_122V
Excellenz v. Arneth, Curator Exzellenz Baron Chlumeckj, Curator
Graf Lanckoroiisky, Curator Dumba, Curator Dr. Figdor, Bürger-
meister Dr. Grübl, der Director der Stadrbibliothek Dr. Glossy, der
Custos der Hofbibliothek Ch melarz, Inspector Sch önbru n ner, Professor
Guglia, ferner Hofrath v. Falke, Reg-Rarh Bucher, Custos Folnesics,
Scriplur Ritter und die Custosadjuncren Dr. Riegl, Dr. Masner und
Dr. Leisching. - ln das Executivcomite, welches die Beamten des Oesterr.
Museums bilden, wurden außerdem die Herren Cuslos Chmelarz, Di-
rector Dr. Glossy, Professor Guglia und Inspector Schönbrunner
gewählt.
Das Rankenornamenv).
Von Alois Riegl.
Demjenigen, der gewöhnt ist, die modernen Erzeugnisse der deco-
rativen Künste auch auf das daran zu Tage tretende ornamentale Detail
hin genauer zu prüfen, wird es nicht entgangen" sein, dass unter allen
den verschiedenen heutzutage in Gebrauch stehenden Ornamentformen
diejenigen von pflanzlichem Charakter verhältnissmäßig noch immer
den breitesten Raum einnehmen. Suchen wir uns vor Allem die haupt-
sächlichsten Gründe für diese Erscheinung klar zu machen.
Für's Erste scheint uns von den drei großen Reichen, in die wir die
Hervorbringungen der Natur zu scheiden pflegen, eben das Pflanzenreich
schon an und für sich die größte Eignung zu besitzen, um die Vorbilder
für die Composition decorativer Kunstformen abzugeben. Das geometrische
Ornament, das seine Urbilder aus dem Mineralreiche schöpft, ist zu ab-
stract, zu leblos, als dass eine höhere anspruchsvollere Stufe des Kunst-
wollens sich damit begnügen könnte. Greift die Decoration dagegen
nach Vorbildern aus dem animalischen Reiche, so gcräth sie in das ent-
gegengesetzte Extrem: die Angehörigen des Thierreichs entfalten eine so
energische Bethätigung des Lebens, dass in dieser Beziehung ihre Nach-
bildungen im leblosen Stoff mittels der Kunst immer hinter der natür-
lichen Erscheinung werden zurückbleiben müssen. Namentlich wo der
Mensch, die Krone des animalischen Naturreichs, als Kunstform auftritt,
dort macht sich der Zwiespalt zwischen Vorbild und Abbild in der augen-
fälligsten Weise geltend. Man trachtet darum am Kunstwerke das ewige
Verharren des Menschen in einer und derselben Stellung zu motiviren,
indem man der Darstellung eine außerhalb der künstlerischen Idee liegende
gegenständliche Bedeutung unterlegt: man schafft so eine Allegorie, eine
Genrescene, ein Historienbild. Die Aufnahme der menschlichen Figur
unter die Kunstformen hat mithin zur unausweichlichen Folge das maß-
gebende Auftreten von Tendenzen, die außerhalb des eigentlichen, deco-
rativen Kunstzwecks liegen und diesen letzteren nothwendigermaßen in
') Vortrag, gehalten im k. k. Oesterr. Museum am 14. December 1893.