102 chimsthaler sich nicht dazu hergeben brauchten, Glaubensgenossen zu bekriegen. ' ' P ' So wenig dieser Standpunkt. heute als ein gesetzlich zulässiger er- scheinen kann, unbeschadet seiner idealen Berechtigung, darf er für jene Zeit nicht unerhört heißen, wo der religiöse, beziehungsweise confessio- nelle Beweggrund den patriotischen, politischen und nationalen weit überwog; wo ferner die allgemeine Wehrpflicht eine unbekannte Größe war, und im Nothfalle Söldner den verlangten Dienst versahen; wo end- lich durch den Kriegszustand zwischen dem Kaiser und den evangelischen Fürsten auch den einzelnen Gemeinden die Stellungnahme nach ihrer religiösen Richtung zulässig dünken musste. Der König empfing den Pfarrer seines schönen Silberbergwerkes sehr gnädig und verlangte nur eine öffentliche Entschuldigung, reichte ihm sogar die Hand und geruhte huldvolle Versicherungen wegen der Con- fession zu geben. Dies Verhalten erregte in Mathesius das nagende Gefühl, sich wirklich gegen die Obrigkeit vergangen zu haben; "er hatte gemeint, es handle sich um den Glauben, nun war er überzeugt, -es käme nur die Politik in's Spiel. ln Wahrheit war er wohl überlistet; Ferdinand hatte von seinem kaiserlichen Bruder die. Verschleierungskunst gelernt. Dazu kam, dass Ferdinand, der in Audienzen gerade Protestanten gegenüber seine sonstige Leutseligkeit in leidenschaftlichen Ausbrüchen verleugnen konnte und kurz nach dieser Scene den Senior der böhmischen Brüder schrecklich foltern ließ. das kostbare Silberbergwerk schonen wollte. wPluto war Joachimsthal Patronat Mathesius blieb königstreu und persona grata bei Hofe. Kein Wunder, dass er später von dem vnJOSCPlI des 16. Jahrhundertsa, dem toleranten, confessionellen Corn- promissfürsten Maximilian ll. empfangen wurde, dem er die zur Feier seines Einzuges in Prag gehaltene Predigt überreichte; ihr Manuscript liegt auf unserer Hofbibliothek. Sogar mit den hitzigen Commissären trat Mathesius in freundschaftliche Beziehung, ohne dass darunter die zu den Grafen Schlick gelitten hätte. Nach diesen lrrungen und Aufregungen kamen Jahre des Auf- athmens und Behagens, bis neue Fluthen heranbrausten, die Haus und Herz umbrandeten. Die Berufsarbeit gedeiht, das schriftstellerische Schaffen kommt in Gang, die Familie wächst, der freundschaftliche Verkehr. ist lebhaft, mündlich und schriftlich; Zeugen davon u. a. der auf unserer Hofbibliothek liegende Briefwechsel mit dem Hofrathe v. Nidbruck. i Der auch in Versen zum Ausbruch gelangte Schmerz um den Tod der Gattin verschlang sich mit neuen politischen und sozialen Gefahren; mit körperlichen und seelischen Störungen. Eine Karlsbader Cur hatte keine entscheidende Wirkung. ln Folge eines Schlaganfalles am Schluss der Predigt verschied Mathesius, in Prosa und Poesie beklagt; die Knapp- schaftÜsetzte ihm einen Grabstein, d_en religiöser Fanatismus beseitigte. ' ' ' (sehnt. folgt.) "