162 dünnen gedrehten Eisenfüße kommt, die den Ofen ehedem trugen. Der jetzige Besitzer hat diese Stützen. auf welche man die monumentalen Ofenriesen _ nicht zu ihrem Vortheil - bis in unser Jahrhundert hinein zu stellen pflegte, durch stilvoll ausgeführte Thierhguren ersetzt. Ueber dem kräftig profilirten Sims. der die Basis bildet, erhebt sich ein niederer, an den vier Ecken mit Löwenmaskarons, auf den Flächen mit flott gezeichnetem, platischen Rankenwerk decorirter Sockel, der, von einem gleichen Sims bekrönt, den würfelförmigen Unterbau trägt. Dieser letztere ist an seinen abgeschrägten Ecken von vier Hermen fiankirt, die mit reichen Fruchtfestons behangen sind. Die beiden recht- eckigen Kacheln der vorderen und der seitlichen Flächen (die rückwärtige ist durch undecorirte Kacheln mit der Mauer verbunden) enthalten Relief- brustbilder von Heiligen in schwungvoll gezeichneter Cartouchenumrah- mung, die von drei Engelsköpfen und Fruchtgehängen gebildet sind. Ein breites, weit vorspringendes Gesims trennt den Unterbau von dem schmaleren, rechteckigen Aufsatz, der, ebenfalls an den Ecken mit Hermen geschmükt, dieselben Kacheln - vier verschiedene Figuren, deren jede sich einmal wiederholt - aufweist, wie der Unterbau. Das mächtige (iesims, das den Aufsatz abschließt, ist an seinen vier Ecken in mehr origineller als stilvoller Weise mit je einem Halbgiehel besetzt, dessen Feld mit Früchten ausgefüllt ist. Ueber dem Aufsatz wölbt sich eine Kuppel in der Form der nwälsche Haubeu genannten Thurmdächer; den Abschluß bildet die Figur eines Tritons mit breitem Fischschwanz. Der Ofen hat dunkel-(pariser-)blau marmorirte Glasur als Grundfarbe, von der sich die weißglasirten Figuren und Ornamente kräftig abheben. Die Modellirung der ornamentalen Theile und der Heiligenbilder ist in mäßigem Relief gehalten und von ausnehmend sorgfältiger Arbeit, der die dicke Glasur nicht die präcise Schärfe benehmen konnte. An den Rundfiguren, dem Triton und besonders den Hermen, hat der Bildner seine ganze Kunstfertigkeit gezeigt: sie sind ebenso Hott modellirt als sauber durchgebildet. Der Name des Verfertigers ist, wie leider an den meisten uns über- kommenen ähnlichen Werken, auf dem Ofen nicht ersichtlich; doch dürfte das Stück zweifellos Tiroler Arbeit sein, wenn auch italienische Formen bei seiner Ausschmückung beeinflußend mitgewirkt haben mögen. Der Ofen stammt aus dem ehemaligen adeligen Damenstift in Hall bei Innsbruck, auf dessen Dachboden Herr Lechner denselben vor 14 Jahren, in einzelne Stücke zerlegt, in äußerst verwahrlostem Zustande entdeckt hat. . Andere, weniger reich decorirte Exemplare hatte Erzherzog Carl Ludwig während seiner Statthalterschaft in Tirol noch in den Räumen des Stiftes vorgefunden und im Ambraser Schlosse aufstellen lassen.