alle möglichen und unmöglichen personificirten Begritfe herbeiruft, um seine Helden zu feiern. Freilich gehört der festliche Sinn der Venezianer oder die gewaltige sinnliche Kraft eines Rubens dazu, solch sprödetn Stoffe wirkliches Leben einzublasen. (Malereien des Dogenpalastes in Venedig, Leben der Königin Maria de Medicis in der Galerie des Luxem- bourg). Der römische Medaillon zeigt eine eigenthlimliche Entwicklung. Während im l. und z. Jahrhundert n. Chr. der Bronzemedaillon - in Italien durch das Schwergeld der Republik ohnehin populär - fast aus- schließlich herrscht, erscheint im 3. Jahrhundert der Silbermedaillen, der seinerseits im 4. Jahrhundert der Herrschaft des Goldmedaillons weicht, während die Bronze nunmehr gänzlich verschwindet. In diesem stufenweisen Aufsteigen zu immer größerem Materialprunke, dem das Sinken derkünstlerischen Arbeit nahezu proportionirt ist, liegt ein Symptom. Nicht nur von außen schwillt die Flut der Barbaren gegen das römische Reich heran, auch im Innern ist dies zersetzende Element stiller, doch nicht weniger geschäftig am Werke. Schon die Dynastie des Septimius ist fremden, semitischen Ursprungs; sie hat den Namen der Antonine nur usurpirt. Dann folgen aber die Soldatenkaiser, welche allen möglichen Barbarengegenden angehören; ihre Münzen zeigen ein Geschlecht, das in seiner äußeren Erscheinung weit von dem auch in der Hässlichkeit charaktervollen Römertypus früherer Zeit abweicht. Einige Zeit noch ist die Kunst des Stempelschneiders im Stande, mit treuer Realistik diese Barbarenköpfe nachzubilden; aber schon unter dem Geschlechte der Constantiner vermag sie dessen edlere Bildung nur mehr schematisch wiederzugeben. Von da an beginnt der nicht zu hemmende Verfall; das Porträt im eigentlichen Sinne verschwindet und macht einer andeutenden, lallenden Kindersprache Platz, die nur mehr durch Aeußerlichkeiten dürf- tigster Art den Dargestellten kennzeichnen kann s). Diesem Barbarenthum nun, das die römische Gesellschaft durch- sickert und auflöst, ihren Geschmack plebejisch und ihr Auge stumpf macht, imponirt natürlich nicht sowohl die schöne Form, als das kostbare Material. Wie die unscheinbare Bronze dem schimmernden Silber, dem gleißenden Golde Platz macht, so weicht in den Kaiserpalästen und in den Kirchen des neuen Glaubens die feinere Malerei fast gänzlich dem goldglän- zenden, mühsamen, in's Weite wirkenden Wandmosaik. Jene schweren pflindigen Goldmedaillons aber gingen als Ehrengeschenke - etwa wie heute die Orden - an die Barbarenhäuptlinge jenseits der Grenzflüsse, die das römische Gold in ihren Schatzkammern bewahrten und mit ins Grab nahmen. Die fast immer wiederkehrende stolze Inschrift dieser Stücke: Ruhm der Römer (GLORIA ROMANORVM) steht freilich in traurigem ') Bei den byzantinischen Münzen kann man, abgesehen etwa von der individuellen Bnrttracht (Konstnntinos Pogonaies, der Blrtige), höchstens mehr von einem Porträt des detaillirt behandelten Ccstümes sprechen.