wie es heute in dieser Intensität nur mehr Japan aufzuweisen vermag. In der Erinnerung an diese Münzen rief Goethe, nachdem er zu Palermo das Cabinet des Fürsten von Torremuzza gesehen hatte, entzückt aus: v-Welch' ein Gewinn, wenn man auch nur vorläufig übersieht, wie die alte Welt mit Städten übersäet war, deren kleinste, wo nicht eine ganze Reihe der Kunstgeschichte, wenigstens doch einige Epochen derselben uns in köstlichen Münzen hinterließ. Aus diesen Schubkasten lacht uns ein unendlicher Frühling von Blüthen und Früchten der Kunst, eines im höheren Sinne geführten Lebensgewerbes und was nicht alles noch mehr hervor. Der Glanz der sicilischen Städte, jetzt verdunkelt, glänzt aus diesen geformten Metallen wieder frisch entgegenm In der That ist dieses älteste Geld an Schönheit der Arbeit, vor Allem aber in seinem unnachahmlichen Stilgefühle von keinem späteren mehr erreicht worden. Wer die prächtigen Lichtdrucktafeln von Percy Gardners uTfpeS of greek coinsu (Cambridge x883) durchblättert, wird sich, falls sein Auge nur einigermaßen empfänglich ist, davon über- zeugen; die Art, wie diese kleinen Darstellungen in den Raum componirt sind, wie sie in ihren engen Grenzen das Bedeutende bedeutend und doch so zierlich geben, alles das erzeugt in uns jenes glückliche, vor modernen Kunstwerken nur zu selten erweckte Gefühl, dass hier alles Wesentliche gegeben, nichts hinzu und nichts hinweg zu wünschen sei. Dazu kommt ein historischer Hintergrund, wie ihn, freilich in ganz an- derer Weise, nur noch die Münze des römischen Weltreiches aufweist: das weite Mittelmeer mit dem vielbewegten materiellen und geistigen Verkehre seiner Griechencolonien von den Küsten Spaniens und der Pro- vence bis zum Meeresstrande der lybischen Wüste und dem unwirth- lichen Miindungsgehiete der sarmatischen Ströme. Nähert sich die griechische Städtemünze darin, dass sie uns das Leben des Gemeinwesens wiederspiegelt, unserer heutigen Medaille, so fehlt ihr eine andere wichtige Seite derselben fast völlig: die historische. Für die althellenische Kunst ist dies Fehlen historischer Darstellung über- haupt bezeichnend; sie steht darin im Gegensatze zu der altorientalischen mit ihren weit ausgesponnenen Bilderchronilten, aus der sie hervor- gewachsen ist. Selbst das bedeutendste nationale Ereigniss, welches über das gesammte Althellas gekommen ist, der Freiheitskrieg gegen Persien, ist in der Kunst den heroischen Darstellungen der Amazonen- und Gigantenkämpfe parallel gesetzt und in deren Sphäre gehoben worden. Das wurde anders, nachdem Alexander von Makedonien auf seinem abenteuernden Siegeszuge die Thore Indiens durchschritten und den Orient eröffnet hatte. Bis nach Baktrien hinein herrschten griechische Höfe, herrschte griechische Sprache und drang der Einfluss griechischer Cultur. Aus ihren engen kleinstädtischen Beziehungen sahen sich die Hellenen als Herren auf einen uralten historischen Culturboden, in ganz neue große Verhältnisse versetzt: an den Höfen der Diadochen und Epigonen ging