Maler Hans Raphon aus Northeim als der wahrscheinliche Schöpfer des größten Theiles des Bilderschmuckes im Rathhause zu Goslar bezeichnet. ln dem vorliegenden Werke nun unterzieht Müller-Grete die Goslarer Rathhausbilder einer eingehenden stilkritischen Untersuchung und ausführlichen Besprechung. Aber noch während der Drucklegung der Resultate seiner Studien hat bereits R. Engelhard in den nBeitragen zur Kunstgeschichte Niedersachsens: (Osterprogramm 1891 des Konigl. Progymnasiums zu Duderstadt) den Nachweis erbracht, dass Kratz seine Angaben auf keine Urkunde, in welcher von einer Berufung des Michael Wolgemut zur Ausmalung des Rathhaussaales zu Goslar die Rede ist, stützte, sondern einzig auf eine seinerzeit von Kratz selbst angefertigte, in der Biblio- theca Beverina zu Hildesheim befindliche Abschrift eines Goslarer Kammerei- Registers von 150:. Dieses Register enthalt (in der Abschrift) folgende Stelle: Van inkomenden bruweren 59K. rnekel wolgemoet. Daraus zog nun Kratz den ganz willkürlichen Schluss, dass Michael Wolgemut aus Nürnberg zur Ausmaluog des Rathhaussaales nach Goslar berufen und dort 1501 als Bürger in die Goslarer Brauergilde, der vornehmsten Zunft in Goslar, aufgenommen worden sei. Kratz hat überdies falsch gelesen, denn der Name lautet in dem Goslarer Original nicht Mekel oder Michel, sondern Nickel Wolgemoet, und dieser war nach erhaltenen Urkunden aus den Jahren 1503 und 1506 Goslarischer Bürger und Vorsteher der Frankenberger Gemeinde. Das Facsimile der bezüglichen Stelle aus dem im Stadtarchive zu Goslar bewahrten Original des Kämmerei-Registers von 1501 bringt Müller-Grete auf Seite 3a seines Buches. Er erganzt in demselben in höchst danltenswerther Weise die Beschreibungen der Goslarer Bilder in den citirten Werken von Mithoif, auch einige Angaben bei Thode, und gelangt am Schlusse seiner Unter- suchungen zu dem Ergebniss, dass die Wand- und Deckenmalereien im Huldigungs- zimmer und in der Capelle des Goslarer Rathhauses in den ersten Jahren des 16. Jahr- hunderts bis 1506 höchst wahrscheinlich auf Grund einer Stiftung des damals amtirenden Bürgermeisters Johannes Papen entstanden und zum größten Theile von dem Northeimer Maler Johann Raphon, welcher am Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts in der nächsten Umgebung von Goslar, in Göttingen, Eimbeck, Braunschweig, Halber- stadt thatig war, zum Theile von einem seiner Schüler ausgeführt wurden. Dem Buche sind als Einleitung eine sehr lesenswerthe Abhandlung über deutsche, speciell nieder- sächsische Rathhauser im 14. und I5. Jahrhundert und ein ausführlicher lixcurs über einige Sibyllendarstellungen des 15. und 16. Jahrhunderts und über ihr Verhaltniss zu denjenigen im Goslarer Rathhause beigegeben. R_r. i Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau. 1892, October. A. Benis hat im stadtischen Archive zu Krakau zo lnventare von Buchhandlungen und Bibliotheken aus dem 16. Jahrhundert aufgefunden und denselben interessante Mit- theilungen über die damalige Bedeutung Krakaus als Mittelpunkt und Stapelplatz des Büchermarktes für Polen und Ungarn entnommen (Materyaly do histuryt drukarstwa i ksiggarstwa w Polsce). Die dortigen Buchdrucker und Buchhandler waren damals schon unabhängig von der Universität. Die lnventare liefern ein Bild nicht nur der Druck- und Verlagsthatigkeit in Krakau, sondern zeigen zugleich, welche Litteraturzweige und welche Autoren in Polen vorzüglich begehrt waren. Unter den 140a polnischen, lateinischen und deutschen Werken der Verzeichnisse der Buchhandlungen von Michael Scharifenberg und Florian Ungler fand Benis eine beträchtliche Anzahl, die in den bibliographischen Hand- büchern nicht vorkommen. Ungler führt auch seine Schriftgattungen an, darunter griechische Lettern. i B. Historie bindings in the Bodleian-Library, Oxford, with reproductions of twenty-four of the first bindings fully described by W. Salt Bras- sington. London, Satnpson Low, Marston and Comp., 1891. 4". XLIV, 64 S. M. 120. Wir haben hier eine prächtige Blüthenlese aus der großen Anzahl kunsthistorisch bedeutender alter Einbände dieser weltberühmten Bibliothek vor uns. Von etwa 500 ausgewählten Exemplaren wurden, wie der Herausgeber erzählt, zuerst ihrer 40 photo- graphisch aufgenommen und von diesen 24 der am besten gelungenen Aufnahmen zur Publication bestimmt. ln vorzüglichen Lichtdruclten mit chromo-lithographischem Unter- druck bilden nun diese 14 Beispiele eine außerordentlich getreue Wiedergabe der Ori- ginale und sind der eigentliche Kern der Publication, an welchen sich der beschreibende Text, in der Art eines ausführlichen Kataloges gearbeitet, anschließt. Diesem Theile des Buches geht eine umfangreiche Einleitung voraus, in welcher der Verfasser die Gründungs- und Entwickelungsgeschichte der Bodleiana und die damit