214 Und sie wurden in dem richtigen Daheim von Jahr zu Jahr immer zielbewusster durchgeführt. Es gelang dies umsomehr unter dem Schutz und liebevollen Antheil eines hohen und so hochgesinnten Gönners, Sr. kaiserl. Hoheit des Herrn Erzherzogs Rainer, welcher von Anbeginn über dem Oesterr. Museum seine schützende Hand hielt, und allen Bea strebungen desselben die größte Huld, die opferwilligste Unterstützung angedeihen ließ. Dieser großgesinnte Prinz hat das Haus, welches jetzt ein Vierteljahrhundert steht und dient, aus dem Baugerüste aufwachsen sehen, er hat seinen Bausegen dazu gegeben, und wenn das Alles in diesem Hause so gewachsen und in den Saft geschossen ist, wie es an einer solchen Ptlegestätte für gute stilistische Zucht nach Eitelbergefs Plan-beabsichtigt war, so haben wir es vornehmlich dern hocbherzigen, kunstsinnigen Prinzen zu danken, in welchem wir den Protector des Oesterr. Museums bei dem heutigen Anlass auf's Neue ehrfurchtsvoll begrüßen. Das Haus des Oesterr. Museums gehört im besten Sinne zu den sich selbst ausdrückenden Bauten, die uns über ihre Bestimmung nicht in Zweifel lassen. In seinen Bauformen prägt sich nach außenhin ein schlichter, solider Ernst aus; es kündigt sich als ein Gebäude an, das nicht lediglich der Repräsentation zu dienen hat, sondern in welchem - wenn auch in künst- lerischer Richtung - gearbeitet werden soll. Man beschied sich aufZiegel- Rohbau mit gemäßigter, aber dabei kräftig wirkender Verwendung von Quaderstein, welcher auf den Sockel und das Portal, wie auf die Fenster- Rahmungen beschränkt blieb. Ueber die äußere Ausstattung spricht sich der Baubericht in der Festschrift zum 4. Nov. 187i folgendermaßen aus: viSehr einfache Prolilirung bei fast gänzlicher Vermeidung von Bildhauer- Ornament erheischte irgend einen decorativen Ersatz und man fand den- selben in der an einem Gebäude für Kunstindustrie ganz passend ange- brachten Sgraffito-Malerei intheilweiserVerbindungmit eingefügten Majolica- Medaillons in den Friesen. All" das stimmte prächtig in den Charakter der italienischen Renaissance. Die glasirten Thouarbeiten, welche hier in Form von Medaillons mit Köpfen berühmter Künstler und Kunsttechniker, oder als lnschrifttafeln in die Sgraftito-Friese eingesetzt sind, waren bekanntlich in der florentinischen Frührenaissance mit Vorliebe verwendet und be- sonders durch die Familie della Robbia zu einer höchst beachtenlwerthen Species architektonischer Decoration erhoben worden. - Die in dem Museumbau verkörperte Tendenz der Belebung und Hebung kunslindu- strieller Thätigkeit rechtfertigt die erneuerte Anwendung solcher tech- nischen Mittel zur architektonischen Decoration, wie sie vor Jahrhunderten zum Schmucke noch heute bewunderter Architekturwerke gedient haben: sei es hier auch nur des Versuches halber und zur Wiederbelebung solcher werthvoller Decorationsmethoden vergangener Zeitenm