MITTHEILUNGEN DES K. K. OESTERREICH. MUSEUMS KUNST UND INDUSTRIE. Monatschrihf; kxzlzxlstgewerbe. Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums. Im Commissionsverlag von Carl Gen-um's Sohn in Wien. Abonnementspreis per Jahr G. 4.ü Nr. 106. (349). lIVIlEN, (Sctober .894. N. F. 1x. Jahrg. Inhalt: Zur Frage der „Polcntcppicheü Von Alols Riegl. - Die Weltausstellung in Antwerpen. Von Dr. Ed. Leisching (Schluss) - Ueher Zelchenferligkci! und ihre Anwendung in der Praxis. Von Hans Macht. (Form) - Angelegenheiten des Oeslcrr. Museums und der mit demselben verhun- dcnen Institute. A Littemtnrbericht. - Bibliographie den Kunugewerhes. - Notizen. Zur Frage der „Polenteppiche". Von Alois Riegl. ln Folge der Wiener Teppich-Ausstellung vom Jahre 1891 und der dadurch in Fluss gerathenen literarischen Untersuchungen sind wir in der Frage der t-Polenteppicheu, die unter Hinblick auf das darin begriffene Verhältniss zwischen abend- und morgenländischer Kunst eines bedeut- samen kunsthistorischen Hintergrundes keineswegs entbehrt, nunmehr so weit gekommen, dass alle Welt überzeugt ist, die sogenannten vPolen- teppichen wären eigentlich keine Polenteppiche: nicht auf dem Terri- torium des ehemaligen Königreiches Polen, sondern irgendwo auf orien- talischem Boden, haben wir die Webstühle zu suchen, auf denen sie gefertigt wurden, und zwar sind die Webstühle höchst wahrscheinlich in den landesherrlichen Luxus-Manulacturen der persischen Schah's zur Zeit der Mittagshöhe sefidischerMachtentfaltung (etwa zwischen 1580 und 1680) gestanden. Aber gibt es darum überhaupt keine Polenteppiche? Hat man nicht trotzdem in Polen Knüpfteppiche erzeugt, die freilich den bisher sogenannten wPolenteppichenu sehr unähnlich gesehen haben mochten? Nun existiren in den großen europäischen Sammlungen mehrere Knüpfteppiche, die in ihrem Kunstcharakter von den unzweifelhaft orientalischen in ganz unverkennbarer Weise abweichen. Man hat die- selben namentlich mit spanischer Herkunft in Verbindung zu bringen gesucht: ob mit Recht, mag hier dahingestellt bleiben. Nur soviel in- Jahrg. 1894. I5