Michel zu erinnern. Später gewährte vor Allem der Hoftiteltaxenfonds die Mittel für die Ausführung bedeutender Aufgaben ohne die hemmenden Fesseln der Rücksicht auf Marktgeschmack und Marlttpreis oder auf die Laune der Besteller. Es konnten Talente aus dem Dunkel hervorgezogen, vergessene oder neue Arten der Technik versucht, die allgemeine Auf- merksamkeit euf Typen oder Stilformen gelenkt werden, die von der Mode nicht beachtet waren. So ist in dem Laufe dieses Vierteljahrhunderts eine große Zahl von Gegenständen geschaiTen worden, die das günstigste Bild von der Leistungsfähigkeit unserer Kunstindustrie in allen ihren Zweigen geben, und mit Leichtigkeit konnten deren fünfzig für die Darstellung durch die graphische Kunst bestimmt werden, ohne dass damit die Reihe vor- züglicher Arbeiten erschöpft wäre. Die Wahl des Reproductionsverfahrens bot ebensowenig Schwierigkeit, vielmehr die willkommene Gelegenheit, die Radirschule als wirklich inte- grirenden Theil der Anstalt vorzulühren. Eine gewisse Freiheit der Bewegung muss dieser Abtheilung ebenso wie denen für Malerei und Plastik gewahrt, sie darf nicht auf das unmittelbare Bedürfniss der Gewerbe beschränkt werden; allein die Befriedigung eben dieses Bedürf- nisses bleibt immer die Hauptaufgabe der Schule, und es kommt ihr daher zu, die bisher vielfach verkannte Bedeutung der Aetzkunst für die Wiedergabe kunstgewerblicher Objecte zur Geltung zu bringen. Die großen Dienste, die uns die Photographie und die auf ihr beruhenden Vervielfältigungsarten leisten, sollen gewiss nicht unterschätzt werden; sie ermöglichen die Bereicherung des Lehrmittelschatzes in früher nicht geahntem Umfang und mit verhältnissmäßig geringen Kosten, doch bleibt bei allen Kunstwerken, die nicht in einer Ebene liegen, vollkommene Genauigkeit in der Wiedergabe der Verhältnisse unerreichbar, und die Natur vieler Stoffe bereitet kaum liberwindliche Schwierigkeiten, vor Allem jedes glänzende Metall. Umgekehrt ist der Radirer, der den Gegenstand mit aller Treue zeichnet, auch im Stande, das Material und das" Spiel des Lichtes vermittelst der Aetzung so zur Anwendung zu bringen, dass beinahe Farbenwirkung erreicht wird. Dieser Vorzug kann nun noch erhöht werden durch Heranziehung des farbigen Druckes. Von der vorjährigen Ausstellung im Museum her sind noch die von einer bemalten Platte gedruckten Stiche, Radirungen, Schabkunstblätter wohl in Erinnerung. Aber abgesehen von einigen Grabstichelarbeiten Peter Schenk's sahen wir diese Manier nur für Figutenbilder, vorzugsweise Bildnisse, und Landschaften benutzt. Die gedachte Publication wird also etwas so gut wie gänzlich Neues bringen, indem sie dasselbe Verfahren für Werke aller der Künste, die man technische oder gewerbliche nennt, anwendet, und es lässt- sich hoffen, dass dieses Beispiel nicht ohne Nachahmung bleiben werde.