322 Durch diese kurzen Erklärungen mag der Inhalt des Theiles der Hermeneia, der hauptsächlich für den Techniker von Interesse ist, deut- lich genug vorgeführt worden sein, wobei auch die nicht ausreichend zu erklärenden Stellen Berücksichtigung fanden. Wenn einige Stellen ab- sichtlich übergangen wurden, so geschah dies entweder ihrer Unwichtig- keit halber, oder weil sie nur allgemein Bekanntes, in gar keiner Weise Misszuverstehendes enthalten. Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute. Weihnaohts-Aussbellung des Wiener Kunstgewerbevereina Sonntag den r. December wurde die Winter- (Weihnachts-) Ausstellung des Wiener Kunstgewerbevereins eröifnet. Die Ausstellung, an welcher nur die Mitglieder dieses Vereins theilnehmen, ist in den dem Vereine ständig zugewiesenen Räumlichkeiten im ersten Stockwerke des Museums untergebracht und enthält die hervorragendsten Leistungen der heimischen Kunstindustrie aller Branchen: Glas, Keramik, Bronzen, Kunstschlosserei, Textilarbeiten, Schmuck, Email, Silbergeräthe, Lederarbeiten, Fächer, Holz- galanteriegegenstände, Werke der reproducirenden Künste, Möbel etc. KiihnewAllsstellung. Die Ausstellung der Werke Professor August Kühnds wurde Sonntag den 24. November geschlossen. Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat November von 5468, die Bibliothek von 2164, und die Vorlesungen von 601 Personen besucht, Vorlesungen. Donnerstag den 7. November begann der Cyklus der Donnerstag- Vorlesungen und wurde von Custos Joseph Folnesics mit dem Vortrage: nDie An- fange des Schmuckes: eröffnet. Wir werden auf den lnhalt dieser Vorlesung in eplteren Nummern eingehend zurückkommen. - Am 14. November sprach Custos-Adjunct Dr. Michael Haberlandt aber vDie buddhistische Künste. Die Kunst des Buddhismus ist die erste Kunstrichtung, die in Indien -wenigstens für uns, die wir nach den erhaltenen Denkmalern zu urtheilen haben, zur Erscheinung kommt. Sie ist von Haus aus ein dem indischen Volke fremdes Ausdrucksmittel. Sie erscheint denn auch auf dem Boden des Buddhismus weit spater, als die litterarische Aeußerung, zum ersten Male zur Zeit Acokas, zum zweiten Mal im Nordwesten Indiens in den ersten vier nacbchristlichen Jahrhunderten, mit der sagen. graue-buddhistischen Kunstepoche - beidemal unter fremdem Einüuss stehend. Die Kunst der Acoka-Zeit, hauptsächlich Architektur und Sculptur, verleugnet ihre Abstammung von dem national- indischen Holzschnitzstil keineswegs, bekundet aber deutlich persischen Einßuss, in dem sich viel Vorderasiatisches, speeiell Griechisches, versteckt. Die graue-buddhistische Kunst- entwicklung, wie sie sich insbesondere in den Gandbara-Klostern bei Peschauer gelulllert hat, ist direct als ein Contactproduct zwischen dem Westen und Osten zu bezeichnen und auf die Hellenisirung Vorderasiens seit Alexanders des Großen und seiner Nachfolger Wirksamkeit zurückzuführen. lhre Fortwirkung hat sie in der hierarchischen Kleinkunst Tibets, sowie in der Kunst des Buddhismus in China und Japan gefunden. Die wissen- schaftliche Analyse hat eine Reihe von antiken Typen als die Vorbilder für gewisse buddhistische Typen nachgewiesen, so den Apollotypus fur die Buddhagestatl, einen Niketypus für Maya, die Mutter Buddhfs u. s. w. Um aber eine ausgeführte Geschichte der buddhistischen Typen, die bis auf die moderne Production leiten soll, zu geben, ist erst noch eine Vergleichung des chinesischen und japanischen Pantheona und der belieb- testen Compositienen mit der lkonographie des Lamaismus durchzuführen - eine Arbeit, die bislang noch völlig aussteht - aber erst auf diesem Wege, wie langwierig er auch sei, ist eine wissenschaftliche Archaeologie des Buddhismus möglich.