189 vom besten Willen, theils an vorhandene Traditionen anzuknüpfen, theils neue Industriegebiete zu betreten. Hervorzuheben sind die Leistungen der Webeschule in Okno, deren Kilim's durch wohiabgewogene Farben einen sehr günstigen Eindruck machen. Herr v. Fedorowicz, der Haupt- förderer dieser Schule und der beiden Schulen für Töpferei und Wagnerei in Touste, hat durch Ankauf alter Bauernteppiche für gute Vorbilder gesorgt, und so eine nationale nVolkskunslv gefestigt, die auf dem besten Wege war, durch die moderne Theerfarbenvlndustrie zu Grunde gerichtet zu werden. (Schluss folgt.) Ueber Zeichenfertigkeit und ihre Anwendung in der Praxis. Von Hans Macht. I. (Fortsetzung) Wie sicher, wie vollkommen bewusst der Grieche die menschlichen Körperformen beherrschte, wie sehr er hiebei der positiven Kenntniss, nicht etwa dern vagen Nachempfinden folgte, kann an manchem Vasen- bilde evident nachgewiesen werden. Einige wenige vorgeritzte Striche dienen als erster Entwurf, die Verhältnisse im Ganzen und Großen nur andeutend. Stets unverändert auflindbare Stellen des Skelettes, die "fixen Punkte der Knochenu, wie wir sie wohl heute zu nennen pflegen, werden durch häkchenförmige kurze Striche bezeichnet und hierauf im Anschlusse mit unglaublicher Sicherheit die Contouren haarscharf gezogen. Dabei werden zumeist die Muskeln ihrer Hauptwirksamkeit nach in gruppen- weiser Zusammenfassung, ohne Rücksicht auf die oft deutlich zu beob- achtenden Grenzen der einzelnen, gezeichnet. Als Hauptsache erscheint, dass die antagonistisch wirkenden Partien im Ganzen und Großen deutlich auseinander gehalten sind. Dies alles deutet an, dass die Naturformen nicht etwa nur auf das genaueste beobachtet und gewissenhaft wieder- gegeben, sondern, und zwar in erster Linie, vollkommen ver- standen wurden. Hier wie anderwärts finden wir es im Wesen stilvoller Kunst- Schöpfung gelegen, dass ihre Größe nicht nur allein in ihrer Wahrheit zu suchen ist, sondern in nicht minderem Grade in ihrer durch weise Beschränkung der Mittel erreichten klaren Einfachheit. Dieses Genügen an dem einmal sicher Erreichten tritt wohl am deutlichsten durch den Umstand zu Tage, dass die ersten Versuche der Wiedergabe von Schatten und Licht einer verhältnissmäßig jungen Periode angehören. Positives über die ältesten Beispiele schattirter Darstellungen anzugeben ist unmöglich. Aber ein wichtiges Zeugniss für die Annahme eines Zeitpunktes, zu welchem die Schattendarstellung in der Kunst als etwas Neuartiges besondere Aufmerksamkeit erregen musste, ist die Nach-