend aufzutreten, als die Kräfte zu zersplittern zu Gunsten einer Wiener Schaustellung, wie solche 1880 und 1888 stattgefunden haben. Am wenigsten war man geneigt, eine Beeinträchtigung des Pariser Unternehmens für eine patriotische That anzuerkennen, wie von einigen Seiten verlangt wurde. Nach einem län- geren, stellenweis hitzig geführten Meinungsaustausche zwischen beiden Parteien scheint nunmehr die Ansicht die Oberhand gewonnen zu haben, dass es zweckmäßiger sei, das Wiener Unternehmen zu vertagen, und es ist zu hoffen, dnss wirklich mit vereinten Kräften für das gemeinsame Ziel werde gearbeitet werden. i Bevor nun die k. k. Regierung zu den beiden ersten, der Ent- scheidung harrenden Fragen Stellung nehmen konnte, nämlich ob Oester- reich sich an dem Pariser Unternehmen officiell betheiligen und in welcher Höhe die Staatssubvention für die Betheiligung festgestellt werden solle,