Penzing, während andere rühmlichst bekannte Stickschulen bisher, unseres Wissens, noch keine Gelegenheit fanden, ihre ausgezeichnete Technik auf kleidsamere Schnittformen zu verwenden. Gute Maße sind in dem Büchlein zu finden: Satzungen der Erzbruderschaft zur ewigen Anbetung. München 1876. Eine Neueinführung der naltrömischenu Schnitte für eine ganze Diöcese könnte aber nur mit Zustimmung des betreffenden Oberhirten erfolgen. Vom Standpunkte der liturgischen Praxis wie der Tradition dürfte es sich übrigens kaum empfehlen, principiell einer Casulaform das Wort zu reden, bei welcher Vorder- und Rückentheil ganz congruent sind. Die kirchliche Autorität, in unserem Falle die Congregatio Rituum in Rom, hat keine der beiden Formen ausschließlich anbefohlen oder ausschließlich verurtheilt. Sie will nur, dass der Parallelschnitt nach römischem Vorbilde, also schmiegsam und in weiten Maßen, nicht als ungehörig angesehen oder gar bekämpft werde, wie letzteres von Solchen geschah, die in ihrem Eifer für die vermeintlich mittelalterliche Form zu weit gingen. Die oft citirte Congregationsentscheidung vom zt. August 1863 enthält nicht die hineininterpretirte Ablehnung der altrömischen Form, ja, die gegenwärtige Praxis in Rom selbst ist letzterer nicht ungünstig. Auf der vaticanischen Ausstellung 1889 waren zahlreiche Borromäus-Caseln und ähnliche Schnitte, und keine Stimme erhob sich gegen dieselben. Leo XIII. hatte aus den Ausstellungsgegenständen gerade mehrere in diesem Stile für den Vatican selbst ausscheiden lassen, zu- nächst allerdings für das damals geplante Museum. In den deutschen Nationalkirchen aIPAuima und auf dem Campo Santo werden altrömische Caseln getragen. Monsignore de Waat hat vor fünf Jahren nach den Ge- mälden von Fra Angelico in der vaticanischen Laurentiuscapelle einen Ornat anfertigen lassen, also dem t446 herrschenden Stile entsprechend, und die Paramente gefallen den Römern ebenso gut wie den Deutschen, ja auch ihnen viel besser als die sonst übliche jetzige Form mit ihrer anscheinenden Zweitheilung, gegen welche das doch mehr einheitliche, alte Kleid nur angenehm wirken kann. Mit diesem vergleichenden Blicke auf die Vergangenheit können wir schließen, da sich jetzt beim Erwachen des Kunstverständnisses und besonders in unserem Vaterlande für die Zukunft doch Besseres voraus- sehen lässt. Doch wird dies nur möglich sein, wenn die genauen Vor- schriften der Kirche über Solidität des Stoffes, Würdigkeit und Schön- heit der Ausstattung zusammen mit gewissenhafter Beachtung kirchlicher Traditionen Hand in Hand mit dem ästhetisch-historischen Verständniss geht. Möge mit der Erweiterung des Gesichtskreises die Enge und Ver- kümmerung unseres heiligsten Kleides beseitigt werden, nie gegen oder ohne die kirchliche Autorität, nie überstürzt, jedoch eingedenk des be- zeichnenden Wortes, das uns für diesen Vortrag auf eine Anfrage - ob altrömischer oder moderner Schnitt - aus Rom geschrieben wurde: wln solchen Dingen geht die Curie mit keinem Ukas vor, sondern über- lässt der Zeit die Rückkehr zu dem besseren Alten.-