weis auf ihre Kunst mag ja genügen, die Bedeutung so mancher alten Kunst- und Stilregel unseres Welttheils zu nichte zu machen. Sie brauchen ja doch nur - so hören wir mitunter versichern - hineinzugreifen in die Fülle des von der Natur Gebotenen und frisch und frei zu schaden, voll Lust und unbeirrt von Regelzwang, nur dem ihnen innewohnenden Gefühle folgend, welches sie hinweist auf die Schöpfung selbst, die ihnen Lehrmeisterin und Vorbild zugleich ist. Doch sehen wir nur näher zu, so werden wir gewahr - und für Wissende ist dies'kein Geheimniss - dass auch dort, wo die Kunst der Japaner nur in exacter Beobachtung und Wiedergabe des Geschauten zu bestehen scheint, sich eine auf Jahr- hunderte alte Schulung basirte Kunstübung zeigt, welche es versteht, nach bewährter Erfahrung das Brauchbare vom Unbrauchbaren zu scheiden, das Taugliche von der günstigsten Seite zu erfassen und bei der Wieder- gabe desselben in Form und Farbe. haushaltend mit den zu Gebote stehenden technischen Mitteln, von allem Unwesentlichen abzusehen. Dabei ist Jegliches auf seinem Platze. - So zeigt sich uns hinter dem zufällig Gegebenen das sorgfältig Gewählte, hinter dem natürlich Günstigen das Wohlgeordnete. Freilich sieht der in diese reine, bei allem Reich- thum maßhaltende Kunst nicht näher eindringende Beschauer die Natur vor Augen und nur die Natur, ohne zu ahnen, wie vieles von dem Natür- lichen als unbrauchbar abgestoßen werden muss; mit wie Wenigem die Kunst ihr Auskommen findet. Dieses WNenige aber wird wieder nicht unwesentlich modificirt durch das Materielle der Darstellungsmittel. Man betrachte, wie virtuos alle der Thier- und Pflanzenwelt entnommenen Typen mit anscheinend un- zureichenden Mitteln dargestellt sind; wie das Urbild, nur auf dem Wege einer Uebersetzung wiedergegeben, dennoch den höchsten Grad der Glaub- würdigkeit behält, ob sich der Künstler nun der kräftigen und einfachen Formen des Messerholzschnittes bedient oder der strengen und reichen der Nadelmalerei, oder auch der so ungemein durch die Technik ein- geschränkten der Stegemailen u. s. w. Welches Abstractionsvermögen ist nicht hier nöthig, um ungestört durch die verwirrende Fülle alles Geschauten das klare Bild in seiner Allgemeinheit zu üxiren und zu übertragen! Auch hier kann ungescheut behauptet werden, dass die wich- tigsten Eigenthürnlichkeiten der japanischen Kunstweise nur auf dem Wege traditioneller Verpflanzung erhalten, verbreitet und entwickelt werden konnten. Die außerordentlich vollkommene Beherrschung der Materie, wie sich dieselbe bei den Kunstleistungen Japans documentirt, wurde oftmals sogar ausschließlich in den Vordergrund zu stellen versucht. (Schluss folgt.)