452 des Königs Corvinus, der 1490 starb (Photographiensamml. des Oesterr. Museums), oder betrachte die Größe und Weite jenes kostbaren Mess- kleides aus dem 16. Jahrhundert in burgundischer Technik aus der Textiliensammlung des Museums mit den in der Form geradezu ver- kürnmerten Leder-Caseln des 17. Jahrhs. (aus derselben Sammlung), wobei wir zugleich ein interessantes Stück dieser ledernen Paramente vor uns haben, die sich übrigens nicht lange halten konnten. Wie weit war die paenula scortea, die in der Antike einstens auch aus Leder gear- beitet war, verändert, bis ihre Form, wieder beim Leder angelangt, kaum mehr zu erkennen war. Ein reformatorischer großer Geist des 16. Jahr- hunderts, S. Karl Borromäus (f 1584), hielt noch, wie wir schon gehört und wie uns jeder vBorromäus-Schnittu belehren kann, an der ehrwür- digen. kaum reducirten Paenulaform fest. Aber immer mehr kam der Parallelschnitt auf, bei ärmeren Kirchen mag noch überdies Stolfersparniss mitgeredet haben, wie bei reicher Ausstattung die schwere und kostbare Stickerei den Faltenwurf vermeiden hieß. Dennoch hat sich an den ita- lienischen Caseln, besonders den römischen, wenigstens der Charakter eines Kleides deutlich erhalten. Ihr Stoff ist weich, ihre Form, nach unten etwas ausgebaucbt, macht das Kleid zum Anschmiegen an den Körper noch eher geeignet, als jene Producte sind, die unsere modernen Kunsthändler ausbieten. Mit künstlich gesteiftem Futter und kläglich verkümmerter Form, durch mehrfarbige Balken zerschnitten, erinnert ein solches "Kleidu eher an ein Brett, seine decorative Auffassung scheint ein von den Schultern herabhängendes Fahnenblatt vorauszu- setzen, und gerade an der Stelle des Herzens hat das Kleid, das die un- Versehrte, umfassendste Liebe zu Gott und dem Mitmenschen bezeichnen soll, die geringste Spannweite. Das ist durchaus nicht Wille der Kirche. Das Vordertheil der römischen Casel ist in seiner schmälsten Entwick- lung So Centimeter breit, so dass es die ganze Brustbreite und auch sonst die Gestalt des Trägers deckt. Neben dieser mit wechselnden Maßen also circa erst 400 Jahre alten modernen Form hat sich aber in verschiedenen Kirchen noch die reiche, über die Schultern herabgehende Paeuulaform erhalten, nur die Glocken- caseln sind gegenwärtig fast ganz verschwunden. Im Oesterr. Museum ist eine moderne vBernardusu-Casel aus Lyon zu sehen, die übrigens auch in unseren Gegenden gemacht werden. In manchen Diöcesen und klösterlichen Gemeinden hat man sich erst in neuerer Zeit wieder der älteren Paenula, meist unter dem Namen des heil. Karl Borromäus be- kannt, zugewendet. Solche Schnitte werden in der Prager Diöcese (nChrist- liche Akademien) und von den Beuroner Benedictinern gebraucht. ln Wien arbeiten die rlihmlichst bekannten Döblinger Schwestern nach dem nrö- mischenw (Parallel-Schnitt) sowie auf Bestellung auch nach älteren Schnitten, die wir früher waltrömischeu nannten; ebenso die Schwestern wvom göttlichen Heilande- auf der Kaiserstraße, Frl. Agnes Klopp in