- Am 3. März sprach Custosadjunkt Dr. Alois Riegl über die Kunst in der Haus- industrie. Derselbe legte zunächst dar, wie verschiedenartige Erscheinungen man ins- besondere in Oesterreich-Ungarn mit der Bezeichnung nHauaitidustrie-t zu Belegen pflegt, und knüpfte daran die Beobachtung, dass sich gemäß den unterschiedlichen Ärbatten der Hausindustne auch das Verhaltniss der Kunst zu denselben in ganz wesentlicher, in grundsätzlicher Weise lndert. Der Nachweis dieses Sachverhalts wurde an der Ver- gleichung zweier Beispiele durchgeführt; von denen das eine aus dem äußersten Osien der Monarchie, von den Rumänen _in der Bukowina, das andere aus dem äußersten Westen, d. i. aus der vorarlbergischen Rheinniederung entlehnt war. Gemäß der Dar- legungen des Vorstehenden verhielten sicl-i diese beiden, topographisch und üitthschaft- lich diametrait entgegengesetzten Gebiete der Hausindustrie auch hinsichtlich der in ihnen gepllegten Kunst gegensatzlich, wie Vergangenheit und Zukunft zu einander. Der Ver- tragende ließ es sieh angelegen sein, den Vorzügen der die Vergangenheit reprlsentlrenöen östlichen Hsuslndustrie vollstlndig gerecht zu werden und glaubt sich dennoch berezh- tigr, seine Ausführungen mit trostvoller Hervorhebung der zuversichtlichen Erwartung schließen zu dürfen,- dass lach die moderne (westliche) Hluslhdustrie, nach Ueber- winduiig der durch mannigfache Umstände herbeigeführten Desdrlentitung der modernen Kunltbeväegung, künstlerisch vullluf befriedigende Resultate zu Tbgel fördern Werde.- Litteratur - Bericht. Geschichte der technischen Künste. Im Verein mit Albert Ilg, F. Lipp- mann, Fetd. Luthmer, Alois Riegl, Herrn. Rollet, Georg Stuclgbaüer herausgegeben von Bruno Buch et. Dritter Band. Stuttgart Berlin, Leipzig, Union, Deutsche Verlagsgesellschaft, 1893. gr. 8'. X , 6m S. M. 28. Mit diesem Bande gelangt dieses ausgezeichnete Werk zum Abschlusse, das eine hervorragende Stelle in der Litteratur des Kunstgewerbes einnimmt. Was wir schon bei der Besprechung des zweiten Bandes bervorhoben (Mittheil. des k. k. Oesterr. Museums i887, p. 82), müssen wir hier wiederholen: es gereicht der Arbeit nur zum Vortheil, dass durch das Ausscheiden von Mitarbeitern auch in diesem Bande dem Herausgeber der l-lauptantheil der Ärbeit zuHel. Bruno Buche: behandelte von den acht Capiteln des Buches vier, nämlich Capitel XI Bronze, Kupfer, Zinn, XIII Lederwerk, XV Glas, XVII Keramik, mit jener Verbindung voller Sachkenntniss mit feiner Iichtvoller Dar- stellung, die seinen Arbeiten eigen ist. Wie z. B. ist jener Wust von Litteratur über Keramik, der bisher dem Nichtfachmanne den Zugang zur Geschichte dieses Zweiges des Kunstgewerbes eher verwehrte, als dass er ihn an elockt hätte, mit Sorgfalt durch- gearbeitet, das Brauchbare verwerthet und so geschic t mit den eigenen Studien des Verfassers verbunden, dass dieses Capitel die Handbücher über Keramik nicht nur er- setzt, sondern ühertriHt, und zugleich als Führer durch den meist ungeordneten Notizen- kram dienen kann, der dieses Fach belastet. Nicht weniger gelungen sind seine anderen Capitel, besonders xGlasc, und man bewundert die Darstellungsltunst, die es ermöglichte, das Resultat von reichen Studien, eigenen und fremden, auf einigen Bogen zusammen- zudrängen, ohne dass irgend Wichtiges weggelassen, und ohne dass die Menge der Details irgendwie die Geschichte der Entwicklung überwucherte. Stockbauer be- handelt sDie kunstgewerblicben Eisenarbeitenc und sDie Möbelc, beides sehr gelungen; nur mochte man Wünschen, der Verfasser hatte den Möbeln des Alterthums und des Mittelalters, die vor den Möbeln der Renaissance die organische Gestaltung aus der Be- dingung des Materiales voraushahen, größere Beachtung geschenkt. Eine lehrreiche, an- regende Studie ist Luthniefs sBucbeinhandc. Alois Riegl war mit der Geschichte der Textilkunst wiss di_e schwierigste Aufgabe zugefallen, weil eine zusammenfassende Geschichte derse 'en bisher vollständig fehlte; er hat diese Aufgabe glänzend elöst. und man bedauert nur, dass in dieser schon vor Iä erer Zeit erschienenen Lie erung die inzwischen erschienenen Studien des Verfassers ü er diesen Gegenstand keinen Platz linden konnten. Die 28g Abbildungen sind zum größten Theile Ori inalaufnahmen bisher in der Kunstgeschichte nicht aufgeführter oder wenigstens nicht pu licirler Gegenstände. Das verleiht dem Werke noch einen speciellen Werth. F. W at-