109 Meisterwerke der deutschen Bildnerei des Mittelalters, ausgewählt und erläutert von August Schmarsow, aufgenommen und herausgegeben von Eduard v. Flottwell. I. Die Bildwerke des Naumburger Domes. Magdeburg, E. v. Flottwell. Fol. so Lichtdrucktaf. mit 57 S. Text _ in 4". M. 25. b "Wir freuen uns, hiemit eine musterhafte Leistung zur Anzeige bringen zu können. Z,u den guten Aufnahmen des Architektur-Photographen E. von Flottwell, welche dieser von den bildnerisehen Meisterwerken des Naumburger Domes gemacht hat, liefert Pro- fessor Schmarsow einen Text, der auf den Referenten den Eindruck eines künstlerischen Werkes ausgeübt hat, so schon und warm geschrieben, so klar und wohl abgerundet ist er. Schmarsow beschreibt die Stifter-Statuen im Dome, den Lettner mit seiner Kreu- zigungsgruppe und den Reliefs, das Grnbdenkmal des Bischofs Engelhard und als Anhang die Bildsaule eines Subdiacons, die als Pulttrager dient; er stellt sie in ihrem geistigen Zusammenhang: hin und weist ihnen den richtigen Platz in der Geschichte der deutschen Plastik an. Er erkennt, dass sie - mit Ausnahme des Pulttragers - der romanischen Kunstperiode angehören, als Höhenpunkte derselben; er spricht sich dagegen aus, dass man sie zum Ausgangspunkt der viel entschiedener von Frankreich beeinflussten gothi- sehen Stilrichtung machen will. Wir sind mit seinen Beschreibungen bis auf einige un- wesentliche Einzelheiten einverstanden, und glauben hier nur sagen zu dürfen, dass ein in wenigen Strichen gegebener Grundplan, auf dem die Stellung der Statuen (mit Zahlen) angegeben wäre, dem Leser wesentlich beim Auffassen der Beziehungen geholfen hatte. Die Lichtdrucke machen einen guten plastischen Eindruck, aber Ref. spricht seine Mei- nung dahin aus, dass eine etwas größere Scharfe der Aufnahme die plastische Wirkung nicht schldigen wurde. im Uebrigen soll an dem oben gegebenen Urtheile der Musterhaftigkeit dieses Werkes durch diese kleinen Bemerkungen nichts geändert werden. N-nn. i! Die Holzbaukunst Norwegens in Vergangenheit und Gegenwart von L. Dietrichson und H. Munthe. Mit St Tafeln und vielen Text- abbildungen. Berlin, Schuster St Bufleb, 1893. Fol. t28 S. M. 4.5. Das Werk der beiden Verfasser gibt zunächst die Geschichte der Construction der kirchlichen Holzbauten Norwegens, der -Stabkirehenu, von denen 32a bekannt ge- worden sind, die aber heute, bis auf a4, alle verschwunden sind. Der Weiterbestand der Mehrzahl dieser letzteren ist dem aVereine zur Erhaltung der norwegischen Alter- thumeru zu verdanken. Es folgt sodann die Schilderung des profanen Holzbaues der Ver- gangenheit und schließlich die norwegische Holzbaukunst der Gegenwart. Die beiden ersten Theile sind von Dietrichson bearbeitet, zum letzteren haben die Bauten Munthe's und Anderer das Material geliefert. Wir lernen die Stabkirche als eine den Forderungen des Materiales, des Holzes, angepasste Modiücation der romanischen Basilika kennen, auf deren Construction, nament- lieh auf die Dachconstruction, der Schiifsbau seinen Einfluss ausgeübt hat. Ohne Nägel oder Anker von Eisen sind die verschiedenen Theile derselben nur durch Einspunden und Einzapfen zusammengefügt. Eine fortlaufende, horizontal und vertical angebrachte Bngconstruction bildet nlchst dern Spundsystern die zweite charakteristische Eigenthtlm- lichkeit der Stabkirchen-Construction. Ußprünglich hatten alle Stabkirchen einen als Sprengwerk conatruirten offenen Dachstuhl, erat seit circa 1700 treten Bache oder gewölbte Deckenverschalungen auf. . Norwegen erhielt seine Kirchenform mit dern Christenthum von den britischen Inseln, die Stabkirche hat aber ihre wesentliche Entwicklung in Norwegen selbst ge- funden, denn die englischen Fachwerkshauten aus normannischer Zeit stehen weit hinter den norwegischen Kirchen zurück. Dagegen besteht zwischen den russischen, ruthenischen, ungarischen, schlesischen und mlhrischen Holzkirchen einerseits und den norwegischen andererseits kein Abstammungsverhaltniss; die ersteren sind alle junger als die nor- wegischen, ferner sind sie Blockhaus- und keine Stabbauten. - Die lltute erhaltene norwegische Holzkirche ist die zu Urnes, Stift Bergen, vom Ende des n. oder Anfang des n. Jahrhunderts mit irischer Ornarnentation; die best- erhaltene ist die zu Burgund, Stift Bergen, von circa xt 50. Die unter Konig Friedrich Wilhelm IV. von Preußen im Jahre 1341 von Vang, Stift Hamar in Norwegen, nach Brnckenberg in Schlesien übertragene Stabkirche ist den Deutschen am ldchtesten zugänglich. Sie stammt nngefahr aus dem Jahre m50 und gibt wohl von: Aeußeren, nicht aber von der inneren Anordnung norwegischer Stabkirehen einen richtigen BegriE. Ursprünglich dreischiffig mit nur vier Slulen im Innern, zeigt sie 3