11] Unseren gewerblichen Lehranstalten wie nicht minder Kunstgewerbetreibenden und Kunatfreunden wird diese treGliche Publication, deren Ausstattung der Verlagafirma zur Ehre gereicht, gewiss in hohem Grade erwünscht sein. H-e. O Ein Bildwerlt über das Musee d'Artillerie in Paris. Vor einiger Zeit kam uns ein Folioband zu, der den einfachen Titel führt: nMusee d'Artillerie-. Als Herausgeber erscheint das französische Kriegsministerium und als Ver- leger das photographische Atelier der technischen Artillerie-Section. Das Buch enthllt in 5a Lichtdrucken etwa tun hervorragende Gegenstände des genannten Museums. Außer einem Verzeichniss der Tafeln ist kein Text beigegeben; vorne Endet sich die gedruckte Bemerkung, dass von dem Werke nur 30 numerirte Exemplare abgezogen wurden; das- selbe bildet somit eine litterarische Seltenheit. Das Musee d'Artillerie, bekanntlich eine der ersten Sammlungen der Welt, beündet sich seit seinem Bestehen in militärischer Verwaltung und die Direction führte immer ein llterer, im Kriege verdienter Stahsofficier der Artillerie. Aus diesem Verhlltnisse ist schon zu entnehmen, dass die Thatigkeit der Directoren immer eine mehr cnnservirende gewesen ist und dass nur ein glücklicher Zufall es fügen konnte, wenn ein Ofücier von Talent und von über sein Fach hinausreichendem Wissen zur Leitung dieses großartigen lu- stitutea gelangte. Es wird daher die Thatsache begreiflich, dass über selbes nie ein Bildwerk erschienen ist und nur ab und zu einige an Ort und Stelle gefertigte Abbildungen von Gegenständen aus selben in französischen Werken zur Ansicht gelangten. Ein ein- ziges Mal verlautete die Absicht der Herausgabe eines Bildwerkes über das Museum. Die Anzeige darüber stand im Mnniteur von 1806. Aber die Schwierigkeiten scheinen so groß gewesen zu sein, dass die Ausführung unterblieb. Und nun diese überraschende Wendung, die man geradezu als einen Bruch mit den alten Traditionen, als einen Umschlag zum Besseren erklaren und verrnuthen kann, dass mit dieser beschrankten Ausgabe nur ein Vorläufer für ein entschiedeneres Auftreten in der Litteratur zu ersehen ist. Den ersten Anstoß zu dieser Wendung hat ein kenntniss- reicher, ungemein thatkrlftiger Ofiicier gegeben, der zur Leitung gelangt war, der Artillerieoberst Leon Robert, der unmittelbar nach Vollendung eines neuen, aus- gezeichneten Cataloges des Museums und dieser Ausgabe die Augen für immer geschlossen hat. Die unter den Verhältnissen kühne ldee Ware aber nie verwirklicht worden, wenn nicht an der Spitze des Ministeriums ein Mann gestanden ware, der im Stande war, auch einem über das rein Militärische hinausreichenden Streben Raum zu lassen: Freycinet. ich nehme in diesen Blättern von dieser Ausgabe Notiz, weil Watfensammlungen im Allgemeinen eine Fundgrube der Belehrung über den Geschmack in der decorativen Ausstattung und über die Decorationstechnik bieten und ich selbe nie lebhaft genug unseren Kunstindustriellen zum eingehendsten Studium anempfehlen kann. Wird man aus diesen von keiner Erklärung begleiteten und doch den Anblick der Originale weitaus nicht ersetzenden Blättern auch wenig kunsttechnische Details entnehmen können, so erfüllen sie doch den Zweck, im Allgemeinen anzuregen und, wie schon Semper in seinem Werke: sDer Stil in den technischen und tectnnischen Künsten- mit so lebhaften Worten es gethan, auf die ungemeine Wichtigkeit der eingehendsten Betrachtung von WaGensamrn- lungen im Allgemeinen hinzuweisen. Die ersten drei Tafeln bieten die Gesammtansichten des großen Saales der Harnische. Derselbe bildet einen langgestreckten, corridorartigen Raum, die Wande sind mit pracht- vollen Tapeten geschmückt; er ist aber leider überfüllt und die an den Wänden auf- gestellten Obiecte stehen in wenig günstigem Lichte. Nun folgen, meist zu zweien an- angeordnet auf tS Tafeln die ganzen Harnische. Wir machen da die Bekanntschaft mit einem meisterhaft ornamentirten Venetianer Harnische auf Tafel 7 (G. 77). Die Decoraüon ist von einer genialen Eründung, die Zierclemente klingen an orientalische Vorbilder an. Auf Talel in erblicken wir die unvergleichliche Halbrüstung, die in der Welt als cArrnure au: Lionst bekannt ist. Ich irre wohl kaum, wenn ich selbe dem Mailander Waffenschmied Giovanni Serabaglio zuschreibe. Die nächste Tafel n zeigt einen Halbharnisch von circa tggo, der an allen Flachen mit entzückend schün componirten getriebenen Ornamenten ganz überdeckt ist. Er wird in Paris für italienisch gehalten und die Zeichnung dem Giulio Romano zugeschrieben. Er ist aber gut deutsch und reiht sich an die Münchner Ornamentiatenschule des Hans Mielich. Aut Tafel 14 sehen wir jenen Haruisch, der t53g von Jörg Seusenhnfer in Innsbruck tür König Franz l. von Frankreich gefertigt wurde. Nie an den König abgeliefert, stand er bis 1806 im Schlosse Arnbras, in welchem Jahre ihn Napoleon l. von dort wegnehmen und nach Paris schaEen ließ. Von unnachahmliclier Schönheit ist der Harnisch Heinrich's ll. auf Tafel I5. Er ist zweifellos das Erzengniss