468 werden?! Und nun denken wir noch an die Schattenlehre mit ihren con- structiven Anforderungen an Lehrer und Schüler und endlich noch an die Perspectivel Das erste Jahr gewerblichen Unterrichtes in der darstellenden Geo- metrie ergab die Unmöglichkeit, an gewerblichen Anstalten unter stricter Befolgung der Methode Menge das Auslangen zu finden und zwang den betreffenden Lehrern die combinirte Methode unter Voranstellung des Körperzeichnens auf. An der höheren Gewerbeschule nirnmt der Unter- richtende da freilich eine Doppelaufgabe auf seine Schultern, indem er neben dem Arbeiten mit der begrenzten und unbegrenzten Ebene auch noch praktische Zweckconstructionen nicht aus den Augen lassen darf. Uns genügt es beispielsweise nicht, die wahre Größe eines Drei- seits durch Umlegen desselben zu ermitteln, wir müssen dem Schüler auch zeigen, wie es aus der Bestimmung der wahren Länge seiner Seiten (indem wir ihm gelegentlich auf das Zuschneiden des Holzes am Werk. platze Winke geben) gefunden werden kann. Was nun die Methode dieses anschaulichen Zeichnens -- das an Werkmeister- und an gewerblichen Fortbildungsschulen für sich allein als Unterrichtsdisciplin genügt, an höheren Gewerbeschulen aber als die vorbereitende Stufe anzusehen ist, anbelangt - so folgt diese grund- sätzlich dem pädagogischen Haupterfordernisse jedweden zielsicheren und in sich geschlossenen Unterrichtes! vom Leichteren zum Schwereren, von der durch Aufmessen und durch Raumprüfung genau er- fassten Grundform zum verständnissvollen Abbilden des in der Vorstellung bestehenden, erst hervorzurufenden Objectes stufenweise fortzuschreiten. Wir beziehen den Körper auf seine Grenzflächen, die wir unter Einem als Maßflächen auffassen, bilden also den Raum gleichsam in sich selbst ab und beginnen unter Gebrauch des Messens mit der Anfertigung von Einrichtungsplänen des Schul- zimmers. Mit den von selbst sich aufdrängenden Vorarbeiten, die, etwa beim Beziehen einer Wohnung, an den thätigen Sinn des Menschen heran- treten, fangen wir an; wir stellen den Schüler sofort in den Bann prak- tischer Thätigkeit, wecken seine Fähigkeiten im Vergleichen und Raum- schätzen und gewinnen ihn so in der ersten Stunde, indem wir uns dem kleinen Menschen nicht in der Pose des Gelehrten, sondern in dem natür- lichen Gehaben des Lehrers vorstellen, das immer vertrauenerweckend stimmt. Wie der Musiker den Grundton mit der Stimmgabel angibt, so finden wir den richtigen Lehrton von selbst, indem wir zu der Stufe des Schülers herabsteigen und mit ihm in einer ihm durchaus verständ- lichen Sprache reden, ihm also nicht durch erdrückende Gelahrtheit be- schwerlich fallen. Auch im Anfangsunterrichte gilt es, etwa wie bei Beschaffung der Brotfrucht, zuerst zu ackern, und zwar seicht oder tief, je nach der Bonität, Schrollen zu schlagen, zu eggen, zu säen, zu walzen. Auch