anderer kleiner Bauten, worauf er das Börsengebiude in den Kreis seiner Betrachtungen zieht, an dem besonders die harmonische Gruppirung seiner Theile gerühmt wird, wlhrend nach anderer Richtung ebenso wie bei Besprechung des Baues des Akaderniegebaudes manche künstlerische Bedenken rückhaltlosen Ausdruck finden. Einige Worte über den Einfluss des Meisters auf 'die Wiener Kunstindustrie, der sich namentlich in den hohen Anforderungen an die Soliditat und vollendete Ausführung wohlthatig äußerte, bilden im Zusammenhange mit anderen Betrachtungen das Ende _der langen und dennoch keineswegs ermüdenden Darstellung, die der Schilderung des großen Hauptwerkes Hansen's, das er selbst als den Abschluss und Höhepunkt seiner Künstlerlaufbahn ansah, des Parlamentsgebaudes, vorangeht. Ausführlich legt der Ver- fasser nun die Grtinde dar, die bei der Durchführung des Hansen'schen Planes maß- gebend waren, skizzirt die Geschichte des Baues, wobei er die Frage der Polychro- mirung in äußerst feinsinniger Weise behandelt, und führt uns sodann den Bau in seinen wesentlichen Einzelnheiten vor. Nachdem Hansen's Wirken als Lehrer in Betracht ge- zogen worden ist, folgt die Erzählung der Feier des 7o. Geburtstages des Altmeisters, an der besonders seine Schüler und Arbeitsgenossen begeisterten Antheil nahmen. Mit dem Briefe, den Ferstel kurz vor seinem Tode zu Hansen's Geburtstagsfeier schrieb, schließt der Abschnitt von Hansen's Meisteriahren in stimmungsvoller Weise. - Die Be- sprechung der letzten Lebensiahre Hansen's, das friedliche und befriedigte Ausklingen eines in unermüdlicher Arbeit verbrachten Lebens bildet den Schluss dieses vorzüglichen Buches, das zu den erfreulichsten Erscheinungen gehürt, die der Wiener Büchermarkt auf dem Gebiete moderner Kunstgeschichte in den letzten Jahren aufzuweisen hatte. Fs. in Les Artistes celebres. Les Boulle, par Henry Havard. 40 gravures. Paris, Allison 8c Co. 8". 90 S. M. 4. Das Pradicat eines i-Künstlerse, womit man Kunsthandwerkern gegenüber so spröde zu sein pGegt, wurde dem Andre Charles Boulle allezeit einstimmig zugebilligt. Auch glaubte man den Mann und seine Rolle in der Geschichte des Stils Louis XIV. ziemlich genau zu kennen, - weit genauer wenigstens, als dies den meisten seiner Be- rufsgenossen gegenüber der Fall ist. Und doch ergab die erste streng sachliche Bear- beitung des Lebens und Schaffens dieses Künstlers, dass unsere Kenntniss von dem- selben doch noch eine recht lückenhafte ist und manche Vorstellungen, die wir uns von seiner Stellung in der Kunstgeschichte gemacht haben, einer Berichtigung bedürfen. So findet es Havard noihwendig, auf das nacbdrücklichste darauf hinzuweisen, dass Andre Charles Boulle keineswegs als Erfinder des nach ihm benannten Möbelgenres gelten darf. Einlegearbeit in Schildpatt und Zinn wurde schon Jahrzehnte vor seiner Geburt (1641) getrieben; wahrscheinlich gab es Meister in dieser Kunst in der eigenen Familie Boulle's, von dem eine ganze Anzahl von Namensvettern aus schriftlichen Quellen an's Licht gezogen wurde, ohne dass es gleichwohl bis jetzt gelungen wäre, das genealogiache Verhaltniss zwischen denselben und insbesondere zu dem großen Andre Charles im Ein- zelnen festzustellen. Dass die Boulle's als Fremde nach Paris zugewandert waren, wurde allezeit als sicher angenommen und in der Regel von dem Namen auf niederllndische Abstammung geschlossen; doch ist wenigstens Einer von den Aelteren dieses Namens aus der Schweiz gekommen. Was dem Andre Charles B. seine überragende Bedeutung in der Kunstgeschichte verleiht, ist eben die Congenialitat, mit welcher sich das durch ihn vertretene Möbelgenre dem üppig-prunkvollen Stile des Sonnenkönigs so vollkommen anzuschmiegen gewusst hat, dass die Boulle-Möbel als die tretflichsten Repräsentanten dieses Stils überhaupt gelten können. Das so eigenthümlich geartete Genie des Mannes traf die richtige Zeit für seine Entfaltung, und umgekehrt; gearbeitet wurde in der gleichen Weise noch bis gegen die Mitte des 18, Jahrhunderts, aber die Werthschatzung, die diese namentlich von des großen Boulle Söhnen gefertigten Spatlinge noch immer genossen, war denn doch hauptsächlich eine auf die Achtung vor den früheren Erfolgen gegründete, also wasentlich eine antiquarische. Was wir von eigentlichen biographischen Details erfahren, ist recht gering, und selbst diese verdanken wir zum größten Theile einem Quellenmaterial ganz eigener Art: hauptsächlich Gerichtsacten, Mahnungen ungeduldiger Glaubiger, Zahlungsauftragen seitens des Gerichtes u. dgl. Diese Belege einer tief zerrütteten Wirthschaftslage ziehen sich durch das ,ganze Leben des Mannes, der es bis zu neunzig Jahren gebracht hat. Wir erfahren auch die Hauptursache seines misslichen Vermogensstandes: es war eine unbe- zlhmbare Sammelwuth, die seine Wohnung irn Louvre zu einem Kunstcabinet ersten Ranges gemacht hat. Als dann vollends ein nlchtlicher Brand im Jahre X710 den größten Theil dieser um Unsummen zusammengebrachten Sammlungen zerstörte, war der Ruin besiegelt. S0 konnte es geschehen, dass der Greis, der laut den königl. Rechnungen für seine zahlreichen Arbeiten für den l-lof - abgesehen von denjenigen, die er für Private