322 schicksalschweren Jahren vor ihrer Hinrichtung, gemeinsam mit Madame Elisabeth gestickt worden ist. Einen Ehrenplatz hat ferner in der Section re uspective die Abtheilung des bekannten Wiener Sammlers Herrn Dr. Albert Figdor behauptet, von dessen Ausstellungsobjecten die Pariser Kritik das Urtheil gefällt hat, dass dieselben den clou, den Nagel dieser ganzen Section gebildet hätten. Von retrospectivem Standpunkte pflegen wir auch die Arbeiten einerseits der sogenannten tiationalen HLILISlDLllJSIFlC, oder sagen wir besser der Volkskunst, andererseits der exotischen Productionsgebiete, vornehm- lich des Orients, zu betrachten. In ersterer Beziehung hatte man von dem zweifellos interessantesten Staatsgebiete, das da in Frage kommt, von Oesterreich-Ungarn, ausgiebige Betheiligung erwartet. Aber gerade die an solchen Arbeiten reichere Reichshälfte, die ungarische, hatte über- wiegend Stickereien internationalen Charakters eingesandt, die allerdings eine höchst werthvolle Bereicherung der retrospectiven Abtheilung nach anderer Seite bedeuteten. ln der diesseitigen Reichshälfte war es das Lemberger Museum, das in ähnlicher Weise zwar prunkvolle Sticke- reien, aber wenig eigentlich Nationales eingesendet hatte. Dagegen war das böhmisch-mährische Gebiet von Prag aus mit einem eigenen Pavillon vertreten; von kroatisch-serbischen Arbeiten hatte das Agramer Museum eine gewählte Anzahl beigestellt. Eine Auswahl aus sämmt- lichen Gebieten Oesterreich-Ungarns, wo, sei es ein nationales Costüm, sei es eine eigenthümliche locale Textilkunsl existirt, hatte entsprechend seiner centralen Stellung und Aufgabe das Oesterr. Museum zur Aus- stellung gebracht, wobei es vom Olmützer slavischen Museum, den Herren v. Fedorowicz (Galizien), Dr. v. Zotta (Bukowina) u. A. düflkßllS- werthe Unterstützung gefunden hatte. Der eigentliche Orient, d. i. Westasien, war durch Beiträge des k. k. österreichischen Handelsmuseums sowie einiger privater Sammler vertreten. Einen sehr genussreichen Anblick gewährte die Exposition der französischen Colonialregierutig mit ihren Arbeiten aus Tonking. Dieser Reichthum an Farben und Formen, diese unendliche Abwechslung an Techniken, wie wir sie an den ostasiatischen Arbeiten zu schätzen gelernt haben, hier aber in sorgfältiger und geschmackvoller Auswahl zusammen- gestellt! Der Schmuck allein verdiente ein eingehendes Sonderstudium, ebenso eine Anzahl überraschender Steinschneidearbeiten. Figurenreiche Gemälde auf Seide schilderten das weibliche Leben in Ostasien. Weniger unmittelbares Kunstmaterial boten die übrigen Colonien, namentlich Afrika und Westindien. Da nahm man die Zuflucht zu den gewaltthätigsten Dehnungen und Streckungen des Programmes. Ein Reisenecessaire hatte z. B. Aufnahme gefunden, weil die Rohmaterialien, aus welchen sein Inhalt gefertigt war - Elfenbein, Schildkrot, Perlmutter - von den Colonien geliefert wurden. Da hätte man offenbar ebensogut Kaffee und Pfeffer ausstellen können. Mit etwas mehr Berechtigung hatte eine An-