239 wartung berechtigt war. Die Ausstellungen wurden besser, gleichmäßiger. Aber man sah auch ein, dass die jährliche Veranstaltung einer großen Ausstellung sich nicht empfiehlt, da die Production neuer und reizvoller Gegenstände sich nicht mehr so rasch vollziehen kann, um immer auf's Neue die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen; und ferner war man sich darüber klar, dass es im Interesse der Kunstindustrie und des Museums liegt, in der Zulassung von Ausstellungsobjecten eine größere Strenge walten zu lassen, als dies früher der Fall gewesen war. Die wirklich tüchtigen Kräfte hatten sich nach und nach so weit herangebildet, um im Kunstgewerbe-Verein Aufnahme finden zu können, und es gehören ihm seit einiger Zeit in der That alle hervorragenden Kunstgewerbetreibenden an; den nur dem Namen nach kunstgewerblichen Arbeiten den Eintritt in's Museum zu verwehren, war höchst an der Zeit; Fleißaufgaben von Dilettanten und vor Allem von Dilettantinnen unter der Flagge des Mu- seums segeln zu lassen, war diesem schon oft und mit Recht verargt worden. Die Durchführung der Kunstgewerbe-Ausstellungen durch den Wiener Kunstgewerbe-Verein konnte daher nur dann, vor Allem auch für die Reinhaltung und Förderung der Ziele des Museums selbst, von sichtbarem Nutzen sein, wenn auf die allmälige Beschränkung: dieser Ausstellungen auf die Vereinsmitgliedcr hingearbeitet wurde, deren Auf- nahme an die Bedingung des Nachweises gründlicher technischer und ästhetischer Fachbildung geknüpft ist. Dieser Absicht kam nun der Um- stand zu Gute, dass die stetige, und auch von Fachkreisen lange nicht nach Verdienst gewlirdigte systematische Vermehrung der Museumssamm- lungen die dauernde Heranziehung der Säle Vl und VII zur Unter- bringung dieser Sammlungsobjecte nöthig machte, indem der Saal VI für die Möbelsammlung, der Saal VII für die Arbeiten aus Leder, Lack, für die Geräthe aus Holz, für Fächer, Miniaturen u. s. w. herangezogen werden musste, während der große Oberlichtsaal IV dazu bestimmt wurde, nun endlich die reichhaltige, kostbare, Publicum und Fachleuten so gut wie unbekannte Textilsammlung aufzunehmen. S0 ist die jeweilige Ausstellung der modernen gewerblichen Pro- duction im Oesterr. Museum aus inneren und äußeren Gründen in neue Bahnen gelenkt, und darin liegt zum Theile das Geheimniss der höchst erfreulichen Wirkung, welche die diesjährige Weihnachts-Ausstellung im Museum ausübt. Dass allerdings die Beschränkung der Theilnehmer auf die Mitglieder des Kunstgewerbe-Vereines und der fühlbare Raummangel, unter dem das Museum leidet, für so manche tüchtige Kräfte, denen es nicht möglich ist, dem Vereine beizutreten, so z. B. für viele ehemalige Schülerinnen der Fachschule für Kunststickerei u. m. A., welche früher immer gastfreundliche Aufnahme fanden, ein harter Schlag ist, lässt sich nicht leugnen. Aber auch dafür wird sich durch Specialausstellungen und wenn die dringend nöthige Erweiterung des Museums und die 16 '