470 richtige Zeichnungen herzustellen, aber auch von lediglich erst in der Vor- stellung bestehenden Begriffsdingen Werkzeichnungen und Naturformen zu schaffen, die den Gegenstand der Phantasie in das Reich der Sinnen- welt bringt. Dieser Vorgang ist von jedem Gesichtspunkte: philosophisch, logisch und lehrmäßig unanfechtbar und wohl geeignet, als grund- legend zu gelten. So wird nicht einseitig nur die rein theoretische oder nur die praktische Richtung verfolgt, sondern beide Bethätigungen des denkenden Schaffens auf dem Lehrfelde des Constructionsfaches zu einer pädagogischen Einheit verbunden. Der Schüler kann nun, indem der Unterricht stets seiner geistigen Entwicklung und den erworbenen zeichnerischen Fertigkeiten folgt und auf der jeweiligen Stufe seiner Fortschritte die Anschsuungs- und Denk- kraft reift und vertieft, ohne Ermüdung und ohne Unruhe hinsichtlich des endlichen Gelingens seiner Studien, dem ersehnten Ziele der Aus- bildung zugeführt werden. Kleinlich erweist sich daher der gegen dieses Unterrichtssystem seinerzeit erhobene Vorwurf bloßer Empirie, von dem in Anbetracht der im raschen Verlaufe eines Schuljahres erzielten Erfolge nichts übrig bleibt, als die durch einseitige Ueberschätzung eines bloß theoretischen Unterrichtes bedingte Ueberhehung. Von dem Gesichts- punkte der Ablehnung praktischer Unterrichtsmomente, die von Anstalten, die unmittelbar für das praktische Leben vorzubereiten berufen sind, nun einmal nicht abgelehnt werden können, verruöchte man auch den Nutzen des Handfertigkeitsunterrichtes, der Lehrwerkstätten, ja des Anschauungs- unterrichtes selbst zu bestreiten. Gerade durch dieses Lehrsystem wird der schwerwiegende Erfolg möglich, der in dem Erlernen des Vor- getragenen in der Schule besteht. Diese Leistung ist aber nie hoch genug anzuschlagen! Die im Zuge des programmrnäßigen Unterrichtes von dem Schüler zuwege gebrachte Bewältigung und Erledigung des Vortrags- stotfes im Lehrzimruer setzt Letzteren in den Stand, über einen ansehn- lichen Theil seiner freien Zeit verfügen zu können; er braucht, behufs geistiger Verarbeitung des Constructionsfaches, dann nicht bei schmau- chender Lampe seine Nachtruhe zu kürzen, vermag demnach übermäßige oder doch ermüdende Arbeiten, die seiner Sehkraft, sowie dem körper- lichen Gedeihen nachtheilig werden könnten, nach Thunlichkeit abzuweisen, und gewinnt so Muße, die allgemein bildenden Fächer, deren Gehalt und Nachwirkung im Leben den eigentlichen Brotstudien gleich zu achten sind, eingehend zu pflegen und so den Eckstein zu einer harmo- nischenGesammtausbildung zu setzen. (Schluss folgt.)