andere von besonderer Größe nach Franz Hals, andere nach Rembrandt. Die Eigenthümlichkeiten beider so verschiedener Meister sind vortrefflich eingehalten. Zeigt Köpping in diesen Blättern Kraft und Freiheit der Hand, so weiß er sich auch mit der größten Zartheit abzufinden, wie unter - anderen das Blatt Froufrou nach Clairin erkennen lässt. Vielseitiger vielleicht als irgend einer seiner Kunstgenossen erscheint William Unger, Feinheit mit Kraft, Zartheit mit Tiefe vereinend und sich jeder Eigenthümlichkeit seiner Originale anschrniegend, ob er den modernen Meister wiedergibt, ob Franz Hals, Van Dyck, Rubens oder Rembrandt. Wenn man die großen Blätter nach Bildern der Liechten- stein-Gallerie betrachtet, den sogenannten Wallenstein von Van Dyck, den Harlemer Willem van Huythuysen nach Franz Hals, die Söhne Rubens, das Selbstporträt Rembrandfs mit dem Federbarett, so weiß man nicht zu sagen, worin der Meister seine Stärke besitzt, und wenn man dann alle die zahlreichen kleineren Arbeiten aus den Galleriewerken prüft oder das Selbstporträt der Malerin Elisabeth Lebrun, so muss man sagen, dass gerade diese Anschmiegsamkeit seiner Technik eine Haupt- eigenschaft Ungers bildet. Wer die Eigenthümlichkeit der verschiedenen Maler und Schulen kennt, wird mit Leichtigkeit in den Radirungen Ungers die Namen wieder erkennen, ohne den Katalog befragen zu müssen. Zwischen Köpping und Unger hat der Kupferstecher Sonnenleiter seinen Platz gefunden; es ist somit Gelegenheit gegeben, den Unterschied zwischen Radirung und Kupferstich unmittelbar zu studiren, dort die freie Hand, der Wechsel und die Mannigfaltigkeit der künstlerischen Ausdrucksweise, hier die Herrschaft der regelmäßigen, geschwungenen, anschwellenden und abnehmenden Linie, dort Leichtigkeit und Findigkeit, hier Mühe und Gebundenheit. Und doch möchte man trotz der Unfrei- heit und der unverkennbaren Mühseligkeit unter Umständen dem Kupfer- stich den Vorzug ertheilen, wenn man z. B. den Stich Sonnenleitefs nach Angeli's Porträt der Erzherzogin Marie Therese, oder die Köpfe des Fräuleins Dutnba und der Prinzessin von Meiningen betrachtet. Wir möchten zweifeln, ob die Radirung in gleich edler, vornehmer oder an- muthig liebenswürdiger Weise den Originalen gerecht werden könnte. Viel eher dürfte das der Fall sein mit Rubens' Liebesgarten, von dem neben dem ausgezeichneten Stich auch eine ganz vorzügliche Zeichnung ausgestellt ist. Wenn die anderen großen Meister der modernen Radirung, wie z. B. Waltner, in jener Abtheilung, welche rings den Vorlesesaal erfüllt, nur mit einzelnen Werken ihrer Kunst vertreten sind, so haben wir dafür eine größere Anzahl von Namen und Meisterwerken, an denen sich selbst französische, englische und deutsche Weise unterscheiden lassen. Es sind auch heimische Künstler darunter, wie Michalek und der aus der Schule Ungers und des Oesterreiehischen Museums hervorgegangene Alphons.