14 heute nirgends so hoch entwickelt wie bei den Engländern. Um nur Eines zu erwähnen, versteht es Niemand so gut wie der Engländer, die Hintergründe zu behandeln, besonders in den Landschaften. Wir Alle meinen, Bäume seien grün und der Himmel blau. Für die Engländer existirt dieses Vorurtheil nicht, sie wissen, ohne im geringsten unnatür- lich zu werden, die Farben der Bäume und des Himmels den Draperieen etc. in den Figuren anzupassen. Nirgends ist man aber für solche EHecte cmpfänglicher wie in Amerika. Der wunderbare Reiz einer amerikanischen Herbstlandschaft wurde oft genug geschildert. Von dem prachtvollsten Gelb bis zum glühendsten Purpurroth und Violet sind alle Nuancen ver- treten. Dazwischen noch Grün, Blaugrün und Gelbgrün in ungeahnten Comhinationen. lch behaupte, dass Amerika eine Fundgrube für Künstler ist, und nur alte Vorurtheile es noch verhindern, dem Ungewohnten, das einem auf Schritt und Tritt entgegen kommt, poetische Seiten abzu- gewinnen. Wenn amerikanische Besteller Glasmalereien in den schönsten Farben wünschen, so spricht sich hierin nicht immer nur Mangel an feinerem Kunstverständniss aus. Die Natur hat den Amerikaner zu solcher Farbenfreude erzogen, diese größte Künstlerin sein Auge an die brillan- testen Farbeneffecte gewöhnt. II. lndem ich mich zu den europäischen Anstalten wende. möchte ich vor Allem constatiren, dass die Ausstellung der Tiroler Glasmalerei von keiner anderen gleichartigen Anstalt in den Schatten gestellt wurde, vielmehr einen sehr hervorragenden Platz unter allen anderen einnahm. Dies wurde nicht allein von der Jury, sondern überhaupt allgemein an- erkannt. Besonderen Eliect riefen das Kolossalhild der Tirolia mit den Wappen und der amerikanischen Flagge, das große Triplet für den Erz- bischof von Toronto, die beiden Schilffenster für die Kathedrale von Manchester und das Fenster: Daniel in der Löwengrube für die St. Mi- chaelskirche in Rochester hervor. Von österreichischen GlasmalereiÄAnstalten habe ich sonst keine vertreten gefunden, dagegen eine ganze Anzahl aus dem Deutschen Reiche. Hier möchte ich die Bemerkung einilechten, dass die deutschen Institute - mit Ausnahme von Zettler 8! Mayer in München, die Vertretungen in Amerika haben und daher theilnreise wissen, wie dieses Absatzgebiet zu behandeln ist - ohne Rücksicht auf den amerikanischen Geschmack ausgestellt haben. Mit anderen Worten, sie schienen vorauszusetzen, dass der mittelalterliche und Renaissancestil, der in Deutschland gepflegt und als Ideal der Glasmalerei angesehen wird, auch beim amerikanischen Publicum Gefallen erregen kann. Ganz vergeblich haben sie Cabinetstücke dieses Genres sowie viele große Figuren, decorative Fenster u. s. w. aus- gestellt. Der Amerikaner hat nun einmal absolut keinen Sinn dafür, etwas nold-fashioneda in seine Wohnung einzuführen. Ferner lässt es