Eine zweite, fast nicht minder zahlreiche Gruppe von Gegenständen besteht in jenen Kästchen, welche, wie es scheint, im mittelalterlichen Hause besonders beliebt waren und theils nur zum Schmuck als Zier- gegenstände, theils aber auch zu rnannigfachem Gebrauche dienten, wie z. B. als Schmuckcassetten oder als Behälter für das Arbeitszeug und Arbeitsgeräth der Frauen. So reich ihre Zahl, so rnannigfach ihr Ge- brauch, ebenso mannigfach ihr Material, ihre Verzierung und ihre Form. Wir finden sie von Holz, von Bein und Elfenbein, mit Ornamenten und Figuren beschnitzt, mit lntarsia belegt, bemalt und mit zierlichem Eisen- werk überzogen. Wir i-inden sie insbesondere zahlreich von Leder mit der alten eingeschnittenen oder im Relief erhöhten Technik, auch farbig verziert. Alle nur irgend vorhandenen Arten aus dem 14. und 15. Jahr- hundert sind in dieser Collection vertreten, aus welcher sich die moderne Galanteriefabrication eine Fülle verwendbarer Motive holen könnte. Zu dieser Gruppe gehören auch eine Reihe Lederetuis für allerlei schnei- dendes Geräth, wie es im Hause oder zur Toilette von Männern und Frauen gebraucht wurde, Messer verschiedener Art, Scheeren, Zangen, die alle ebenfalls zahlreich vertreten sind. Dazu kommen Handspiegel mit ihren Elfenbeinrücken, Kämme von Holz und Bein, Nadelkissen und Nadeln, Schuhanzieher, Löffel, Vorlegemesser, Tranchirmesser und Tranchir- gabeln u. s. w. Das Meiste von all" diesen kleinen Gegenständen des Hand- und Hausgebrauches stammt aus der Sammlung des Dr. Figdor, welche wirkliche Gebrauchsgegenstände in erster Linie berücksichtigt. Als dritte, oder wenn man will, vierte umfassende Gruppe nennen wir das Beleuchtungsgeräth, das nicht nur überraschend reich in Zahl und Formen vertreten ist, sondern auch an Alter die anderen Gruppen übertrilft. Viele der vorhandenen Leuchter, zumal diejenigen mit Gruben- schmelz, stammen noch aus der Epoche des romanischen Stils. Ihre Art ist bekannt genug. Dann gibt es Leuchter in Gelb- und Rothguss rnit Thierfiguren in oft seltsamer barocker Verwendung, dann große und kleine Leuchter von Eisen, oft von nicht minder seltsamer Bildung, alle für Kerzen bestimmt. Diese Beleuchtungsgegenstände reichen vom 12. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Dann gelangen wir, wenn wir etwa dem Gange im Saal Vll folgen, zu den Eisenarbeiten, welche uns in mannig- fachster Gestalt entgegentreten: als Thürbeschläge, als Thütklopfer und Thürrosetten und Ampeln, als Schlösser und Schlüssel, als Instrumente wie Hammer und Zangen und sonst von mannigfaltiger Gestalt und Be- stimmung. Einige Uhren des 15. Jahrhunderts, Siegelstöcke, Messstäbe u. A. schließen sich daran. Wir haben auch hier ganz vorzugsweise Figdofschen Besitz. Die verschiedenen Metallgerätbe für die Küche und den Tisch, Kochgeschirre, Wasser- und Weinbehälter, Kannen und'TrinkgeFaße bilden wieder eine besondere Gruppe, welche in zwei großen Vitrinen des Saales Vl Aufstellung erhalten haben, Eigenthum verschiedenen Besitzes,